Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
gekommen sei, aber Sie selbst haben ihn ja gestern über Mittag noch einmal geöffnet.”
    White fühlte seinen Herzschlag stocken. „Ich — ich — Mr. Wilkin? Das ist wohl ein Irrtum.”
    Wilkin schüttelte den Kopf. „Ich würde es nicht sagen, White, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte. Ich kam während der Mittagspause durch die hintere Halle, als Sie eben dabei waren, den Deckel wieder einzuhängen. An sich ist es bedeutungslos. Ich wundere mich nur, daß Sie es Clayton gegenüber verschwiegen haben.”
    Tom White sah ein, daß jedes Leugnen zwecklos war. „Den letzten beißen die Hunde”, sagte er mit einem gezwungenen Lachen. „Hätte ich Clayton gesagt, daß ich zuletzt an dem Autoklav war, dann hätte er mir sicher die Schuld an dem Unfall in die Schuhe geschoben.”
    Wilkin nickte. „Das kann ich begreifen, Mr. White. Aber ich verstehe nicht, was Sie überhaupt noch an dem Apparat zu schaffen hatten.”
    „Geben Sie mir Ihr Wort, daß die Sache unter uns bleibt, dann will ich es Ihnen sagen. Ihre Hand darauf, Wilkin!”
    Wilkin schlug in die Rechte von Tom White ein. „Sie haben mein Wort Ich glaube, mein lieber White, es ist für uns beide vorteilhafter, wenn wir keine Heimlichkeiten voreinander haben, sondern wieder wie früher Hand in Hand arbeiten. Alles, was Sie mir sagen, ist sicher bei mir verwahrt.”
    Während Wilkin sprach, fand Tom White Zeit, sich eine Ausrede zurechtzulegen.
    „Sie wissen, Mr. Wilkin”, begann er seine Erklärung, „daß wir über das Elektrodenmaterial im Zweifel waren. Wir hatten den Autoklav schon gestern geschlossen, als ich in dem alten Zimmer Doktor Wandels ein paar Elektrodenstifte entdeckte, die von seinen früheren Versuchen übriggeblieben sein müssen. Sie werden verstehen, daß ich mir diesen Glücksfund nicht entgehen ließ, sondern die Stifte sofort einsetzte. Das ist alles.”
    Sie waren während des Gesprächs weitergegangen und näherten sich bereits dem Werktor.
    „Ich glaube es Ihnen, White”, sagte Wilkin, während sie an dem Pförtner vorbeigingen. „Aber dann muß sich nach Ihnen noch jemand anders an dem Autoklav zu schaffen gemacht haben. Jemand, der ein Interesse daran hat, das Gelingen des Versuchs zu vereiteln. Wer ihn ausfindig macht, würde bei Direktor Clayton und auch beim Präsidenten gut angeschrieben sein. Man müßte es versuchen, White”, beendete er seine Auseinandersetzung, als sie sich auf dem Flur in der Abteilung Melton trennten.
    In seinem Zimmer ließ sich Wilkin in einen Sessel fallen. Seine Augen waren geschlossen, während seine Lippen sich im Selbstgespräch bewegten.
    „Der Mensch lügt, wenn er den Mund auftut. Auf dem Flugplatz ist er heute gewesen und nicht im Park... Die Geschichte von den gefundenen Stiften — für wie dumm muß er mich halten, daß er mir solche Märchen erzählt!” Ein säuerliches Lächeln umspielte Wilkins Lippen bei dem Gedanken daran. Sofort nach dem Weggang des Doktors hatte er selber jeden Winkel in dessen Räumen durchstöbert, in der Hoffnung, irgend etwas für ihn Nützliches zu entdecken, und nicht das geringste gefunden. Dr. Wandel hatte gründlich reinen Tisch gemacht, bevor er die United verließ.
    Er hat mich auch noch belegen, als ich ihm Vertrauen gegen Vertrauen anbot, gingen die Gedanken Wilkins weiter. Was für ein törichter Schwindel war das mit den Stiften! Mit Leichtigkeit ist ihm die Unwahrheit nachzuweisen, aber — das genügt nicht, man müßte ihn überführen können, daß er das Gestänge absichtlich verbogen den Versuch wirklich sabotiert hat...
    Länger als eine Stunde brütete Wilkin vor sich hin und suchte nach Möglichkeiten. Gelang es ihm, Tom White der Sabotage und - ein neuer Gedanke kam ihm dabei - vielleicht sogar der Werkspionage zu überführen, dann war seine eigene Stellung wieder für lange Zeit gefestigt. Doch wie konnte das geschehen? Was er bis jetzt vorbringen konnte, waren Verdachtsgründe, vielleicht schwerwiegende Verdachtsgründe, aber keine Beweise.
    Er kam in seinen Überlegungen zu dem Entschluß, Tom White während der nächsten Zeit scharf zu beobachten und weiter Material gegen ihn zu sammeln.
    *
    „Mein lieber McGan”, sagte ungefähr zur selben Zeit Tom White zu dem Iren, „ich habe Ihnen hier den Gang der Untersuchungen aufgeschrieben, die für die Feststellung des Atomgewichts erforderlich sind. Es wäre mir lieb, wenn Sie das ohne meine Hilfe machen könnten. Ich habe noch ein paar dringende Sachen in meinem Zimmer zu

Weitere Kostenlose Bücher