Atomgewicht 500
zu halten... Untersuchung wegen Brandstiftung im Gange... alle Personen, in deren Räumen das Feuer aufgekommen war, der Polizei verdächtig...”
Mit einem unterdrückten Fluch schob Mr. Spinner das Schriftstück zur Seite. Das fehlte ihm gerade noch, daß sein Agent in eine Kriminaluntersuchung verwickelt wurde! Der Nachrichtenchef kannte die Methoden der amerikanischen Polizei zur Genüge. Eine geraume Weile war er unschlüssig. Bestand er jetzt darauf, Tom White aus Detroit abzuberufen, dann mußte er ihn für längere Zeit irgendwo spurlos untertauchen lassen, um ihn den Nachforschungen der Polizei zu entziehen. Aber mit einem Agenten, der sich sorgfältig verborgen halten mußte, war ihm auch nicht gedient, und wohl oder übel entschloß er sich, ihn vorläufig bei der United zu lassen.
Tom White erhielt davon durch ein Schreiben Kenntnis, in dem ihm gleichzeitig allergrößte Vorsicht bei den weiteren polizeilichen Vernehmungen ans Herz gelegt wurde und das ihn außerdem noch anwies, über alle weiteren Schritte von Professor Melton ausführlich Bericht zu erstatten. Er las diese Anordnungen mit gemischten Empfindungen, denn sein eigenes Gefühl sagte ihm, daß der Boden, auf dem er nun weiterarbeiten sollte, jetzt doppelt gefährlich geworden war. Aber andererseits reizte ihn die Gefahr wieder, und er war entschlossen, alles zu tun, um seinen Auftraggeber in Salisbury zufriedenzustellen.
Die Laune des Präsidenten Chelmesford war nach dem Werkbrand alles andere als rosig, und sie wurde durch die Besprechungen, die er deswegen mit Direktor Clayton hatte, nicht besser. Da waren erst einmal Schwierigkeiten mit der Versicherungsgesellschaft, die sich weigerte, für den Feuerschaden aufzukommen, ehe die Frage der Brand-Stiftung geklärt sei.
„Es ist nur ein Trick, Mr. Chelmesford”, meinte Clayton, „um die Auszahlung hinauszuzögern. Ob Brandstiftung oder nicht, auf jeden Fall wird die Gesellschaft zahlen müssen. Wenn sie es auf einen Prozeß ankommen läßt, wird sie ihn verlieren.”
„Mag sein, Clayton”, knurrte Chelmesford verdrießlich, „aber erst haben wir mal die Scherereien, und für den zerstörten Autoklav braucht die Versicherung bestimmt nicht aufzukommen.”
Diese letztere Behauptung vermochte Clayton nicht zu bestreiten. Zwangsläufig kam das Gespräch danach auf die Abteilung Melton und was weiter mit ihr geschehen solle, und die Bilanz, die Clayton dem Präsidenten hier vorlegen mußte, war wenig erfreulich.
„Es ist natürlich ein heller Unsinn von der Polizei, Mr. Chelmesford”, sagte Direktor Clayton, „daß sie eine Untersuchung auf Brandstiftung führt. Darüber wissen wir ja besser Bescheid. Das Feuer ist auf Ausbrüche atomarer Energie zurückzuführen. Professor Melton hat bei seinen ersten Arbeiten keine glückliche Hand gehabt. Er hat einen strahlenden Stoff hergestellt, dessen Atome nach einiger Zeit explosionsartig zerfallen. Wir wollen hoffen, daß es ihm bei weiteren Versuchen gelingt, stabilere Substanzen aufzubauen.”
„Stop, Clayton!” unterbrach ihn der Präsident. „Ob der Verdacht der Polizei begründet ist, weiß ich nicht. Aber darin stimme ich mit Inspektor McAndrew überein, daß es sich hier um Dinge handelt, deren Klärung tatsächlich dringend erwünscht ist.”
„Ich glaube, die Sache ist vollständig klar”, suchte Clayton zu widersprechen. Chelmesford wies den Einwand zurück und schlug ein Aktenstück auf, während er weitersprach: „Ich habe mir die einzelnen Tatsachen, die mir Kopfzerbrechen machen, hier der Reihe nach notiert. Vormittags um zehn Uhr zwölf Minuten geht auf Ihrem Tisch eine Probe des Stoffes in Flammen auf, und in derselben Minute explodiert der Vorrat in Meltons Zimmer.” Clayton nickte. „Das ist richtig, Herr Präsident.” „Aber schon etwas wunderbar, Mr. Clayton, daß es an beiden Stellen zur selben Minute passierte. Professor Melton hatte den Stoff doch an verschiedenen Tagen hergestellt. Die Probe auf Ihrem Tisch war wesentlich älter als der Vorrat in seinem Raum.”
Clayton versuchte eine etwas gezwungene Erklärung für den Vorgang zu geben, aber Chelmesford schob sie mit einer Handbewegung zur Seite.
„Sie können sagen, was Sie wollen, das ist und bleibt verdächtig. Und nun bricht drittens wieder genau um zehn Uhr zwölf Minuten das Feuer in dem Zimmer von White aus. Es gibt nur eine einzige Erklärung: er muß auch etwas von diesem Teufelsstoff in Verwahrung gehabt haben. Ja, sehen Sie, Clayton,
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