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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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klatschten alle Kinder. Die Falte zwischen Mr. McQuowns Augen vertiefte sich, als er das Geräusch hörte.
    »Wie ich das sehe, schuldest du dem guten alten Bobby Prahlhans hier neunzig Cent«, sagte Rionda. »Wirst du bezahlen?«
    »Und wenn nicht?«, fragte Mr. McQuown und wandte ihr seine finstere Miene zu. »Was machst du dann, Dickerchen? Die Cops rufen?«
    »Vielleicht sollten wir einfach gehen«, sagte Anita Gerber. Sie klang nervös.
    »Die Cops rufen? Ich doch nicht«, sagte Rionda, ohne Anita zu beachten. Ihr Blick ließ McQuown nicht los. »Du sollst lausige neunzig Cent rausrücken und machst’n Gesicht wie’n kleiner Hosenscheißer mit vollen Windeln. Du meine Güte!«
    Aber Bobby wusste, dass es nicht um das Geld ging. Mr. McQuown hatte bestimmt schon erheblich mehr verloren. Doch wenn er verlor, war es manchmal ein Trick; und manchmal war es auch ein Ausweg aus einer unangenehmen Situation. Jetzt war er jedoch aufgebracht, weil seine Technik besiegt worden waren. Es gefiel McQuown nicht, dass ein Kind ihn trotz seiner Fingerfertigkeit geschlagen hatte.

    »Ich werde Folgendes tun«, fuhr Rionda fort. »Ich erzähle jedem am Mittelgang, der es wissen will, dass du ein Knicker bist. Neunzig-Cent-McQuown werd ich dich nennen. Meinst du, das bringt dein Geschäft in Schwung?«
    »Ich werd dir gleich ein Geschäft geben«, knurrte Mr. McQuown, steckte jedoch die Hand in die Tasche, holte eine weitere Handvoll Kleingeld hervor - etwas mehr diesmal - und zählte rasch Bobbys Gewinn ab. »Da«, sagte er. »Neunzig Cent. Geh einen Martini trinken.«
    »Ich hab wirklich nur geraten, wissen Sie«, sagte Bobby, als er die Münzen einstrich und in seine Tasche stopfte, wo sie wie Blei hingen. Der Streit mit seiner Mutter an diesem Morgen kam ihm jetzt außerordentlich dumm vor. Er würde mit mehr Geld nach Hause kommen, als er losgefahren war, und es bedeutete nichts. Gar nichts. »Im Raten bin ich gut.«
    Mr. McQuown entspannte sich. Er hätte ihnen auf keinen Fall etwas getan - er war vielleicht ein niederer Mann, aber keiner von der Sorte, der Leuten etwas zuleide tat; er würde diese geschickten, langfingrigen Hände niemals der Schmach aussetzen, eine Faust zu formen -, aber Bobby wollte nicht, dass er sauer war. Er wollte einen »Ausweg«, wie Mr. McQuown selbst es genannt hätte.
    »Ja«, sagte McQuown. »Im Raten bist du gut, das stimmt. Willst du noch ein drittes Mal raten, Bobby? Dir eine goldene Nase verdienen?«
    »Wir müssen uns wirklich auf den Weg machen«, sagte Mrs. Gerber hastig.
    »Und wenn ich’s noch mal versuchte, würde ich verlieren«, sagte Bobby. »Danke, Mr. McQuown. Es war ein gutes Spiel.«

    »Ja, ja. Hau schon ab, Kleiner.« Mr. McQuown war jetzt wie die anderen Marktschreier am Mittelgang. Er schaute über sie hinweg. Hielt Ausschau nach frischem Blut.
     
    Auf dem Heimweg sahen Carol und ihre Freundinnen ihn immer wieder ehrfürchtig an; Sully-John betrachtete ihn mit einer Art verwirrtem Respekt. Bobby fühlte sich unwohl. Einmal drehte Rionda sich um und musterte ihn eingehend. »Du hast nicht bloß geraten«, sagte sie.
    Bobby sah sie vorsichtig an, antwortete aber nicht.
    »Du hattest eine Intuition.«
    »Was ist eine Intuition?«
    »Mein Dad war kein großer Spieler, aber hin und wieder hatte er mal eine Ahnung und sah eine bestimmte Zahl. Er hat es eine Intuition genannt. Dann hat er darauf gesetzt. Einmal hat er fünfzig Dollar gewonnen. Hat einen ganzen Monat fürs Essen und Trinken gereicht. So ist es bei dir auch gewesen, stimmt’s?«
    »Glaub schon«, sagte Bobby. »Vielleicht hatte ich eine Intuition.«
     
    Als er nach Hause kam, saß seine Mutter auf der Hollywoodschaukel. Sie trug ihre Samstagshose, hatte die Beine unter den Körper gezogen und schaute schlecht gelaunt auf die Straße hinaus. Sie winkte Carols Mutter kurz zu, als diese weiterfuhr, und sah zu, wie Anita in ihre eigene Auffahrt einbog und Bobby den Gehweg heraufgestapft kam. Er wusste, was seine Mutter dachte: Mrs. Gerbers Mann war bei der Navy, aber sie hatte wenigstens einen Mann. Außerdem hatte Anita Gerber einen Estate Wagon. Liz musste auf Schusters Rappen reiten, für etwas weitere Strecken den
Bus benutzen oder sich ein Taxi nehmen, wenn sie nach Bridgeport wollte.
    Aber Bobby glaubte nicht, dass sie noch böse auf ihn war, und das war gut.
    »Na, war’s schön in Savin, Bobby?«
    »Super«, sagte er und dachte: Was ist los, Mama? Es ist dir doch egal, wie es am Strand für mich war. Was

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