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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Garfields Blick flog an ihm vorbei und begegnete dem ihres Sohnes. Geh, sagte der Blick. Sag kein Wort. Er
ist neu, ein Mann aus Irgendwo oder Nirgendwo, und er kommt hierher und hat die Hälfte seiner Sachen in Einkaufstüten. Sag kein Wort, Bobby, geh einfach.
    Aber das würde er nicht tun. Vielleicht, weil er einen Leserausweis statt eines Fahrrads zum Geburtstag bekommen hatte. »War nett, Sie kennenzulernen, Mr. Brautigan«, sagte Bobby. »Hoffentlich gefällt’s Ihnen hier. Wiedersehn.«
    »Und dir einen schönen Tag in der Schule, mein Junge«, sagte Mr. Brautigan. »Lern ordentlich was. Deine Mutter hat recht - tempus fugit .«
    Bobby sah seine Mutter an, um festzustellen, ob ihm seine kleine Rebellion angesichts dieser ebenso kleinen Schmeichelei vielleicht vergeben werden würde, aber Mutters Mund war unnachgiebig. Sie drehte sich wortlos um und ging weiter bergab. Bobby ging ebenfalls weiter, froh, dass er mit dem Fremden gesprochen hatte, selbst wenn seine Mutter später dafür sorgen würde, dass er es bereute.
    Als er sich Carol Gerbers Haus näherte, holte er den orangefarbenen Leserausweis heraus und sah ihn sich an. Er war kein sechsundzwanzigzölliges Schwinn, aber trotzdem ziemlich gut. Sogar richtig toll. Eine ganze Welt von Büchern, die er erforschen konnte, und was war schon dabei, wenn er nur zwei oder drei Dollar gekostet hatte? Hieß es nicht immer, es käme nur auf die Idee an?
    Na ja … das war es jedenfalls, was seine Mutter sagte.
    Er drehte den Ausweis um. Auf der Rückseite stand in ihrer energischen Handschrift: »An die zuständige Bibliothekarin: Das ist der Leserausweis meines Sohnes. Er hat meine Erlaubnis, drei Bücher pro Woche aus der Erwachsenenabteilung der Harwich Public Library auszuleihen.« Die Unterschrift lautete Elizabeth Penrose Garfield .

    Unter ihrem Namen hatte sie wie ein Postskriptum hinzugefügt: Für seine Mahngebühren ist Robert selbst zuständig.
    »Das Geburtstagskind!«, rief Carol Gerber - und erschreckte ihn damit gründlich - und kam hinter einem Baum hervorgestürmt, wo sie auf der Lauer gelegen hatte. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und gab ihm einen kräftigen Schmatz auf die Wange. Bobby errötete, schaute sich um, ob jemand zusah - herrje, es war auch ohne Überraschungsküsse schon schwer genug, mit einem Mädchen befreundet zu sein -, aber es war alles in Ordnung. Der übliche morgendliche Strom von Schülern zog auf der Asher Avenue oben über die Hügelkuppe in Richtung Schule, aber hier unten waren sie allein.
    Bobby rieb sich die Wange.
    »Ach komm, du fandest es doch schön«, sagte sie lachend.
    »Fand ich nicht«, sagte Bobby, obwohl sie recht hatte.
    »Was hast du zum Geburtstag gekriegt?«
    »Einen Leserausweis für die Bücherei«, sagte Bobby und zeigte ihn ihr. »Einen Leserausweis für Erwachsene .«
    »Cool!« War das Mitleid, was er da in ihren Augen sah? Wahrscheinlich nicht. Und selbst wenn, was war schon dabei? »Hier. Für dich.« Sie gab ihm einen Hallmark-Umschlag, auf dem sein Name stand. Sie hatte auch ein paar Herzen und Teddybären dazugeklebt.
    Bobby öffnete den Umschlag ein wenig beklommen und rief sich ins Gedächtnis, dass er die Karte in den Tiefen der Gesäßtasche seiner khakibraunen Hose verschwinden lassen konnte, falls sie schmalzig war.
    Das war sie aber nicht. Vielleicht ein bisschen babyhaft (ein Junge mit einem Stetson-Hut auf einem Pferd, drinnen HAPPY BIRTHDAY COWBOY in Lettern, die wie aus Holz
gemacht wirken sollten), aber nicht schmalzig. In Liebe, Carol war ein bisschen schmalzig, aber sie war ja auch ein Mädchen, was konnte man da machen?
    »Danke.«
    »Ist’n bisschen’ne Babykarte, ich weiß, aber die anderen waren noch schlimmer«, sagte Carol nüchtern. Ein Stück weiter hügelaufwärts wartete Sully-John auf sie. Er war wild mit seinem Bolo-Bouncer zugange, ließ ihn unter dem rechten Arm, unter dem linken Arm und hinter dem Rücken herumwandern. Er versuchte nicht mehr, ihn auch zwischen den Beinen durchwandern zu lassen; das hatte er einmal auf dem Schulhof probiert und sich dabei einen satten Schlag in die Eier eingehandelt. Sully hatte aufgeschrien. Bobby und ein paar andere Kinder hatten gelacht, bis ihnen die Tränen kamen. Carol und drei ihrer Freundinnen waren herübergelaufen gekommen, um sich zu erkundigen, was los war, und die Jungs hatten alle »Nichts« gesagt - Sully-John auch, obwohl er blass und den Tränen nahe gewesen war. Jungs sind blöd, hatte Carol damals gesagt,

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