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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Geheimanläge entdeckt würde, war in unmittelbare Nähe gerückt.
    Aber warum hatte Chelmesford Mr. Stackpool gefragt, ob er übergeschnappt sei, und warum richtete er jetzt die gleiche Frage an Clayton? Tom White wußte es nicht, denn er konnte ja nicht sehen, was auf der Schwelle von Claytons Zimmer vor sich ging. Da stand Stackpool, hielt zwei Finger seiner Rechten an die Lippen und winkte mit der Linken dem Präsidenten, herauszukommen, und Clayton, dem Stackpool die Worte ins Ohr geflüstert hatte: „Es ist ein Lauschmikrophon im Zimmer!”, stand neben ihm und vollführte die gleichen Gesten!
    „Dummheiten! Ist mir unverständlich, was Sie wollen!” hörte Tom White den Präsidenten sagen, hörte ihn seinen Stuhl rücken und Schritte im Raum, und dann wurde es still. Offenbar war das Zimmer leer.
    *
    „Zum Teufel, was soll das bedeuten?” brummte Tom White vor sich hin. Je länger er sich die Sache überlegte, desto verdächtiger kam sie ihm vor. Sollten die drei Leutchen da drüben im Verwaltungsgebäude seine Geheimanläge schon entdeckt haben, und gingen sie jetzt etwa der Spur nach? Stackpool brauchte mit seinen Instrumenten ja nur dem Mikrophonstrom im Kabelmantel zu folgen, dann mußte er über kurz oder lang bei ihm landen.
    Ein einfaches Mittel gab es dagegen: White brauchte nur seine Anlage auszuschalten. Dadurch wurde der Kabelmantel stromlos, und die Spur war verwischt. Schon wollte er nach dem Schalter greifen, als er wieder Schritte \ernahm. Chelmesford und Clayton kehrten ins Zimmer zurück. Daß auch Stackpool und Brookman auf Zehenspitzen mitkamen, konnte er nicht sehen. Er konnte auch nicht wahrnehmen, was diese beiden im Zimmer trieben, während der Präsident mit Clayton ein belangloses Gespräch über die Prüfung der Telephonleitungen führte. Hätte er es sehen können, er hätte wohl weniger ruhig auf seinem Stuhl gesessen und weitergelauscht.
    „Es freut mich doch, Clayton, daß ich die Anlage nachsehen ließ”, sagte Chelmesford, „jetzt sind wir sicher, daß unsere Gespräche nicht mitgehört werden können...”
    „Bildest du dir ein, mein Lieber!” flüsterte Tom White vor sich hin.
    „Besser zuviel Vorsicht als zuwenig”, antwortete Clayton auf die Ausführung Chelmesfords, „jetzt wissen wir, daß die Sache in Ordnung ist.”
    Während die beiden so hin und her redeten, verfolgten sie mit Aufmerksamkeit die Arbeiten von Stackpool und Brookman.
    Die hatten einen feinen Kupferdraht entdeckt, der von dem Lichtkabel abzweigte und hinter der Scheuerleiste nach einem Bücherregal hin verlief. Schon kniete Brookman vor dem Regal. Während er noch einmal den Finger warnend auf die Lippen legte, begann er vorsichtig die einzelnen Bücher herauszuräumen, und dann — die Überraschung war zu groß —, dann beging er selbst eine Unvorsichtigkeit.
    *
    Tom White vernahm in seinem Telephon plötzlich ein starkes Rascheln und Rauschen und dann so laut, daß es ihn fast schmerzte, die Worte: „Da ist es!” Er wußte genug. Sie hatten das Mikrophon hinter den Büchern entdeckt. Jetzt hieß es für ihn schleunigst handeln. Er riß die Schubladen seines Schreibtisches auf und drehte an einem kleinen Schalter, der frei darin lag.
    So, das wäre getan! Der Strom zu dem Lauschmikrophon, über das die da drüben sich die Köpfe zerbrachen, war unterbrochen.
    Jetzt konnten sie erst mal lange suchen, bis sie das zu dem Mikrophon gehörende Telephon fanden — aber trotzdem —, die Sache war und blieb höchst brenzlig. Wenn sie der Lichtleitung nachgingen, mußten sie schließlich einmal auch zu ihm kommen, und wenn sie hier den Anschluß entdeckten, war er geliefert.
    Er griff nach einer Schere. Ein feiner Draht, den er vor Tagen einmal mit dem Mantel der Lichtleitung verbunden hatte, wurde abgeschnitten und ebenso ein zweiter, den er damals an ein Wasserleitungsrohr gelötet hatte. Sorgfältig bearbeitete er die Schnittstellen mit seinem Taschenmesser und schwärzte sie mit Tinte, bis sie nicht mehr zu erkennen waren.
    Die beiden Drähte liefen unter dem Teppich zu seinem Schreibtisch. Er zog sie hervor und rollte sie zusammen. Daß aber die Lage für ihn nach wie vor bedenklich war, darüber war er sich klar. Auch so, wie diese Dinge — der Kopfhörer, der Schalter und die Trockenbatterie — jetzt friedlich in seinem Tischkasten lagen, würden sie ihn doch schwer belasten, wenn man sie entdeckte. Aber wohin damit? Ins Feuer? Dazu hätte er erst in eins der Laboratorien gehen und ein

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