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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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worden sei. Dann wurden die Berichte spärlich und mangelhaft und kamen auch trotz ernstlicher Ermahnung aus Detroit nicht wieder in Fluß.
    Das Verhältnis des Doktors zu seinen Mitarbeitern konnte als vorbildlich gelten. Wenn er sie auch alle, Slawter nicht ausgenommen, bei den fortgesetzten Probeläufen der neuen Anlage scharf herannehmen mußte, so geschah das doch in einer so kameradschaftlichen Weise und er selber schonte sich dabei so wenig, daß alle mit Lust und Liebe bei der Sache waren. Jeder von ihnen gewann dabei die Überzeugung, unentbehrlich zu sein und das volle Vertrauen des deutschen Doktors zu genießen, und blieb um so mehr bemüht, sein Können zu zeigen.
    Das geschah, nachdem Dr. Wandel die drei Assistenten Slawters gründlich ins Gebet genommen und alles überflüssige Volk aus der Abteilung entfernt hatte. Wohl ließen sich die Herren Tamblyn und Grimshaw noch von ihren Freunden Brown und Miller im Klub freihalten, und Mr. Howard verkehrte nach wie vor in seinem Baseballverein und schlug es Mr. Jefferson nicht ab, ein Glas mit ihm zu trinken, aber weder dort noch hier kam dabei etwas Wissenswertes heraus. Wenn aber die Assistenten Slawters doch einmal ihre Zurückhaltung aufgaben und zwanglos plauderten, so erwiesen sich ihre Mitteilungen später als irreführend, und das war für die Leute der United fast noch unangenehmer. Die Anweisungen Dr. Wandels waren auf einen fruchtbaren Boden gefallen, und der Nachrichtendienst von Detroit hatte darunter zu leiden.
    Aber Dr. Wandel hatte doch noch seine Heimlichkeiten. Als die Woche anstrengender Probeläufe sich ihrem Ende zuneigte, wußte selbst Robert Slawter noch nichts davon, daß in der innersten Kugel des großen Autoklavs bereits zwei Stifte aus einem schweren dunklen Metall von der gleichen Art steckten, wie sie seinerzeit auch bei dem nächtlichen Versuch in Detroit benutzt worden waren.
    Ein Uhr mittags. In Salisbury schrillten die Sirenen auf und gaben heute, am Sonnabend, das Signal für den Arbeitsschluß. Die Büros und Werkstätten der Company begannen sich zu leeren. In hellen Scharen strömte die Belegschaft aus Hallen und Häusern auf die Werkhöfe und ergoß sich durch die großen Tore auf die Straße. Nur in der Abteilung Slawter blieben fünf Männer zurück. „Wie steht's, Doktor Wandel?” fragte Slawter. „Können wir der Werkleitung nächste Woche die Bereitschaft unserer Abteilung melden?”
    Der Doktor ließ seine Blicke über die schimmernden Maschinenanlagen in der großen Halle wandern und schien etwas zu überlegen, bevor er nach kurzem Zögern antwertete.
    „Ich denke, Slawter; wenn wir jetzt noch eine Generalprobe veranstalteten, können wir Montag die Meldung machen. Allerdings müßten die Herren dann etwas von ihrem freien Nachmittag opfern. Ein paar Stunden würde uns eine letzte Probe unter vollem Druck und Strom in Anspruch nehmen.”
    Er sah sich fragend um und brauchte nicht weiter zu fragen. Zustimmung, Entschlossenheit und Tatendurst leuchteten ihm aus den Mienen seiner Mitarbeiter entgegen. Klar kamen die Worte von seinen Lippen.
    „Fertig zur letzten Probe!”
    Kurz und scharf fielen die nächsten Kommandos.
    „Pumpe eins läuft an, Pumpe zwei... drei, vier... fünf!”
    Mit voller Tourenzahl arbeiteten die mächtigen Gaspumpen, klingend dröhnten die Schläge ihrer Ventile durch die Halle.
    „Luft auf!” kam das nächste Kommando, und in endlosen Strömen ergoß sich die flüssige Luft über die Autoklavkugel. Mächtige Schwaden wallten auf und vernebelten die Halle. Für Minuten konnte keiner der fünf den andern sehen, so dicht wogten die Dunstmassen daher. Dann wurden sie lichter, die Sicht kam wieder. Der gewaltige Stahlbau des Autoklavs war durch und durch auf Weltraumtemperatur abgekühlt.
    Der Doktor gab sich das Kommando selbst und bewegte im gleichen Moment den Stromschalter. Transformatoren brummten auf, und zehntausend elektrische Pferde rasten im Herzen der innersten Stahlkugel.
    Dr. Wandel ließ die Hand nicht vom Schalter, während seine Augen den Gang von zehn Meßinstrumenten gleichzeitig verfolgten. Unablässig kamen dabei neue Befehle aus seinem Munde.
    „Slawter, Pumpe fünf mehr Druck!... Grimshaw, Pumpe drei weniger Druck!... Howard, Luft stärker auf! Tamblyn, Pumpe vier schwächer!...”
    Wie ein Automat kommandierte Dr. Wandel, und wie Automaten führten die andern seine Befehle in Bruchteilen von Sekunden aus. Lange genug hatten sie ja geübt, bevor sie diese letzte,

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