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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schlechte Nachrichten für dich«, sagte sie und schien es sich dann noch einmal zu überlegen. » Einigermaßen schlechte Nachrichten.«
    Er drehte sich wachsam zu ihr um. Schlechte Nachrichten sollte man immer erst nach dem Mittagessen erfahren, dachte er. Dann war man zumindest halbwegs auf sie vorbereitet. So früh am Morgen war man noch viel zu empfindlich. »Was ist passiert?«
    »Der Mann, mit dem du mich gestern bei der Beerdigung deines Freundes bekannt gemacht hast - du hast doch gesagt, er sei ein Autohändler aus Connecticut, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Ich wollte nur sichergehen, weil John Sullivan, na ja, das ist nicht gerade der auffallendste und ungewöhnlichste …«
    »Wovon redest du, Mary?«
    Sie gab ihm die Zeitung. Sie hatte sie so gefaltet, dass eine Seite im Innenteil, ungefähr in der Mitte des Blattes zu sehen war. »Da steht, es ist auf dem Heimweg passiert. Tut mir leid, Schatz.«
    Sie musste sich irren, war sein erster Gedanke; es war doch unmöglich, dass jemand starb, unmittelbar nachdem man ihn gesehen und mit ihm gesprochen hatte. Das schien irgendwie eine elementare Regel zu sein.
    Aber er war es, und in dreifacher Ausführung: Sully in einer Highschool-Baseballkluft mit einer hochgeschobenen Fängermaske auf dem Kopf, Sully in Uniform mit Sergeantenstreifen
am Ärmel, und Sully in einem Anzug, der aus den späten Siebzigern stammen musste. Unter der Reihe von Bildern war eine der Schlagzeilen, die man nur in der Post fand:
    RAMBOZAMBA!
Mit Silver Star dekorierter Vietnamveteran
stirbt im Stau in Connecticut
    Dieffenbaker überflog den Artikel rasch und fühlte sich dabei so unbehaglich und im Stich gelassen wie immer in letzter Zeit, wenn er die Todesnachricht von jemandem seines Alters las, jemandem, den er kannte. Wir sind noch zu jung, um eines natürlichen Todes zu sterben, dachte er stets, obwohl er wusste, dass das eine törichte Ansicht war.
    Sully war offenbar einem Herzanfall erlegen, als er in einem Verkehrsstau gesteckt hatte, der von einem Sattelschlepper verursacht worden war, dessen Anhänger sich quergestellt hatte. Es konnte durchaus sein, dass er in Sichtweite des Chevrolet-Schildes seines eigenen Autohauses gestorben war, klagte der Artikel. Solche Epiphanien konnte man ebenso wie die RAMBOZAMBA-Schlagzeile nur in der Post finden. Die Times war ein gutes Blatt für kluge Leute; die Post war die Zeitung der Säufer und Dichter.
    Sully hatte eine Exfrau hinterlassen, aber keine Kinder. Die Beisetzungszeremonie wurde von Norman Oliver von der First Connecticut Bank and Trust organisiert.
    Von seiner Bank beerdigt!, dachte Dieffenbaker, und seine Hände begannen zu zittern. Er hatte keine Ahnung, warum ihn dieser Gedanke mit einem solchen Entsetzen erfüllte, aber es war so. Von seiner verfluchten Bank! O Mann!

    »Schatz?« Mary sah ihn ein bisschen nervös an. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja«, sagte er. »Er ist in einem Verkehrsstau gestorben. Vielleicht sind sie mit dem Krankenwagen gar nicht zu ihm durchgekommen. Vielleicht haben sie ihn überhaupt erst entdeckt, als der Stau sich aufgelöst hat. Du lieber Gott.«
    »Nicht«, sagte sie und nahm ihm die Zeitung ab.
    Den Silver Star hatte Sully natürlich für die Rettungsoperation bekommen - die Helikopter-Rettungsoperation. Trotz des Feuers der Schlitzaugen waren Packer und Shearman an der Spitze eines Haufens amerikanischer Soldaten, die meisten von Delta zwo-zwo, auf die Lichtung gestürmt. Zehn oder zwölf Soldaten der Bravo-Kompanie hatten ihnen während dieser Rettungsoperation einen chaotischen und wahrscheinlich nicht sehr effektiven Feuerschutz gegeben … und wie durch ein Wunder hatten zwei der Männer in den ineinander verkeilten Hubschraubern tatsächlich noch gelebt, zumindest als sie von der Lichtung abtransportiert worden waren. John Sullivan hatte einen von ihnen ganz allein ins schützende Buschwerk getragen, einen mit Feuerlöschschaum bedeckten Burschen, der kreischend in seinen Armen gelegen hatte.
    Malenfant war ebenfalls auf die Lichtung gerannt - Malenfant, der einen Kanister mit Löschflüssigkeit umklammerte wie ein großes rotes Baby und die Congs im Busch anschrie, sie sollten ihn doch erschießen, wenn sie könnten, aber das würden sie nicht schaffen, er wisse, dass sie’s nicht schaffen würden, sie seien bloß ein Haufen blinder, syphilitischer Scheiß-Schlitzaugen, und sie könnten ihn nicht treffen, sie könnten ja nicht mal ein verdammtes Scheunentor treffen. Malenfant war

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