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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Analyse fertig sein. Morgen nachmittag soll der Direktor seinen Bericht haben.
    „Ich danke Ihnen, Mr. White”, erwiderte Clayton auf die Worte Tom Whites. „Rufen Sie mich an, sobald Sie etwas haben.”
    Tom White machte sich, unterstützt von McGan, daran, die Kristalltrauben von den Elektroden abzuschneiden.
    „Warten Sie nur ab, mein lieber McGan”, versuchte er den Iren zu trösten, während sie zusammen die Säge durch die harte Kristallmasse zogen. „Wer weiß, was die Analyse ergeben wird? Vielleicht haben Sie doch noch eine große Entdeckung gemacht, und die Dinge stehen viel besser, als Sie jetzt glauben.”
    McGan schöpfte neue Hoffnung aus diesen Worten und hätte am liebsten sofort mit der Untersuchung des Stoffes begonnen, aber Tom White zog es vor, die Angelegenheit auf den Nachmittag zu verschieben.
    „Jetzt lohnt es sich nicht mehr, damit anzufangen, Mr. McGan. In einer Viertelstunde wird es zu Mittag pfeifen”, meinte er und komplimentierte den Iren, der ihm die Kristallkörper in sein Arbeitszimmer getragen hatte, zur Tür hinaus. Dann hatte Mr. White dringend einen Brief zu schreiben. In höchster Eile glitt seine Feder über das Papier, während er ab und zu einen Blick auf die Wanduhr warf. Ein Hammer in seiner Rechten krachte auf einen der Kristallkörper nieder, so daß ein gehöriger Zacken davon abbrach. In fliegender Hast machte er ein Päckchen fertig, das den Brief und die Kristallprobe enthielt. Noch bevor die Sirenen die Mittagspause verkündeten, verließ er das Werk, bestieg an der nächsten Straßenecke ein Auto und versprach dem Chauffeur ein Extratrinkgeld für schnellste Fahrt zum Flugplatz.
    Das Geräusch der Propeller verklang in der Ferne. Eine Weile noch schaute Tom White dem Flugzeug nach, bis es am dunstigen Südosthorizont verschwand. Dann schlug er gemächlich den Rückweg zur Stadt ein. Es hatte eben noch auf die letzte Sekunde geklappt. Seine Sendung war auf dem Wege nach Salisbury, und alles andere würde sich programmgemäß abwickeln.
    Die Untersuchung des neuen Stoffes, die er McGan für heute nachmittag in Aussicht gestellt hatte? Viel Lust hatte er nicht dazu... Der deutsche Doktor würde das viel schneller und besser erledigen. Und außerdem — sicherlich gab es heute nachmittag wieder wichtige Besprechungen zwischen Chelmesford und Clayton. Aber wenn er die abhören wollte, mußte er allein in seinem Zimmer sein und konnte nicht draußen im Laboratorium arbeiten.
    Er überlegte hin und her, wie er es machen könne, und hatte darüber bereits die Warren Avenue erreicht, in deren Nähe die Werke der United lagen, als er seinen Namen hörte. Er blieb stehen und sah Phil Wilkin auf sich zukommen.
    Das Verhältnis der beiden hatte in der letzten Zeit eine Wandlung erfahren. White war es gelungen, sich durch seine Leistungen eine derartige Stellung bei der United zu schaffen, daß er die Gunst Wilkins nicht mehr unbedingt nötig hatte. Andererseits war Wilkins Stellung durch den Fortgang von Professor Melton etwas unsicher geworden. Zwar hütete sich White; offen mit Wilkin zu brechen, denn die gefährliche Doppelrolle, die er in der United spielte, nötigte ihn zu größter Vorsicht, aber die Art, in der er jetzt den Gruß des andern erwiderte, stach merklich von seiner früheren Unterwürfigkeit ab.
    „Ein schöner Tag heute, White. Ich sehe, Sie haben die Mittagspause auch zu einem Spaziergang benutzt”, eröffnete Wilkin die Unterhaltung.
    „Stimmt, Wilkin. Ich habe einen Bummel durch den River Park gemacht”, erwiderte Wiite gleichmütig, während er sich im stillen fragte: Hat er mich auf dem Flugplatz gesehen oder nicht?
    „Ein angenehmer Ort, der Park. Eine grüne Oase in unserm Steinmeer, mein lieber White. Aber auch der Weg nach der andern Seite zum Flugplatz hin ist recht hübsch”, meinte Wilkin und vermehrte durch seine Bemerkung die innere Unsicherheit des andern.
    Verstohlen betrachtete Tom White den Assistenten von der Seite, während er sich dessen letzte Worte durch den Sinn gehen ließ.
    Die nächste Bemerkung Wilkins warf ihn in neue Unruhe.
    „Sagen Sie mal, White”, begann er unvermittelt, „bei der Geschichte mit dem Autoklav stimmt doch etwas nicht.”
    Unwillkürlich verhielt White seinen Schritt.
    „Wie meinen Sie das, Mr. Wilkin?” fragte er. Auch Wilkin blieb stehen und blickte ihm, während er die Frage beantwortete, voll ins Gesicht.
    „Sie sagten zu Direktor Clayton, daß seit gestern vormittag niemand an den Apparat

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