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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Stackpools nicht stören. Er zerrte einen anderen, größeren Kasten heran und brachte ihn durch zwei Leitungsschnüre mit zwei Punkten des Kabelmantels in Verbindung, bewegte ein paar Schalterhebel — und dann standen alle drei, lauschten und starrten, als ob sie ein Wunder erlebten.
    Deutlich klangen aus dem Kasten Stimmen auf. Eben deutlich und unverkennbar die Stimme Chelmesfords und dann wieder die Claytons, die auf Fragen und Einwände des Präsidenten antwortete.
    Rein technisch betrachtet, war es gar kein Wunder, denn der Kasten enthielt einen kräftigen Verstärker und außerdem einen Lautsprecher, der zu dem Zweck gebaut war, die Ströme des Verstärkers hörbar wiederzugeben. Wunderbar war es nur, daß die Stimmen Chelmesfords und Claytons in den Strömen steckten, die in dem Kabelmantel vagabundierten.
    Mr. Stackpool und seine Leute hörten die Worte des Präsidenten und des Direktors und faßten kaum ihren Sinn, denn alle drei bewegte ausschließlich der eine Gedanke: Wie kommt der Sprechstrom in den Kabelmantel? Als erster brach Stackpool das Schweigen.
    „Aus der Telephonleitung kann es nicht kommen”, sagte er. „Wir haben doch eben erst alles nachgemessen. Es ist keine Verbindung zwischen Sprechnetz und Lichtnetz vorhanden.”
    Kurz entschlossen klopfte er an Claytons Tür, öffnete sie und wunderte sich von neuem. Das Zimmer war leer. Das Telephon stand unbenutzt auf dem Schreibtisch, während aus dem Lautsprecher vom Flur her nach wie vor die Stimme des Direktors ertönte.
    Stackpool winkte seine Gehilfen heran, und ein eifriger Austausch von Meinungen über das wunderliche Vorkommnis hüb an, bis Brookman eine Erklärung vorbrachte, die Stackpool wie ein Keulenschlag traf.
    „Die Herren benutzen das Telephon gar nicht”, sagte Brookman mit Entschiedenheit, „sie sind im Zimmer des Präsidenten und sprechen da miteinander. Also gibt es nur eine Möglichkeit: im Zimmer von Mr. Chelmesford muß ein Lauschmikrophon vorhanden sein.”
    „Ein Lauschmikrophon, Brookman?” Heiser vor Erregung stieß Stackpool die Worte heraus.
    „Ein Lauschmikrophon, Mr. Stackpool. Der Mann, der es dort hingebracht hat, sitzt an irgendeiner andern Stelle der Lichtleitung und hört jedes Wort mit, das die Herren sprechen.”
    „Sie haben recht, Brookman.” Stackpool raffte sich aus seiner Erstarrung auf. „Ich muß es dem Präsidenten sofort melden, es darf dort nicht weitergesprochen werden. Wer weiß, was für ein Schaden dem Konzern dadurch entsteht!”
    Er wollte zu Chelmesfords Tür eilen, Brookman hielt ihn zurück.
    „Wäre es nicht richtiger, Mr. Stackpool, wenn wir der Lichtleitung nachgingen, den Mann zu finden versuchten, der mithört?”
    Stackpool blieb stehen, zögerte und fragte:
    „Wie wollen Sie das machen? Sie müßten die ganze Lichtleitung absuchen. Es ist unmöglich. Es würde tagelang dauern.”
    Er ging auf die Tür von Chelmesford zu und klopfte.
    „Jetzt hat er alles verdorben!” Brookman flüsterte es Hamilton zu, während Stackpool in das Zimmer des Präsidenten eintrat. „Jetzt ist der fremde Vogel gewarnt.”
    *
    Tom White war eifrig dabei, mitzuschreiben, was Präsident Chelmesford und Clayton sich zu sagen hatten. Mehrmals war in der Unterhaltung der beiden bereits der Name des deutschen Doktors gefallen. Immer deutlicher ging aus den Worten des Präsidenten die Absicht hervor, einen Husarenstreich zu wagen und sich der Person des Doktors mit Gewalt zu versichern, obwohl er es bisher noch nicht eindeutig ausgesprochen hatte. Jetzt aber schien es zu kommen.
    „Es bleibt die einzige Möglichkeit”, meinte er zu Clayton. „Ich werde übermorgen Smith mit vier Mann und dem großen Wagen unserer Sicherheitsabteilung nach Salisbury schicken.” Chelmesford schwieg plötzlich. In seinem Telephon vernahm Tom White, daß an die Tür geklopft wurde, und er hörte den Präsidenten sagen:
    „Sehen Sie mal nach, Clayton, wer draußen ist. Wir wollen jetzt nicht gestört werden.”
    Er hörte danach Clayton fragen: „Was wünschen Sie, Mr. Stackpool? Wir haben jetzt keine Zeit für Sie.”
    Dann kam die Stimme des Präsidenten wieder. „Ach so. Stackpool ist da. Na, haben Sie an den Leitungen etwas gefunden? — Was fehlt Ihnen, Mann? Sind Sie übergeschnappt?”
    *
    Als er den Namen „Stackpool” hörte, zuckte Tom White zusammen, und die nächsten Worte Chelmesfords bestätigten seine Vermutung. Stackpool war also dabei, die Leitungen zu untersuchen. Die Gefahr, daß die

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