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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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versteckte. Und es gab doch wirklich keinen Grund dafür, oder? Natürlich nicht. Selbst wenn irgendwo da draußen niedere Männer herumfuhren (im Westen, dachte er, sie ziehen nach Westen), was konnten sie von einem pensionierten alten Herrn wie Ted Brautigan wollen?
     
    Anfangs bedrückte ihn der Streit mit seiner Mutter noch ein bisschen (Mrs. Gerbers pummelige, hübsche Freundin Rionda Hewson beschuldigte ihn, er würde »Trübsal blasen«, was immer das heißen mochte, und begann dann, ihn unter den Armen und in den Achselhöhlen zu kitzeln, bis Bobby sich lachend wehrte), aber als sie eine Weile am
Strand waren, fühlte er sich allmählich besser, mehr wie er selbst.
    Obwohl die Saison gerade erst angefangen hatte, war in Savin Rock schon der Teufel los - das Karussell drehte sich, die Wilde Maus dröhnte, die kleinen Kinder schrien, blecherner Rock and Roll ergoss sich aus den Lautsprechern vor dem Spiegelpalast, die Marktschreier brüllten in ihren Kabuffs. Sully-John bekam den Teddybären nicht, den er sich gewünscht hatte, weil er nur zwei der letzten drei Milchflaschen umwarf (Rionda behauptete, in einigen seien Spezialgewichte drin, damit sie nicht umfielen, wenn man sie nicht genau an der richtigen Stelle traf), aber der Mann im Baseball-Wurfstand belohnte ihn trotzdem mit einem ziemlich hübschen Preis - einem dämlich dreinschauenden Ameisenbären, der mit gelbem Plüsch überzogen war. S-J schenkte ihn spontan Carols Mutter. Anita lachte, zog ihn in ihre Arme und erklärte ihm, er sei das beste Kind der Welt, und wenn er fünfzehn Jahre älter wäre, würde sie Bigamie begehen und ihn heiraten. Sully-John errötete nicht nur, er wurde schon fast violett.
    Bobby probierte es mit den Ringen und warf bei allen drei Versuchen daneben. Am Schießstand hatte er mehr Glück; er zerschoss zwei Scheiben und gewann einen kleinen Stoffbären. Er schenkte ihn Schnodder-Ian, der ausnahmsweise mal brav gewesen war - er hatte keinen Wutanfall bekommen, nicht in die Hose gemacht und auch nicht versucht, Sully oder Bobby in die Eier zu hauen. Ian drückte den Bären an sich und sah Bobby an, als wäre er der liebe Gott.
    »Der Bär ist toll, und er liebt ihn«, sagte Anita, »aber willst du ihn nicht deiner Mutter mitbringen?«

    »Nee - die steht nicht auf so was. Ich würde aber gern eine Flasche Parfüm für sie gewinnen.«
    Er und Sully-John warfen sich gegenseitig vor, sie hätten Angst, mit der Wilden Maus zu fahren, und gingen schließlich zusammen hinein. Jedes Mal, wenn es abwärtsging, kreischten sie vor Wonne und waren sich gleichermaßen sicher, dass sie ewig leben und in der nächsten Sekunde sterben würden. Sie fuhren mit der Walzerfahrt und der Kaffeetassenfahrt. Als Bobby nur noch fünfzehn Cent hatte, fand er sich mit Carol im Riesenrad wieder. Ihre Gondel stoppte oben und schaukelte ein bisschen; dabei wurde ihm ein wenig blümerant. Links von ihm marschierte der Atlantik in einer Reihe weiß bekrönter Wellen zur Küste. Der Strand war genauso weiß, das Meer von einem unglaublichen Tiefblau. Sonnenlicht strich wie Seide darüber hin. Unter ihnen lag der Mittelgang. Aus den Lautsprechern stieg ein Song von Freddy Cannon nach oben: She comes from Tallahassee, she’s got a hi-fi chassis.
    »Das sieht alles so klein aus da unten«, sagte Carol. Ihre Stimme klang ebenfalls klein - ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit.
    »Keine Angst, wir sind hier absolut sicher. Das Riesenrad wäre was für Babys, wenn es nicht so hoch raufgehen würde.«
    Carol war in vielerlei Hinsicht die älteste der drei - stark und selbstsicher, wie an dem Tag, als sie S-J dazu gebracht hatte, ihr die Bücher zu tragen, weil er geflucht hatte -, aber jetzt sah ihr Gesicht beinahe wieder wie das eines Babys aus: rund, ein bisschen bleich, beherrscht von zwei beunruhigten blauen Augen. Ohne zu überlegen, beugte Bobby sich hinüber, legte den Mund auf ihren und küsste sie. Als er wieder zurückwich, waren ihre Augen größer denn je.

    »Absolut sicher«, sagte er grinsend.
    »Noch mal!« Es war ihr erster richtiger Kuss gewesen, sie hatte ihn am ersten Samstag der Sommerferien in Savin Rock bekommen, und sie hatte nicht aufgepasst. Diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf, und darum sollte er es noch mal machen.
    »Lieber nicht«, sagte Bobby. Obwohl, hier oben war schließlich niemand, der es sehen konnte und ihn als Schlappschwanz bezeichnen würde.
    »Feigling. Und sag nicht, wer Feigling sagt, muss zuerst.«
    »Wirst

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