Atlantis in London
gegenüberliegende Wand wurde von einem großen Gemälde eingenommen, das keinen Rahmen besaß, sondern von einer Wandseite zur anderen gemalt worden war. Es zeigte ein düsteres Motiv. Schwarze Felsen vor einem düster wirkenden Himmel. Suko ging näher heran und erkannte auf einem der Felsen, der Ähnlichkeit mit einer Brücke hatte, einen Mann.
Zuerst wollte er seinen Augen nicht trauen, dann hatte er den Eindruck, von einem Hammer erwischt zu werden. Die Gestalt auf dem Felsen kannte er. Ihretwegen war er praktisch hergekommen. Es war John Sinclair, um dessen linken Fuß sich die Klammer einer goldenen Kette spannte…
Suko war wie vor den Kopf gestoßen. Er brauchte nicht lange darüber nachzudenken, wie John es geschafft hatte, in dieses Bild hineinzukommen, schließlich wusste er genug über transzendentale Tore, die sich überall auf dieser Welt versteckten, aber die Hilflosigkeit seines Freundes erschreckte ihn schon.
Seinen eigentlichen Auftrag stellte der Inspektor zunächst einmal zurück. Er wollte seinem Freund helfen, der innerhalb des Wandgemäldes gefangen war.
Was John konnte, das schaffte Suko auch. Nur wollte er nicht als Gefangener in diesem Bild stecken, und eine weitere Falle konnte er nicht entdecken. So lief er auf die Wand zu - und musste mit ansehen, wie das Bild vor seinen Augen verschwand.
Er konnte gar nicht so schnell laufen, wie es sich auflöste. Selbst ein Panthersprung hätte nichts mehr gebracht, er wäre gegen eine weiße Wand geprallt.
Aus - verschwunden.
Es gab kein Gemälde mehr und auch keinen John Sinclair. Und er stand davor, ohne diese Welt hier begreifen zu können. Man hatte ihn genarrt, die anderen hielten sämtliche Trümpfe in der Hand, denn sie hatten seinen Freund.
Suko war bleich geworden. Auf der Stirn lagen die Schweißperlen wie kleine Kügelchen. Wieder einmal waren die Gegner schneller gewesen. Kreaturen aus einer anderen Welt, die sich durch das Überwinden von Raum und Zeit Eintritt verschafft hatten.
Er ging trotzdem auf Nummer Sicher, untersuchte die Wand, ohne eine Lösung zu finden. Selbst als er die Dämonenpeitsche einsetzte und dagegen schlug, tat sich nichts. Diese breite Stelle des Büros hatte ihren magischen Schrecken und auch deren Wirkung verloren. Kalt rann es seinen Rücken hinab. Das große Zimmer kam ihm vor wie ein Gefängnis. Er trat an den Schreibtisch, wo die Telefonanlage stand. Dieser Anruf fiel ihm schwer, aber er musste ihn hinter sich bringen. Sir James nahm sehr schnell ab.
»Suko hier, Sir! ich schätze, dass ich um einige Sekunden zu spät gekommen bin. Es gibt John auf dieser Welt nicht mehr.«
»Was soll das heißen?«
Der Inspektor erklärte es ihm in wenigen Sätzen, und er sprach auch von dem Toten.
»Diesmal also ein Mann.«
»Ja, Sir.«
»Und dieser Polydor ist spurlos verschwunden.«
»Das ist richtig.«
Suko hörte seinen Chef atmen. Dann erreichte ihn dessen Frage.
»Können Sie sich vorstellen, wohin Polydor verschwunden ist? Gibt es Verstecke?«
»Ich kann mir ein besonderes Versteck vorstellen, Sir. Eben das Bild, in dem John Sinclair verschwand. Sollte das tatsächlich stimmen, dann laufen wir hinterher.«
»Natürlich. Da das Bild verschwunden ist, wie Sie mir sagten, können Sie Ihren ursprünglichen Plänen nachgehen. Warten Sie bitte bis zum Eintreffen der Mordkommission, danach besuchen Sie bitte dieses Kinderfest und spielen Leibwächter.«
»Ist das ein Befehl, Sir?«
»Nein, nicht direkt. Nur möchte ich an Ihre Einsicht appellieren. Wenn Sie schon den Fall lösen wollen, dann bitte suchen Sie sich einen anderen Weg.«
»Werde ich gern tun, Sir. Vielleicht komme ich tatsächlich über das Kindermädchen Thelma an John Sinclair und damit auch an Atlantis heran. Wenn dieser Kontinent tatsächlich eine derartig große Rolle spielte, wäre es noch besser, Myxin und Kara einzuschalten. Oder auch den Eisernen Engel.«
»Die scheinen mir eingeschlafen zu sein. Jedenfalls haben wir in der letzten Zeit nichts von ihnen gehört.«
»Da muss ich Ihnen leider recht geben, Sir.«
»Dann rufen Sie mich bitte an, wenn Sie bei den Hazelwoods eingetroffen sind. Haben Sie die Adresse?«
»Nein, Sir.«
Er bekam sie fernmündlich und dachte daran, dass die Hazelwoods nicht weit von der Familie Conolly entfernt wohnten. Beide lebten im Londoner Süden.
Suko informierte die Kollegen von der Mordkommission. Danach drehte er sich um und starrte auf die leere weiße Wand, die einmal von einem Gemälde
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