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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sind nicht schwärzer als Kohle und wirken doch viel schwärzer. Unheimlich und wunderbar zugleich. Man spürt es fast greifbar, daß jeden Augenblick etwas Ungeheures aus diesen Kristallen herausbrechen könnte.”
    „Nur mit unserem Willen, Slawter, wenn wir der gefesselten Energie den Weg freigeben. Wir sind die Herren des Stoffes, den wir schufen. Wir wissen ihn zu meistern. In den Händen von Toren freilich könnte dieser kleine Ball fürchterliche Wirkungen haben. Diesmal muß ich den Stoff unter besserem Verschluß halten als damals in Detroit. Zu schlimm wäre das Unheil, das sonst entstehen könnte.”
    Dr. Wandel schwieg und griff nach einer Metallsäge. Mit kräftigen Strichen begann er das Elektrodengestänge an den Stellen zu durchschneiden, wo es in den Kristallball hineinragte. Als das Sägeblatt auch die zweite Elektrode zur Hälfte abgetrennt hatte, unterbrach er seine Arbeit, griff nach einem trockenen Wolltuch und drückte es Slawter in die Hand.
    „Fangen Sie die Kugel damit auf, wenn sie sich von der Elektrode löst.”
    Slawter legte das Tuch um das Kristallgebilde und hielt es mit einer Hand. „Sie werden beide Hände nehmen müssen, mein lieber Slawter”, sagte der Doktor und setzte die Säge wieder an.
    Etwas ungläubig folgte Slawter der Weisung. Ein dutzendmal zog Dr. Wandel die Säge noch hin und her, dann fiel das Gebilde in Slawters Hände, so massig und schwer, daß es ihn nach vorn hinüberriß, daß er die Ellbogen auf den Tisch stützen mußte, um nicht zu fallen. Verwundert starrte er auf die kleine Kugel, die mit einer so unbegreiflichen Last auf seine Hände drückte.
    „Nach der Theorie, mein Lieber...”, hüb der Doktor an. Mit einem Laut der Ungeduld ließ Slawter die Kristallkugel auf den Tisch gleiten. Einen mathematischen Vortrag anzuhören und gleichzeitig noch ein Zentnergewicht zu halten, ging über seine Kräfte. Aber der Doktor verzichtete diesmal auf lange Formeln. Er sagte nur kurz und bündig:
    „Nach der Theorie muß der neue Stoff etwa doppelt so schwer wie Platin sein. Ich schätze das Gewicht auf etwa neunzig bis hundert Pfund.”
    Slawter rieb seine Finger. „Wunderbar, Doktor Wandel! Ein merkwürdiger Stoff! Das kleine Ding wiegt einen Zentner. Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht jetzt noch an meinen Händen spürte.”
    Der Doktor hatte sich auf einen Schemel vor dem Tisch niedergelassen. Er stützte den Kopf in die Arme und blickte nachdenklich auf die Kristallkugel. Langsam und versonnen kamen die Worte von seinen Lippen.
    „Sie haben recht, Slawter, es ist ein wunderbarer Stoff; wunderbar in jeder Hinsicht. Es könnte wohl ein neues Zeitalter der Technik damit beginnen, wenn er auch das letzte erfüllt, das die Theorie von ihm fordert. Nun, auch darüber werden wir bald Gewißheit haben.”
    Während er die Worte sprach, griff er wieder zu der Säge und ließ sie ganz leicht über die Kugel gleiten. Ein Splitterchen, winzig nur, dem Auge kaum sichtbar, löste sich dabei von ihr und verfing sich zwischen zwei Säge-Zähnen. Dr. Wandel griff nach einer Pinzette und klemmte sich eine Lupe ins Auge. Wie er da am Tisch hockte, das Sägeblatt vorm Gesicht, und mit der feinen Pinzette nach dem Kristallstäubchen fischte, ähnelte er einem Uhrmacher bei seiner Arbeit. Jetzt hatte er das Stäubchen gefaßt, ließ es in eine Glasschale fallen und erhob sich.
    „Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, Slawter.” Er verließ die Halle und ging in seinen Arbeitsraum. Als er zurückkam, trug er in der Rechten eine blinkende Stahlkassette, in der Linken ein feines Gerät, das er vorsichtig auf den Tisch stellte.
    Mit einem vielfach gezackten Schlüssel öffnete er die Kassette. In das Flanelltuch gehüllt, kam die Kristallkugel hinein. Als der Doktor den Deckel wieder zuschlug, konnte Slawter beobachten, daß der Deckel sich mit zahlreichen Falzen in die Wände des Behälters einfügte. Die Kassette schloß vollständig luftdicht.
    „So”, sagte der Doktor, während er den Schlüssel in seine Brieftasche steckte, „da drinnen ist unser Stoff vor aller Feuchtigkeit sicher. Jetzt wollen wir mal sehen, was er leistet.”
    Dabei machte er sich an dem andern Apparat, den er mitgebracht hatte, zu schaffen. Im Grunde war das ein recht einfaches Gerät, in der Hauptsache nur eine Skala, vor der sich waagerecht ein haarfeiner Glasfaden befand. Wieder nahm der Doktor die Lupe zu Hilfe, holte das Kristallstäubchen mit der Pinzette aus der Glasschale und

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