Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
Schneemobilfahrer? Nein – Zufall war eines, aber zum dritten Mal an diesem Tag hatte sie das Gefühl, verfolgt zu werden. Das musste der Stalker sein – Kermodes Berufsschläger, da war sie sicher, die Person, die sie bedroht und ihren Hund umgebracht hatte. Bei diesem Gedanken stieg erneut Angst in ihr auf. Das hier war kein Abenteuer, sondern einfach nur töricht: Sie hatte sich in eine verletzliche Position manövriert, allein am Berg, weit weg von jeder Hilfe.
Sofort holte sie ihr Handy hervor. Kein Netz.
Der Klang des Motors wurde schnell lauter. Ihr blieb nicht viel Zeit.
Ihre Gedanken rasten. Sie konnte nicht wenden und zurückfahren – es gab nur einen Weg nach unten, es sei denn, sie fuhr geradewegs den fast senkrechten Grat hinunter. Und der Schnee war so tief, dass sie nicht vom Motorschlitten absteigen und zu Fuß gehen konnte.
Langsam dämmerte ihr, dass sie sich in echte Schwierigkeiten gebracht hatte. Das Beste, fand sie, wäre es, weiter hinaufzufahren bis zur Mine, einzubrechen, falls sie könnte, und dort drinnen den Stalker abzuschütteln. Sie besaß eine Karte der Weihnachtsmine, er bestimmt nicht.
Noch während sie wieder den Weg hinaufschaute, sah sie den Motorschlitten um die letzte Kurve vor der Baumgrenze biegen und auf sie zu beschleunigen.
Sie drehte den Gashebel auf und bretterte den Trail hinauf, jagte den Motorschlitten auf Tempo dreißig, dann fünfunddreißig, dann vierzig Stundenkilometer. Das Schneemobil flog praktisch dahin, auf der einen Seite des Trails ein fast senkrechter Abhang, auf der anderen eine steile Wand aus Schnee. Nach fünf Minuten führte der Trail über eine Kante. Und dann befand sie sich in dem alten Bergbaukomplex. Dieser lag eingebettet in eine Mulde, dem Schmugglerkar. Er war umgeben von hohen Bergkämmen und verstreut liegenden, verfallenen Bergwerksgebäuden mit durchhängenden Dächern. Alle waren unter Schnee begraben, manche nichts weiter als Haufen zerbrochener Bretter. Sie hielt kurz an, um sich anhand der Karte zu orientieren. Die Weihnachtsmine lag noch höher, an einem Steilhang auf halber Höhe der Bergflanke, direkt oberhalb der alten Gebäude. Die Schmugglerwand. Mit der Karte in der Hand spähte sie im grauen Licht nach oben und fand den Eingang. Hier endete der offizielle Trail für Motorschlitten, aber auf der Karte war eine alte, noch existierende Bergwerksstraße eingezeichnet, die zur Mine hinaufführte. Als Corrie zur Steilwand des Kars hinschaute, konnte sie den künstlich eingeschnittenen Hohlweg erkennen, er führte in einer Reihe furchterregender Haarnadelkurven hinauf; hohe Schneeverwehungen lagen quer darüber.
Noch einmal hörte sie das Schneemobil, das zu ihr aufschloss.
Sie steckte die Karte ein, startete den Motor, fuhr an den alten Gebäuden vorbei und steuerte auf die andere Seite der Senke zu, wo der Hang erneut nach oben stieg. Mit Verwunderung sah sie frische Schneemobilspuren zwischen den Gebäuden, ein wenig zugeschneit, aber eindeutig früher gezogen.
Sie kam unten am Hohlweg an, und ihr wurde angst und bange. Noch während sie die beinahe senkrechte Wand über sich betrachtete, wurde der Klang des Verfolger-Schneemobils lauter, und als sie sich umwandte, sah sie es über die Kante des Kars kommen, keine achthundert Meter entfernt.
Sie gab Gas und blickte den Trail hinauf. Dabei hielt sie sich möglichst nahe am inneren Rand und raste durch die Schneeverwehungen. Die erste Haarnadelkurve war so steil und eng, dass ihr fast das Herz stehen blieb. Während sie im Schneckentempo um die Kurve fuhr, wäre sie fast in einer Schneewehe stecken geblieben. Ihre Anstrengungen freizukommen entsandten Kaskaden aus Schneestaub. Der Moorschlitten neigte sich. Sie gab Vollgas, Schnee spritzte auf, und sie schaffte es gerade noch, zurück in die Spur zu kommen. Schwer atmend und verängstigt vom gähnenden weißen Raum unter ihr, hielt sie an. Ihr ging auf, dass an diesem Steilhang hohe Lawinengefahr herrschen musste. Sie sah, dass ihr Verfolger jetzt durch den alten Minenkomplex fuhr und ihrer Spur folgte. Er war so nahe, dass sie das Gewehr sehen konnte, das er über der Schulter trug.
Ihr wurde klar, dass sie sich am Berg in die Enge hatte treiben lassen. Die Straße endete vor der Mine. Über ihr waren nichts als senkrechte Berghänge. Und unter ihr ein Mörder.
Sie raste durch ein weiteres halbes Dutzend beängstigender Spitzkehren; rücksichtslos bretterte sie durch den Tiefschnee, ohne dass der Motorschlitten je
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