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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ebenfalls für den Silver Star vorgeschlagen
gewesen, und obwohl Dieffenbaker es nicht genau wusste, nahm er an, dass das picklige kleine Arschloch von einem Mörder wahrscheinlich einen gekriegt hatte. Hatte Sully das gewusst oder vermutet? Hätte er es nicht erwähnt, als sie draußen neben der Leichenhalle gesessen hatten? Vielleicht; vielleicht auch nicht. Orden hatten es so an sich, dass sie im Lauf der Zeit immer unwichtiger wurden, immer mehr der Auszeichnung ähnelten, die man auf der Junior High bekam, wenn man ein Gedicht auswendig gelernt hatte, oder dem Buchstaben für die Jacke, den man auf der Highschool fürs Laufen verliehen bekam oder dafür, dass man die Home Plate blockierte, wenn der Ball zurückkam. Einfach etwas, was man ins Regal stellte. Das waren die Dinge, mit denen alte Männer junge Leute in Schwung brachten. Die Dinge, die sie einem hinhielten, damit man höher sprang, schneller lief, sich nach vorn warf. Dieffenbaker dachte, dass die Welt ohne alte Männer wahrscheinlich ein besserer Ort wäre (diese Einsicht kam ihm, als er gerade im Begriff war, selbst einer zu werden). Die alten Frauen konnte man am Leben lassen, alte Frauen taten im Normalfall niemanden etwas zuleide, aber alte Männer waren gefährlicher als tollwütige Hunde. Man sollte sie alle erschießen, ihre Leichen mit Benzin tränken und sie dann anzünden. Dann konnten die Kinder sich an den Händen fassen, um das Feuer herumtanzen und sentimentale alte Songs von Crosby, Stills and Nash singen.
    »Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?«, fragte Mary.
    »Du meinst wegen Sully? Klar. Ich hatte ihn seit Jahren nicht gesehen.«
    Er trank einen Schluck von seinem Kaffee und dachte an die alte Frau mit den roten Schuhen, die von Malenfant getötet
worden war, die Frau, die Sully besuchen gekommen war. Jetzt würde sie Sully nicht mehr besuchen; das stand immerhin fest. Mit den Besuchen der alten mamasan war es jetzt vorbei. So endeten Kriege in Wirklichkeit, vermutete Dieffenbaker - nicht bei Waffenstillstandsverhandlungen, sondern in Krebsstationen, Bürokantinen und Verkehrsstaus. Kriege starben immer nur stückweise, ein winziges Stück nach dem anderen, und jedes Stück fiel wie eine Erinnerung, jedes Stück verlor sich wie ein Echo in weitläufigen Hügeln. Letzten Endes hisste sogar der Krieg die weiße Fahne. Das hoffte er jedenfalls. Er hoffte, dass letzten Endes sogar der Krieg kapitulierte.

HEAVENLY SHADES OF NIGHT ARE FALLING
    1999
    Na los, du Saftsack, komm heim.

    An einem Nachmittag im letzten Sommer vor dem Jahr 2000 kam Bobby Garfield nach Harwich, Connecticut, zurück. Er fuhr zuerst zum West-Side-Friedhof, wo der eigentliche Trauergottesdienst am Familiengrab der Sullivans stattfand. Eine ganze Menge Leute waren gekommen, um dem alten Sully-John die letzte Ehre zu erweisen; die Story in der Post hatte sie in Scharen herbeigelockt. Als die Ehrenwache der American Legion ihre Gewehre abfeuerte, erschraken mehrere kleine Kinder so, dass sie zu weinen begannen. Nach dem Trauergottesdienst am Grab gab es einen Empfang in der örtlichen American Veterans Hall. Bobby ging aus Pflichtgefühl hin - er blieb gerade so lange, um ein Stück Kuchen zu essen, eine Tasse Kaffee zu trinken und Mr. Oliver guten Tag zu sagen -, aber er sah niemanden, den er kannte, und er wollte das Tageslicht ausnutzen, um noch andere Orte aufzusuchen. Er war seit fast vierzig Jahren nicht mehr in Harwich gewesen.
    Die höhere Schule St. Gabriel der Standhafte waren einem Einkaufszentrum gewichen. Wo früher das alte Postamt gewesen war, befand sich jetzt ein leeres Grundstück. Der Bahnhof thronte immer noch über dem Marktplatz, aber die steinernen Stützpfeiler der Überführung waren mit Graffiti bedeckt, und Mr. Burtons Zeitungskiosk war mit Brettern vernagelt. Zwischen der River Avenue und dem Housatonic gab es nach wie vor Rasenflächen, aber die Enten waren verschwunden. Bobby erinnerte sich, dass er
eine dieser Enten nach einem Mann in einem hellbraunen Anzug geworfen hatte - unwahrscheinlich, aber wahr. Ich geb dir zwei Dollar, wenn du dir von mir einen blasen lässt, hatte der Mann gesagt, und Bobby hatte ihn mit einer Ente beschmissen. Jetzt konnte er darüber grinsen, aber damals hatte ihm dieser Wichser eine Höllenangst eingejagt, und zwar aus allen möglichen Gründen.
    Wo das Asher Empire gestanden hatte, erhob sich jetzt ein großes beigefarbenes Lagerhaus von UPS. Weiter in Richtung Bridgeport, wo die Asher Avenue in den

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