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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Marktplatz, begann die Uhr zehn zu schlagen. Bobby drehte den Kopf und schaute zu dem
Wecker auf seinem Tisch hinüber. Big Ben zufolge war es erst neun Uhr zweiundfünfzig.
    Na schön, die Uhr in der Stadt geht also ein bisschen vor, oder meine geht ein bisschen nach. Und wenn schon. Schlaf jetzt.
    Er glaubte nicht, dass er das konnte, jedenfalls vorläufig noch nicht, aber es war ein ziemlich ereignisreicher Tag gewesen - Streitereien mit Müttern, Geldgewinne beim Drei-Karten-Monte, Küsse auf dem Riesenrad -, und er begann, auf angenehme Weise davonzudriften.
    Vielleicht ist sie meine Freundin, dachte Bobby. Vielleicht ist sie doch meine Freundin.
    Noch während der letzte vorzeitige Glockenschlag der Uhr auf dem Marktplatz verklang, schlief Bobby ein.

Kapitel fünf
    Bobby liest aus der Zeitung vor
Braun, mit einem weißen Lätzchen
Eine große Chance für Liz
Camp Broad Street
Eine beunruhigende Woche
Ab nach Providence
     
     
    Nachdem seine Mutter am Montag zur Arbeit gegangen war, ging Bobby zu Ted hinauf, um ihm aus der Zeitung vorzulesen (obwohl seine Augen eigentlich gut genug waren, dass er sie selbst lesen konnte, behauptete Ted, er höre Bobby inzwischen gern zu und genieße den Luxus, beim Rasieren etwas vorgelesen zu bekommen). Ted stand in seinem kleinen Badezimmer - die Tür war offen - und schabte sich Schaum vom Gesicht, während Bobby ihm diverse Schlagzeilen aus den diversen Teilen der Zeitung anbot.
    »GEFECHTE IN VIETNAM WEITEN SICH AUS?«
    »Vor dem Frühstück? Nein danke.«
    »EINKAUFSWAGENMARDER VON HARWICH VERHAFTET?«
    »Den ersten Absatz, Bobby.«
    »›Als die Polizei gestern zu später Stunde in seinem Wohnhaus an der Pond Lane erschien, erzählte John T. Anderson aus Harwich den Polizisten alles über sein Hobby, angeblich das Sammeln von Supermarkt-Einkaufswagen.,Seine
Ausführungen zu diesem Thema waren sehr interessant‘, erklärte Officer Kirby Malloy vom Harwich Police Department,,aber wir waren nicht vollständig davon überzeugt, dass er alle Wagen in seiner Sammlung auf rechtmäßige Weise erworben hat.‘Wie sich herausstellte, lag Malloy damit goldrichtig. Von den über fünfzig Einkaufswagen in Mr. Andersons Hinterhof wurden mindestens zwanzig bei Harwich A&P und Total Grocery entwendet. Es waren sogar ein paar Wagen vom IGA-Markt in Stansbury darunter.‹«
    »Das reicht«, sagte Ted, säuberte sein Rasiermesser unter fließend warmem Wasser und hob die Klinge dann an seinen eingeschäumten Hals. »Brachialer Kleinstadthumor als Reaktion auf mitleiderregende Akte zwanghaften Diebstahls.«
    »Wie bitte?«
    »Mr. Anderson scheint mir ein Mann zu sein, der an einer Neurose leidet - einem seelischen Problem, mit anderen Worten. Findest du seelische Probleme komisch?«
    »Herrje, nein. Leute, die eine Schraube locker haben, tun mir leid.«
    »Freut mich zu hören. Ich habe Leute gekannt, bei denen die Schrauben nicht nur locker waren, sondern völlig fehlten. Sogar eine ganze Menge. Sie erwecken oft Mitleid, manchmal Ehrfurcht und gelegentlich auch Grauen, aber komisch sind sie nicht. EINKAUFSWAGENMARDER, also wirklich. Was gibt es noch?«
    »STARLET IN EUROPA BEI AUTOUNFALL UMS LEBEN GEKOMMEN?«
    »Igitt, nein.«
    »YANKEES KAUFEN INNENFELDSPIELER DER SENATORS EIN?«

    »Was die Yankees mit den Senators machen, interessiert mich nicht die Bohne.«
    »ALBINI FROH ÜBER AUSSENSEITER-ROLLE?«
    »Ja, bitte lies vor.«
    Ted hörte aufmerksam zu, während er sich sorgfältig den Hals rasierte. Bobby selbst fand die Geschichte alles andere als fesselnd - es ging schließlich nicht um Floyd Patterson oder Ingemar Johansson (Sully nannte den schwedischen Schwergewichtler »Ingie-Baby«) -, aber er las sie trotzdem gewissenhaft vor. Der Zwölf-Runden-Kampf zwischen Tommy »Hurricane« Haywood und Eddie Albini sollte am Mittwochabend kommender Woche im Madison Square Garden ausgetragen werden. Beide Boxer hatten gute Leistungen vorzuweisen, aber ihr Alter galt als wichtiger, möglicherweise sogar entscheidender Faktor: Eddie Albini war sechsunddreißig, Haywood dreiundzwanzig und demzufolge haushoher Favorit. Der Sieger würde im Herbst vielleicht die Chance auf einen Kampf um den Schwergewichtstitel kriegen, wahrscheinlich um die Zeit, wenn Richard Nixon die Präsidentschaftswahlen gewann (Bobbys Mutter sagte, er würde sie garantiert gewinnen, und das wäre auch gut so; Kennedy sei nicht nur Katholik, sondern auch einfach zu jung und neige wahrscheinlich zur

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