Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter

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SOL bereits höchst unterschiedliche Rollen hatte spielen müssen, trug er auch diese mit Fassung.
    Hinter dir!, zischte der Logiksektor.
    Er fuhr herum. Ein Vystiden-Anführer und sechs Haematen kamen durch den Korridor auf ihn zu. Ihre Gesichter glühten förmlich im Bewusstsein, soeben einen Sieg errungen zu haben. Der Vystide riss den Arm hoch, deutete auf Atlan und fragte mit schneidender Stimme:
    »Halt! Wer bist du ... und was willst du mit dem ... Ding?«
    Atlan versuchte, seine Überraschung in halbwegs glaubhafte Demut zu verwandeln. Er gab sich scheu und unsicher und erwiderte:
    »Ich bin Esen Boga, Bruder der sechsten Wertigkeit. Ich glaube, ich habe eine Waffe gefunden.«
    Augenblicklich war der Arkonide von den Soldaten umringt. Der Vystide baute sich vor ihm auf.
    »Eine Waffe?«, schnarrte er. »Erkläre!«
    »Man hat mich geschickt, um Material zu holen. Wir beseitigen dort hinten in einem Korridor die Kampfspuren, und ...«
    »Schon gut! Schneller! Das ist tatsächlich eine Waffe. Woher hast du sie?«
    Ein Haemate stieß Atlan hart mit der Schulter an. Der Arkonide entspannte seinen Körper und schlug gegen die Wand des Korridors. Er ließ die Waffe los. Das Ende des langen Stabs sackte auf den Boden, der Stab kippte um. Ein Haemate fing ihn auf und verbrannte sich die Hände an der heißen Mündung. Er schrie auf und fluchte laut. Schützend hob Atlan die Unterarme vor sein Gesicht.
    »Woher hast du die Waffe?«, schrie der Vystide. Er kümmerte sich nicht um den Mann, der auf einem Bein sprang und auf seine Handflächen blies. Zu Atlans Bedauern war es nicht derjenige, der ihn angerempelt hatte.
    »Wie ich schon sagte: Ich habe sie gefunden. Dort drüben.« Der Arkonide machte eine vage Geste.
    Der Vystide streckte die Finger aus, packte die Waffe am kühlen Ende und hätte beinahe den Auslöser berührt. Abwartend stand Atlan an der Wand und bemühte sich, möglichst einfältig auszusehen. Der Anführer hantierte inzwischen eifrig mit der Waffe.
    »Hau ab, Rostjäger!«, sagte er. »Du hast sicher noch viel zu tun. Los, verschwinde!«
    Atlan senkte den Kopf und ging in die Richtung weiter, die er ohnehin hatte einschlagen wollen. Hinter ihm diskutierten die Haematen über die seltsame Waffe. Sie hatten richtig erkannt, dass sie von einem der Fremdlinge stammte. Immerhin glaubten sie die Geschichte, die ihnen Atlan erzählt hatte. Es war aber sicher, dass auch sie das holografische Bild kannten, das der High Sideryt verbreitet hatte.
    »Etwas Ruß und Dreck im Gesicht verändert jede Persönlichkeit«, murmelte der Unsterbliche zufrieden. Dann erinnerte er sich an den Thermostrahler, der nach wie vor in seinem Hosenbund steckte. Sowohl der Vystide als auch die Haematen hatten ihn übersehen. Er fluchte innerlich. Diese Unachtsamkeit hätte ihn in ernsthafte Schwierigkeiten bringen können.
    Er fand den nächsten funktionierenden Antigravschacht und sank ein Deck tiefer. Als er aus der runden Öffnung stieg und seine Füße auf den Boden setzte, schüttelte sich die SOL zum wiederholten Mal. Die Vibration war nicht besonders stark, aber sie dauerte mindestens dreißig Sekunden.
    Atlan war sicher, dass das fremde Schiff abermals näher gekommen war und diese Vibrationen ausgelöst hatte. Die Zeit wurde knapp.

6.

    Der Arkonide widerstand der Versuchung, sich hinzusetzen oder wenigstens an die Wand des Korridors zu lehnen. Er hatte die zerrissene Jacke eines Ferraten gefunden und übergestreift. Auf diese Weise konnte er wenigstens seinen Thermostrahler verbergen.
    Nachlassende Wachsamkeit bedeutet Erhöhung des Risikos, flüsterte der Logiksektor altklug. Der Arkonide ignorierte die Bemerkung.
    Dreißig Schritt vor ihm befand sich ein Interkomanschluss. Eine Ahlnatin stand neben dem ausgeschalteten Gerät und bewachte es. Die Hand der Frau lag am Kolben eines kleinen schwarzen Strahlers.
    Atlan ging ruhig weiter. Er bemühte sich gar nicht erst um Unauffälligkeit, denn aus Erfahrung wusste er, dass man meist dann besonders auffällig wirkte, wenn man versuchte, besonders unauffällig zu sein. Der Ruß in seinem Haar und die Asche im Gesicht und an den Händen wiesen ihn als einen Rostjäger aus, der mit einem klaren Arbeitsauftrag unterwegs war. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er ein gutes Stück Weg zurücklegen, ohne Verdacht zu erregen.
    Der Kampf mit den fremden Eindringlingen war endgültig vorbei. Die Wesen, die aus dem Quader gekommen waren, hatten nicht einmal den Versuch einer