Atlantis
Nikotinflecken hatte, die nicht mehr weggingen. Er lachte - ein kurzes Bellen ohne jeden Humor. »Du dachtest, ich würde mich verbrennen, stimmt’s?«
Bobby nickte. »Woran denken Sie, wenn Sie in Trance fallen? Wo gehen Sie hin?«
»Das ist schwer zu erklären«, erwiderte Ted und bat Bobby dann, ihm sein Horoskop vorzulesen.
Der Gedanke an Teds Trancen machte Bobby ziemlich zu schaffen. Noch mehr zu schaffen machte ihm, dass er Ted nichts von den Dingen erzählte, nach denen er für Geld Ausschau hielt. Das hatte zur Folge, dass Bobby - normalerweise ein ziemlich guter Batter - bei einem Nachmittagsspiel im Sterling House für die Wolves viermal mit einem Strikeout auf die Bank geschickt wurde. Und am Freitag, als es regnete, verlor er bei S-J zu Hause viermal hintereinander gegen Sully beim Schiffeversenken.
»Herrgott noch mal, was ist denn mit dir?«, fragte Sully. »Jetzt nennst du schon zum dritten Mal Quadrate, die du schon ausprobiert hast. Außerdem muss ich dir praktisch ins Ohr brüllen, bevor du mir antwortest. Was ist bloß los mit dir?«
»Nichts.« Das war, was er sagte. Alles. Das war, was er empfand.
Carol fragte Bobby in dieser Woche ebenfalls ein paar Mal, ob mit ihm alles in Ordnung sei; Mrs. Gerber erkundigte sich, ob er keinen Appetit habe. Yvonne Loving wollte wissen, ob er unter der Kusskrankeit litt, und kicherte dann, bis sie beinahe platzte.
Der einzige Mensch, der Bobbys seltsames Verhalten nicht bemerkte, war seine Mutter. Liz Garfield war in zunehmendem
Maße mit ihrer Reise nach Providence beschäftigt. Abends telefonierte sie mit Mr. Biderman oder einem der anderen beiden Mitfahrer (Bill Cushman war einer von ihnen; an den Namen des anderen Mannes konnte Bobby sich nicht genau erinnern); sie legte Kleider auf ihr Bett, bis von der Überdecke praktisch nichts mehr zu sehen war, schüttelte dann wütend den Kopf und hängte sie wieder in den Schrank, machte einen Termin beim Friseur aus, rief die Frau dann erneut an und fragte, ob sie auch noch eine Maniküre bekommen könne. Bobby wusste nicht mal genau, was eine Maniküre war. Er musste Ted fragen.
Sie schien ihre Vorbereitungen aufregend zu finden, aber gleichzeitig hatte sie auch etwas Grimmiges an sich. Sie war wie ein Soldat, der im Begriff war, einen feindlichen Strand zu stürmen, oder ein Fallschirmjäger, der bald aus einem Flugzeug springen und hinter den feindlichen Linien landen würde. Eins ihrer abendlichen Telefonate schien ein im Flüsterton geführtes Streitgespräch zu sein - Bobby hatte das Gefühl, dass sie mit Mr. Biderman sprach, aber er war sich nicht ganz sicher. Am Samstag kam Bobby in ihr Schlafzimmer und sah, wie sie zwei neue Kleider betrachtete - elegante Kleider, eins mit schmalen kleinen Trägern und eins ganz ohne Träger, das um die Brust herum aussah wie ein Bikinioberteil. Die Schachteln, in denen sie gekommen waren, lagen unordentlich auf dem Fußboden, und das Seidenpapier quoll wie Schaum aus ihnen hervor. Seine Mutter stand über den Kleidern und schaute mit einer Miene auf sie hinab, die Bobby noch nie gesehen hatte: große Augen, zusammengezogene Brauen, straff gespannte weiße Wangen, auf denen Rougeflecken brannten. Sie hatte eine Hand vor dem Mund, und er konnte ein Klicken wie von
Knochen hören, als sie an den Fingernägeln knabberte. Eine offenbar vergessene Kool schwelte in einem Aschenbecher auf der Kommode. Der Blick ihrer großen Augen wanderte zwischen den beiden Kleidern hin und her.
»Mama?«, fragte Bobby, und sie machte einen Satz, sprang buchstäblich in die Luft. Dann fuhr sie zu ihm herum, den Mund zu einer Grimasse verzerrt.
»Herrgott noch mal?«, fauchte sie beinahe. »Kannst du nicht anklopfen?«
»Entschuldige«, sagte er und trat den Rückzug aus dem Zimmer an. Seine Mutter hatte noch nie etwas von Anklopfen gesagt. »Mama, ist alles in Ordnung mit dir?«
»Mir geht’s gut!« Sie erspähte die Zigarette, ergriff sie und paffte wütend. Sie atmete so heftig aus, dass Bobby beinahe erwartet hätte, den Rauch nicht nur aus Nase und Mund kommen zu sehen, sondern auch aus den Ohren. »Noch besser würd’s mir gehen, wenn ich ein Cocktailkleid finden könnte, in dem ich nicht wie Klarabella Kuh aussehe. Früher hatte ich mal Größe sechs, weißt du das? Bevor ich deinen Vater geheiratet habe, hatte ich Größe sechs. Jetzt schau mich an! Klarabella Kuh! Ein verdammter Moby Dick! «
»Du bist nicht dick, Mama. In letzter Zeit siehst du sogar eher …«
»Geh
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