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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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beides nicht. »Ich hab mal eine ganze Weile in Revere Beach gearbeitet, als ich noch in Massachusetts gelebt hab«, sagte sie. »Ich will euch mal zeigen, Kinder, wie man das macht. Wie wär’s mit einem Dollar, Kamerad? Oder kriegst du da etwa das große Flattern?«
    »Das kriegt man in Ihrer Gegenwart doch sowieso«, sagte McQuown mit Gefühl und schnappte sich ihren Dollar, sobald er aus ihrem Geldbeutel hervorkam. Er hielt ihn ins Licht, prüfte ihn mit einem kalten Blick und legte ihn dann links neben die Karten. »Sieht wie’n echter aus«, sagte er. »Spielen wir, Darling. Wie heißen Sie?«

    »Kunigund«, sagte Rionda. »Kugelrund und quietschgesund.«
    »Ree, findest du nicht …«, begann Anita Gerber.
    »Ich hab dir doch gesagt, ich weiß, wie das läuft«, sagte Rionda. »Fang an, Kamerad.«
    »Unverzüglich«, stimmte McQuown zu, und seine Hände ließen die drei Karten mit den roten Rücken ineinander verschwimmen (auf und ab, klipp und klapp, hin und her, ist nicht schwer) und ordnete sie schließlich wieder zu einer Dreierreihe an. Und diesmal, sah Bobby zu seinem Erstaunen, hatten alle drei Karten leicht umgebogene Ecken.
    Riondas kleines Lächeln war verschwunden. Sie blickte von der kurzen Reihe der Karten zu McQuown, schaute wieder auf die Karten und dann auf ihren abseits liegenden Dollarschein, der ein wenig in der leisen Meeresbrise flatterte, die aufgekommen war. Schließlich sah sie wieder McQuown an. »Du hast mich aufs Kreuz gelegt, Kumpel«, sagte sie. »Stimmt’s?«
    »Nein«, sagte McQuown, »ich hab ein Wettrennen mit Ihnen gemacht. Also … was sagen Sie?«
    »Ich glaube, ich sage, das war ein richtig netter Dollar, der mir nie Kummer bereitet hat, und ich find’s schade, dass er mich jetzt verlässt«, erwiderte Rionda und zeigte auf die mittlere Karte.
    McQuown drehte sie um - es war der König - und ließ Riondas Dollar in seiner Tasche verschwinden. Diesmal lag die Dame ganz links. McQuown, nun eineinviertel Dollar reicher, lächelte die Leute aus Harwich an. Die Plastikblume, die in der Krempe seines Hutes steckte, tanzte in der nach Salz riechenden Luft auf und ab. »Wer will noch
mal?«, fragte er. »Wer hat Lust auf ein Wettrennen zwischen seinem Auge und meiner Hand?«
    »Ich glaube, es hat sich ausgerannt«, sagte Mrs. Gerber. Sie bedachte den Mann hinter dem Tisch mit einem dünnen Lächeln, legte dann ihrer Tochter und ihrem schläfrig dreinschauenden Sohn jeweils eine Hand auf die Schulter und drehte sie um.
    »Mrs. Gerber?«, sagte Bobby. Für einen ganz kurzen Moment überlegte er, was seine Mutter, die einmal mit einem Mann verheiratet gewesen war, der nie an einem Inside Straight vorbeigehen konnte, wohl empfinden würde, wenn sie ihren Sohn mit seinen in der Sonne glänzenden, verwegenen roten Randy-Garfield-Haaren hier vor Mr. McQuowns improvisiertem Tisch stehen sehen könnte. Bei diesem Gedanken musste er ein wenig lächeln. Bobby wusste inzwischen, was ein Inside Straight war; und auch, was Flushes und Full Houses waren. Er hatte sich erkundigt. »Darf ich’s mal versuchen?«
    »O Bobby, ich glaube wirklich, wir haben genug, oder?«
    Bobby griff unter das Kleenex, das er in seine Tasche gestopft hatte, und brachte seine letzten drei Nickel zum Vorschein. »Das ist alles, was ich habe«, sagte er und zeigte sie zuerst Mrs. Gerber und dann Mr. McQuown. »Reicht das?«
    »Mein Junge«, sagte McQuown, »ich hab das schon um Pennys gespielt, und es hat mir trotzdem Spaß gemacht.«
    Mrs. Gerber sah Rionda an.
    »Ach, verdammt«, sagte Rionda und kniff Bobby in die Wange. »So viel kostet ein Haarschnitt, um Himmels willen. Soll er’s verlieren, und dann fahren wir heim.«

    »In Ordnung, Bobby«, sagte Mrs. Gerber und seufzte. »Wenn es denn sein muss.«
    »Leg deine Nickel hierhin, Bob, wo wir alle sie sehen können«, sagte McQuown. »Scheinen mir echt zu sein, wirklich und wahrhaftig. Bist du so weit?«
    »Ich glaub schon.«
    »Also gut, auf geht’s. Zwei Jungs und ein Mädchen verstecken sich. Die Jungs sind nichts wert. Finde das Mädchen, und verdopple dein Geld.«
    Die blassen, geschickten Finger drehten die drei Karten um. McQuown spulte seinen Spruch ab, und die Karten verschwammen. Bobby sah zu, wie sie über den Tisch huschten, gab sich aber keine richtige Mühe, die Dame zu verfolgen. Das war nicht nötig.
    »Erst in Eile, dann mit Weile, still sodann. Jetzt kommt’s drauf an.« Die drei Karten mit den roten Rückseiten lagen wieder in einer

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