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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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könnte für die verschiedenen Vorkommnisse eine plausible Erklärung liefern.”
    „Wie meinen Sie das, Mr. Chelmesford?” fragte Clayton.
    Der Präsident antwortete, langsam sprechend, die Worte sorgfältig wählend. „Es könnte so gewesen sein. Doktor Wandel hat, bevor man ihm den Autoklav entzog, doch noch einen Versuch machen können, bei dem... Sagten Sie etwas, Clayton?” unterbrach er sich.
    „Ja, Mr. Chelmesford. Es ist richtig, der Doktor hat noch einen Versuch gemacht. Er sprach mir bei unserer letzten Unterredung davon.”
    „So, so!” Chelmesford pfiff leise vor sich hin. „Das würde meine Annahme unterstützen. Er hat noch einen Versuch gemacht und dabei eine große Menge dieses Stoffes hergestellt, der die unangenehme Eigenschaft besitzt, nach einer bestimmten Zeit explosiv zu werden. Etwas davon hat er nach Salisbury mitgenommen, daher der Haldenbrand, Clayton. Etwas hat er am Saint-Clair-See ins Wasser gesteckt, daher der Dampfausbruch. Wir werden feststellen müssen, ob dieser Mr. Schillinger und der Doktor miteinander bekannt sind. Ein anderer Teil ist ihm von Melton oder sonst jemand im Werk — vielleicht sogar von diesem Mr. White — weggenommen worden und hat hier das Feuer verursacht. Ist es nicht auffällig, Clayton, wie sich eins ans andere fügt, wenn wir von dieser Annahme ausgehen?”
    Clayton schüttelte den Kopf. „Nein, Mr. Chelmesford, es bleiben Lücken und Widersprüche. Professor Melton hat doch auch Versuche gemacht und jedesmal etwas von dem strahlenden Stoff hergestellt. Wie verträgt sich das mit Ihrer Annahme?”
    Der Präsident trommelte mit den Fingern nervös auf der Tischplatte. „Sie haben recht, Clayton. Das paßt schlecht zu dem übrigen... Aber nein, es wäre doch denkbar! Professor Melton könnte bei seinen eigenen Versuchen alles mögliche hergestellt haben, und alle diese Feuerwerkerei an den verschiedensten Stellen könnte doch durch das Präparat Wandels verursacht worden sein.”
    „Ja, aber wie wollen Sie das herausbekommen, Mr. Chelmesford? Wie seilen wir jetzt überhaupt weiter verfahren?”
    „Der Professor soll unter allen Umständen weiterarbeiten, Mr. Clayton. Er soll jetzt zeigen, was er kann. Seine Abteilung muß schleunigst wieder aufgebaut werden. In Tagund Nachtschichten, Clayton. Die Kosten dürfen keine Rolle spielen. Ein neuer Autoklav ist nach den vorhandenen Zeichnungen sofort zu bestellen. Daneben laufen die Aufgaben unseres Sicherheitsdienstes weiter. Besonders wichtig ist es jetzt, die Beziehungen Mr. Schillingers zu Doktor Wandel oder zu Werksangehörigen von uns festzustellen. Setzen Sie die letzten Kräfte daran und ordnen Sie auch alles Erforderliche für den Neubau an.”
    Gedankenvoll kehrte Clayton in das Zimmer zurück, das er nach dem Brand als Arbeitsstelle benutzte. Die Vermutungen und Kombinationen des Präsidenten bewegten ihn stärker, als er selbst wahrhaben wollte. An ein schuldhaftes Handeln Meltons vermochte er ebensowenig zu glauben wie an ein solches Dr. Wandels. Aber immer stärker wurde seine Überzeugung, daß ein Geheimnis über all diesen Vorgängen waltete. Immer stärker auch sein Bedauern, daß es ihm nicht gelungen war, den Doktor bei der United zu halten. Er machte sich jetzt Vorwürfe, daß er Melton gegenüber seine Autorität als Direktor nicht genügend zur Geltung gebracht habe, und während der folgenden Tage und Wochen bekam der Professor diese Stimmung Claytons öfter als einmal zu spüren.
    Während in Detroit die Maurer und Zimmerleute noch an der Arbeit waren, die niedergebrannten Teile des Werkes wiederaufzubauen, kam in Salisbury bereits ein neuer Autoklav an. Die Zeichnungen dazu hatte Dr. Wandel gleich nach seinem Eintritt in die Company geliefert, und schon wenige Tage später gab Chief Manager Lee Dowd den Apparat in Auftrag. Er tat es auf seine eigene Verantwortung, trotz der Bedenken, die Robert Slawter äußerte und obwohl einige Direktoren der Company offen widersprachen.
    Auch hier war es nicht ohne Kämpfe abgegangen, bevor Dr. Wandel seinen Willen durchsetzte. In den Besprechungen mit Mr. Slawter hatte er ihm seine Pläne entwickelt, und Slawter war dabei von einem Staunen ins andere gefallen. War dieser Deutsche ein Genie oder ein Wahnsinniger? Immer wieder mußte Slawter sich die Frage vorlegen, wenn des Doktors mathematische Ableitungen plötzlieh zu Drücken und Temperaturen von phantastischer Größe führten.
    „Es ist unmöglich, Dr. Wandel”, rief Slawter

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