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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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Verständigung unternommen. Sie hatten angegriffen und sich einen Weg durch das Schiff gebahnt. Vielleicht war bereits der Versuch der SOL-Führung, das Hantelschiff mithilfe des Quaders abzubremsen, als aggressiver Akt interpretiert worden. Andererseits versuchte das fremde Schiff genau dasselbe.
    Wie auf Kommando wurde die SOL von einer neuen Erschütterungswelle durchlaufen. Seit etwa drei Stunden gab es zwischen den einzelnen Vibrationsphasen Pausen, in denen es in dem Hantelschiff geradezu beängstigend still wurde. Diese Unterbrechungen dauerten unterschiedlich lang. Die längste Pause seit der Annäherung des Quaders hatte ungefähr eine Stunde angehalten.
    Atlan wusste, dass die beiden Schiffe kurz davor waren, längsseits zu gehen und nebeneinander auf Mausefalle VII zuzufallen. Für eine kurze Zeitspanne würden die Geschwindigkeiten der SOL und des Quaders scheinbar gleich groß sein. Wann genau dieser Moment eintrat, konnte Atlan allerdings nur erahnen.
    Der Unsterbliche ging an der grimmig dreinblickenden Ahlnatin vorbei. Sie hatte ein hageres, zerfurchtes Gesicht mit einem Pferdegebiss. Im Hauptkorridor herrschte reger Verkehr. In der Hoffnung, weiterhin anonym zu bleiben, mischte der Unsterbliche sich unter die Solaner.
    Ein Magnide mit seiner Roboterschutzmacht kreuzte Atlans Weg. Was er in diesem Bereich des Schiffes suchte, blieb rätselhaft. Eine Gruppe Ferraten, schwer bepackt mit Werkzeugen und Ersatzteilen, die auf Schwebeplattformen aufgetürmt waren, kam ihm entgegen, begleitet von zwei aufgeregt schnatternden Ahlnaten. Sie hielten große Folien mit grob ausgeführten Zeichnungen in den Händen und deuteten immer wieder auf diese oder jene Stelle der Pläne.
    Rücksichtslos raste ein Gleiter voll grimmig dreinblickender Haematen durch den langen Korridor. Neben dem Piloten saß ein Vystiden-Offizier, der hochmütig und mit funkelnden Augen um sich blickte, als warte er nur darauf, dass sich jemand über die gefährliche Fahrweise beschwerte. Atlan drückte sich an die Wand und ließ das Fahrzeug vorbei.
    »Wenn die strenge Hierarchie an Bord wenigstens halbwegs funktionieren würde«, murmelte er bei sich. »Stattdessen kocht auf der SOL buchstäblich jeder seine eigene Suppe.«
    Fast 100.000 Individuen lebten in den weitläufigen Gängen und Hallen des Raumers. Dabei stellte jeder einzelne Solaner die eigenen Interessen über die aller anderen. Nur in Augenblicken höchster Gefahr bewies man so etwas wie Gemeinschaft und die Fähigkeit, koordiniert zu handeln.
    Auf einer breiten Rampe fiel dem Arkoniden eine Gruppe von rund fünfzehn Angehörigen der Kriegerkaste auf. Zwei der Vystiden sprachen mit den umstehenden Solanern und hielten ihnen holografische Bilder vor die Nasen. Augenblicklich alarmierte ihn der Logiksektor:
    Sie suchen dich!
    Ohne seine Geschwindigkeit zu verringern, änderte Atlan die Richtung. Er bog nach links ab und verließ den breiten, gut beleuchteten Korridor. Im Verlauf der letzten Stunden hatten seine Erinnerungen und die Wirklichkeit mehrfach übereingestimmt. Allerdings galt das nur für die Hauptkorridore. Jenseits davon herrschte das Chaos in all seinen Erscheinungsformen. Zweihundert Jahre hatten genügt, um aus einem zweckmäßig und großzügig ausgelegten Raumschiff ein Labyrinth aus Gängen, Rohren, unzähligen Umbauten und zerfallenden technischen Einrichtungen zu machen. Was ihn halbwegs beruhigte, war der Umstand, dass wenigstens die künstliche Anziehungskraft überall funktionierte. Die Generatoren arbeiteten also offenbar nach wie vor und lieferten ausreichend Energie für die diversen Schiffssysteme.
    Das größte Problem bezüglich der gegenwärtigen Zustände war der Ausfall von SENECA, und dabei war es gleichgültig, ob die Biopositronik nur teilweise gestört war oder irgendwann komplett den Dienst quittieren würde. Ein vollständig intakter Bordrechner – da war sich der Unsterbliche absolut sicher – hätte es niemals so weit kommen lassen.
    Atlan sah sich um, entdeckte aber weder Solaner noch irgendwelche Überwachungskameras und beschleunigte seine Schritte. Der abzweigende, weniger große und weniger gepflegte Korridor endete blind an einem Schott. Atlan wandte sich nach rechts. Er plante, das Suchkommando mittels des klassischen Dreimal-neunzig-Grad-Winkels zu umgehen.
    Ein schmaler Gang nahm ihn auf. An den Seitenwänden reihten sich zahlreiche Eingänge zu den Wohnkabinen der früheren Mannschaft. Atlan wollte gar nicht wissen, wer oder

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