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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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schwerste Probe wagten, und freudig fühlten sie jetzt, wie nützlich und notwendig die lange Vorübung gewesen war. Unwillkürlich mußte Robert Slawter jenes früheren Versuches gedenken, der beinahe mit einer Katastrophe geendet hatte. Fast leichtfertig erschien ihm nun sein damaliges Vorgehen. Jetzt würde es anders klappen. Wenn sie heute diesen letzten Probelauf unter vollem Druck und Strom glücklich zu Ende geführt hatten, dann mochten übermorgen Mr. Dowd, Direktor Alden und alle die andern kommen. Man würde ihnen etwas zeigen, das ihr Staunen erregen sollte. Hielt die Anlage heute die riesenhafte Beanspruchung aus, dann würde sie zuverlässig auch übermorgen standhalten.
    „Pumpe fünf stärkeren Druck!”
    Das Kommando Dr. Wandels riß Slawter aus seinen Gedanken. Während er die Maschine stärker laufen ließ, blickte er auf das Manometer und erschrak. Der volle Druck von einer halben Million Atmosphären stand in der innersten Kugel. Bis zu dem berechneten Wert hin war der Autoklav jetzt beansprucht. Wenn ein Fehler in der Stahlmasse war, ein winziger Riß irgendwo, wenn die Riesen-Spannung sich gewaltsam Bahn brach — im Augenblick mußten sie dann alle, die hier standen und dem Element nach ihrem Willen Fesseln anlegten, zerschmettert, zerrissen, vernichtet werden. Wie ein Sturmwind würde die Katastrophe weitertoben — über das Werk, über die Stadt hin. Nur noch ein riesiger Trümmerhaufen und ein gewaltiges Leichenfeld würden Zeugnis ablegen von diesem Versuch — und von denen, die ihn gewagt hatten.
    Ruhiger wurde der Lauf der Maschinen, seltener fielen Kommandos, die neue Regelung verlangten. In stetem Takt pochten die Pumpenventile, in stetem Strom ergoß sich die flüssige Luft aus den Brauserohren über die Stahlkugel, und traumhaft wurde der stete Fluß der Zeit für Robert Slawter. Wie aus einer andern Welt klang ein Kommando Dr. Wandels an sein Ohr.
    „Pumpe fünf schwächeren Druck!” Noch während er es ausführte, erschallte schon das nächste: „Pumpe vier Druck schwächer!” Schritt um Schritt wurde die Leistung der mächtigen Gaspumpen gemindert, während der Doktor die elektrische Energie zurückdrosselte. Der Augenblick kam, da alle Maschinen wieder stillstanden. Fast unwahrscheinlieh wirkte die Ruhe in der großen Halle auf die fünf Männer, nachdem so lange Zeit das Dröhnen der Maschinen, das dumpfe Brausen der Transformatoren und das schneidende Zischen der flüssigen Luft ihre Ohren betäubt hatten.
    Die Stimme Dr. Wandels klang durch die Stille. „Die Generalprobe ist hiermit zu Ende! Montag große Vorstellung vor geladenem Publikum. Für heute Feierabend, meine Herren.”
    Langsam verließen die drei Assistenten die Halle, Slawter und Dr. Wandel blieben allein zurück. Nur ein leises Knistern und Knacken hier und dort unterbrach die Stille in dem großen Raum. Die Geräusche kamen von der Maschinenanlage her, deren heiße Teile sich allmählich abkühlten.
    „Nun wären wir also glücklich soweit, Doktor. Montag müssen wir zeigen, was wir können”, brach Slawter das Schweigen. „Hoffentlich lohnt der Erfolg unsere Bemühungen.”
    „Ich erwarte es bestimmt, Slawter. Wir hatten heute eine halbe Million Atmosphären in der Kugel, die Temperatur — unsere Pyrometer sind bei der Riesenglut nicht mehr mitgekommen, das muß bei späteren Versuchen noch verbessert werden. Aber rechnungsmäßig schätze ich, daß wir im Energiezentrum beträchtlich über eine Million Grad hinausgekommen sind. Nach der Theorie ist daher zu erwarten... ”
    Während der letzten Worte griff Dr. Wandel nach jenem Formelheft, das Slawter so gar nicht liebte, und während der nächsten Viertelstunde mußte er eine Fülle von mathemati sehen Ableitungen und chemischen Schlußfolgerungen über sich ergehen lassen, bis ihm der Kopf brummte. Vergeblich versuchte er verschiedentlich, den Doktor zu unterbrechen. Der ließ sich in seinen Erklärungen und Berechnungen nicht stören, bis er zum Endergebnis kam.
    „So dürfen wir unter den genannten Verhältnissen mit großer Bestimmtheit die Entstehung eines neuen Elements mit dem Atomgewicht fünfhundert erwarten.”
    „Fünfhundert, Doktor Wandel?” Fast wie ein Schrei kam es von den Lippen Slawters. „Fünfhundert, Doktor? Ein Riesenerfolg wäre das! Ein neues Zeitalter der Chemie — der ganzen Technik müßte es bedeuten, wenn — Sie sich nicht irren, Doktor Wandel.”
    „Ich halte einen Irrtum für ausgeschlossen, Slawter. Ein

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