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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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ob man den neuen Apparat nach den ursprünglichen Plänen des Doktors bestellen sollte oder mit dem von Wilkin veränderten Verschlußstück. Dem Professor waren Bedenken gekommen, und er wollte sich jetzt strikt an die Zeichnungen Dr. Wandels halten. Wilkin verteidigte seinen eigenen Entwurf, und in ihre Streitereien platzten immer dringlichere Mahnungen Claytons hinein, endlich zu einem Entschluß zu gelangen und den neuen Autoklav in Auftrag zu geben. — Tom White steckte in einem Stübchen, das noch erheblich kleiner war als das Zimmer des Professors und seines Assistenten. Der Raum war ursprünglich für einen Bürodiener bestimmt, aber Direktor Clayton hatte den Mann mit Stuhl und Tisch kurzerhand auf den Korridor gesetzt und White darin untergebracht.
    In ziemlich verdrossener Stimmung hatte Tom White sein neues Quartier bezogen, aber sehr bald begann er ihm Geschmack abzugewinnen, denn dieses Loch von einem Zimmer lag in nächster Nähe der Räume des Präsidenten Chelmesford und des Direktors Oayton. Bei angelehnter Tür war es ihm ein leichtes, zu beobachten, wer bei den beiden aus und ein ging, und von dieser Möglichkeit machte er fleißig Gebrauch, denn was zu tun gab es für ihn in der Übergangszeit kaum.
    Um ;o mehr bemühte er sich, den Weisungen Mr. Spinners gerecht zu werden und möglichst viel zu beobachten, das für den Nachrichtenchef in Salisbury von Wichtigkeit sein konnte; aber seinen Bestrebungen war leider eine enge Grenze gezogen. Sowohl das Zimmer Chelmesfords als auch das Claytons war mit doppelten Türen versehen, durch die kein Laut von dem, was drinnen verhandelt wurde, herausdrang. Er konnte eben nur sehen, wer zu dem einen oder anderen hineinging, dann fielen die Türen ins Schloß.
    Ins Schloß — das war für einen Mann wie Tom White kein Hindernis. Ein Abdruck war schnell genommen und ein Schlüssel danach angefertigt, aber viel weiter kam er dadurch nicht. Wohl konnte er jetzt in Zeiten, zu denen er ihre Bewohner fern wußte, diese Räume betreten, doch viel zu entdecken gab es dabei auch nicht, denn sowohl Chelmesford als auch Clayton pflegten ihre wichtigeren Schriftstücke in Stahlschränken aufzubewahren, die den Schlosserkünsten von Mr. White gewachsen waren. Außerdem blieb die Sache auch reichlich gefährlich. Kam doch einmal einer der beiden, Chelmesford oder Clayton, unvermutet zurück, so mußte das für den unerwünschten Beobachter natürlich die schwerwiegendsten Folgen haben.
    Man müßte dabeisein und alles hören können, wenn sie ihre Besprechungen abhalten, sagte Tom White sich ein über das andere Mal, und er war auch der Mann dazu, diesen Wunsch zu verwirklichen.
    Es war schon nach Werkschluß, als er sich noch auf dem Korridor zu schaffen machte. Ein Schlüssel in seiner Hand öffnete die doppelten Türen von Chelmesfords Zimmer. Er schob hinter die Bücherreihen eines Regals eine Streichholzschachte!, der äußerlich nicht anzusehen war, daß sie ein empfindliches Mikrophon enthielt. Eine fadendünne isolierte Leitung brachte er sorgfältig zwischen Tapete und Scheuerleiste unter, und dann war er wieder draußen. Die Leitung aber führte er weiter bis zu seinem Raum und in den Kleiderschrank, in dem sich eine elektrische Batterie und einige andere Apparate befanden.
    Noch einmal das gleiche Spiel im Zimmer Claytons, und mit einem Gefühl der Erleichterung kehrte Tom White in den eigenen Raum zurück. In Zukunft würde er es nicht mehr nötig haben, sich in Gefahr zu begeben. In voller Ruhe und Sicherheit würde er durch das Telephon in seinem Schrank mithören können, was die Leiter der United hinter doppelt gesicherten Türen sprachen. Jetzt sollte Mr. Spinner Berichte nach seinem Herzen bekommen, und der Lohn der Dupont Company für solche Tüchtigkeit würde nicht ausbleiben. In der Tat waren die Briefe aus Detroit, die der Nachrichtenchef in Salisbury mit einer gewissen Schablone entziffern mußte, von diesem Zeitpunkt an derartig reich an Inhalt, daß er öfter als einmal geneigt war, Tom White für einen Zauberkünstler zu halten.
    *
    Sehr viel weniger war die Nachrichtenabteilung der United mit ihren Agenten in Salisbury zufrieden, denn trotz aller Bemühungen wollte es denen nicht mehr gelingen, irgend etwas Wichtiges und Wissenswertes über die Arbeiten in der Abteilung Slawter in Erfahrung zu bringen. Nur das war noch gemeldet worden, daß ein neuer, riesenharter Autoklav angekommen und unter der Leitung des deutschen Doktors aufgestellt

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