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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Garfields verbringen würde. Bobby war begeistert von dieser Aussicht: Er würde zwei Tage für sich allein haben - drei, wenn man Donnerstag mitrechnete -, und nachts, wenn es unheimlich werden konnte, würde jemand bei ihm sein. Kein Babysitter, sondern ein erwachsener Freund. Es war nicht das Gleiche wie Sully-Johns Woche in Camp Winnie, aber in gewissem Sinne schon. Camp Broad Street, dachte Bobby und hätte beinahe laut gelacht.
    »Wir werden unseren Spaß haben«, sagte Ted. »Ich mache meinen berühmten Auflauf mit Würstchen und Bohnen.« Er streckte die Hand aus und zerzauste Bobbys kurze Haare.
    »Wenn ihr Bohnen und Würstchen essen wollt, wäre es vielleicht klug, das da mit runterzunehmen«, sagte seine Mutter und zeigte mit den Fingern, in denen sie die Zigarette hielt, auf Teds Ventilator.
    Ted und Bobby lachten. Liz Garfield lächelte ihr zynisches halbes Lächeln, nahm einen letzten Zug von ihrer Zigarette und drückte sie in Teds Aschenbecher aus. Dabei fiel Bobby erneut auf, wie geschwollen ihre Augenlider waren.

    Als Bobby mit seiner Mutter wieder hinunterging, erinnerte er sich an den Anschlag, den er im Park gesehen hatte - an den vermissten Corgi, der einem den BALL bringen würde, wenn man LOS, PHIL rief. Er sollte Ted von dem Anschlag erzählen. Er sollte Ted alles erzählen. Aber wenn er das tat und Ted aus 149 auszog, wer würde dann nächste Woche bei ihm bleiben? Was würde aus Camp Broad Street werden, zwei Burschen, die abends Teds berühmten Würstchen-und-Bohnen-Auflauf aßen (vielleicht vor dem Fernseher, was seine Mutter selten erlaubte) und dann so lange aufblieben, wie sie wollten?
    Bobby gab sich ein Versprechen: Nächsten Freitag, wenn seine Mutter von ihrer Konferenz oder ihrem Seminar oder was immer zurück war, würde er Ted alles erzählen. Er würde ihm einen vollständigen Bericht erstatten, und Ted konnte tun, was er tun musste. Vielleicht würde er sogar dableiben.
    Mit dieser Entscheidung fiel Bobby eine erstaunlich schwere Last von der Seele, und als er zwei Tage später eine auf dem Kopf stehende ZU VERKAUFEN-Karte - für eine Waschmaschine mit Schleuder - am Schwarzen Brett von Total Grocery sah, gelang es ihm, sie fast sofort wieder aus seinen Gedanken zu verdrängen.
     
    Trotzdem war es eine beunruhigende Woche für Bobby Garfield, eine sehr beunruhigende sogar. Er entdeckte zwei weitere Anschläge, auf denen entlaufene Haustiere gesucht wurden, einen in der Innenstadt und einen auf der Asher Avenue, eine halbe Meile hinter dem Asher Empire (der Block, in dem er wohnte, reichte ihm nicht mehr; er stellte fest, dass er bei seinen täglichen Erkundungsgängen immer größere
Kreise zog). Und bei Ted häuften sich jene Phasen, in denen er total weggetreten war. Sie dauerten auch jedes Mal länger. Manchmal sprach er in diesem entrückten Zustand, aber nicht immer Englisch. Wenn er doch Englisch sprach, ergab das, was er sagte, nicht unbedingt einen Sinn. Die meiste Zeit hielt Bobby Ted für einen der normalsten, klügsten, nettesten Leute, die er je kennengelernt hatte. Wenn er jedoch in Trance fiel, bekam Bobby es mit der Angst zu tun. Wenigstens wusste seine Mutter nichts davon. Bobby glaubte kaum, dass sie ihn seelenruhig mit einem Kerl allein gelassen hätte, der manchmal ausflippte und auf Englisch Unsinn verzapfte oder irgendwelches Kauderwelsch in einer fremden Sprache von sich gab.
    Nach einer dieser Phasen, als Ted fast anderthalb Minuten lang nur mit leerem Blick ins Nichts gestarrt und nicht auf Bobbys zunehmend erregte Fragen reagiert hatte, kam Bobby der Gedanke, dass Ted vielleicht nicht in seinem eigenen Kopf war, sondern in einer ganz anderen Welt - dass er die Erde so sicher verlassen hatte wie die Leute in Ring um die Sonne , die entdeckten, dass sie den Spiralen an einem Kinderkreisel praktisch überallhin folgen konnten.
    Ted hatte eine Chesterfield zwischen den Fingern gehabt, als er in Trance gefallen war; die Asche wurde lang und fiel schließlich auf den Tisch. Als die Glut beunruhigend nahe an Teds knotige Knöchel herankam, zog Bobby die Zigarette sanft hervor und drückte sie gerade in dem überquellenden Aschenbecher aus, als Ted endlich zurückkam.
    »Du rauchst?«, fragte er stirnrunzelnd. »Zum Teufel, Bobby, du bist noch zu jung zum Rauchen.«
    »Ich hab sie nur für Sie ausgedrückt. Ich dachte …« Bobby zuckte die Achseln; er hatte auf einmal Hemmungen.

    Ted blickte auf die ersten beiden Finger seiner rechten Hand, wo er gelbe

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