Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
warum auch nicht? Die Mitarbeiter wollten am Heiligen Abend sicher zu Hause sein – und wer, der bei vollem Verstand war, wollte überhaupt in diesem Schneegestöber draußen herumstehen?
Die beheizte Straße hinter dem Tor war gar nicht schlecht zu befahren, allerdings hatte der starke Schneefall das Heizsystem dann doch überfordert. Einige Male wäre sie fast stecken geblieben. Aber dann schaltete sie in den Four-Wheel-Drive und konnte weiterfahren. Zumindest auf dem Rückweg würde es hauptsächlich bergab gehen.
Durch die wirbelnden Schneeflocken kam das Clubhaus in Sicht, die Lichter waren an, aus den großen Panoramafenstern drang ein einladender gelblicher Schein. Aber der Parkplatz war leer; Corrie fuhr nahe an die Seite des Gebäudes und stieg aus dem Wagen. Sie bezweifelte, dass bei einem derartigen Schneesturm jemand drinnen sein würde. Trotzdem wollte sie keine neugierigen Blicke auf sich ziehen und dass irgendjemand mitbekam, wie sie einen der Motorschlitten aus dem Skischuppen holte. Nachdem sie den Schnee von sich gestampft und gewischt hatte, ging sie um das Gebäude herum zur Vorderseite und rüttelte an der Tür.
Abgeschlossen.
Sie spähte durch die kleine Reihe von Fensterscheiben zur Rechten der Tür. Drinnen war alles hell erleuchtet und festlich geschmückt. Im Kamin prasselte ein Gasfeuer. Aber es war niemand zu sehen.
Nur um sicherzugehen, ging sie um den Rest des Gebäudes herum und sah dabei durch die Fenster. Der Wind hatte zwar an Stärke nachgelassen, pfiff ihr aber immer noch in den Ohren. Es dauerte fünf sich lang hinziehende Minuten, bis sie sicher war, dass niemand zu Hause war.
Sie begab sich zurück zur Seite des Gebäudes, bereit, zum Skischuppen hinaufzugehen. Als sie über den Parkplatz ging, fiel ihr auf, dass der Schneefall fast aufgehört hatte. Die Straße, die zum Schuppen führte, würde noch passierbar sein. Sie stieg in den Explorer und ließ den Motor an. Alles lief so, wie erhofft. Sie konnte sich einen von den Motorschlitten aussuchen … und sie besaß immer noch den Schlüssel zum Vorhängeschloss des Schuppens.
Aber dann, als sie von der kreisrunden Zufahrt zum Clubhaus zurück auf die beheizte Hauptstraße bog, fielen ihr Reifenspuren im Schnee auf, die über ihren lagen.
56
Z ufall? Durchaus möglich. Die Reifenspuren konnten von jemandem aus der Wohnanlage stammen – schließlich gab es dort oben Dutzende Häuser. Vielleicht von einem Bewohner, der eilig nach Hause gefahren war, bevor der Schneesturm schlimmer wurde. Andererseits war sie schon einmal verfolgt worden, in der Stadt. Corrie verspürte eine aufsteigende Angst und schaute sich um, aber da waren keine anderen Fahrzeuge zu sehen. Sie blickte auf die Uhr: 14 Uhr. Noch drei Stunden Tageslicht übrig.
Der Explorer fuhr schleudernd die Straße hinauf, Corrie gab Vollgas. Sie lenkte den Wagen um die letzte Ecke und hielt direkt vor dem Zaun, der den Schuppen umgab. Der Schneefall hatte weiter nachgelassen, aber als sie den Kopf hob, sah sie dicke graue Wolken, die noch mehr Schnee verhießen.
Sie ließ den Motor laufen, während sie noch einmal ihren Rucksack durchsah – alles da und in Ordnung. Sie besaß keinen Motorschlitten-Anzug, hatte aber praktisch ihre gesamte Winterbekleidung angezogen, dazu zwei Paar Handschuhe, eine Strumpfmütze und schwere Schneestiefel.
Sie verließ den Wagen, schlang sich den schweren Rucksack über eine Schulter. Es war merkwürdig still. Alles war in ein kaltes, graues Licht getaucht; die Luft war eisig, ihr Atem kondensierte. Es roch nach immergrünen Pflanzen. Die Zweige der Bäume waren mit Schnee beladen und bogen sich, auf dem Dach des Schuppens lag eine dicke Schneeschicht, die Reihen der Eiszapfen wirkten stumpf und kalt im grauen Licht.
Sie öffnete das Vorhängeschloss mit ihrem Schlüssel, betrat den Schuppen und schaltete das Licht an. Die Motorschlitten waren alle da, fein säuberlich aufgereiht, Schlüssel in der Zündung, Helme an einer Werkzeugwand in der Nähe. Sie ging an ihnen entlang, nahm sie in Augenschein und überprüfte die Kraftstoffanzeigen. Zwar hatte sie noch nie einen Motorschlitten gefahren, aber damals in Kansas hatte sie ziemlich viel Zeit auf Enduro-Motorrädern verbracht, und die Schneemobile schienen ähnlich zu funktionieren: Gashebel am rechten Handgriff, Bremse am linken. Das müsste machbar sein. Sie suchte sich das am saubersten wirkende Gefährt aus, vergewisserte sich, dass der Tank voll war, wählte einen
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