Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
Beweismittel beschlagnahmen, eine ballistische Analyse vornehmen und schauen, ob wir die Kugel finden.«
»Bitteschön.«
»Einer meiner Beamten kann Sie fahren, wohin Sie wollen.«
»Nein, danke. Ich gehe nur um die Ecke zu Starbucks.«
Während Corrie dasaß und an ihrem Kaffee nippte, fragte sie sich, ob es sich wohl wirklich um einen Wilderer gehandelt hatte. Es stimmte schon, sie hatte eine Menge Leute gegen sich aufgebracht, aber es war verraucht, vor allem seit Beginn der Brandstiftungen und Morde. Auf ihren Wagen zu schießen, das war Totschlag. Was für eine Bedrohung stellte sie dar, um so eine »Behandlung« zu verdienen? Das Problem war: Morris war derart überfordert – so wie alle bei der Polizei hier –, dass sie nur begrenztes Vertrauen hatte, dass er eine effiziente Ermittlung einleiten konnte. Aber wenn dieser Anschlag sie abschrecken sollte, dann würde das nicht funktionieren. Es konnte sein, dass sie Angst hatte, aber es war absolut ausgeschlossen, dass man sie aus der Stadt vertrieb. Wenn überhaupt, dann führte das nur dazu, dass sie noch länger blieb.
Andererseits könnte es sich durchaus um den Wilderer gehandelt haben. Oder um irgendeinen anderen Irren. Es könnte sogar der Serienbrandstifter gewesen sein, der seine Vorgehensweise geändert hatte. Ihre Gedanken schweiften zu Stacy oben in der Schlucht, die wahrscheinlich noch schlief. Aber irgendwann würde sie in die Stadt runterfahren, und es konnte durchaus sein, dass man auch auf sie schoss.
Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte Stacys Nummer. Eine schläfrige Stimme antwortete. Aber Corrie hatte kaum anfangen, von ihrem Erlebnis zu berichten, da war Stacy schon hellwach.
»Jemand hat auf deinen Wagen geschossen? Ich mach mich sofort auf die Suche nach dem Schwein.«
»Warte. Tu’s nicht. Das ist verrückt. Überlass das der Polizei.«
»Seine Spuren werden da draußen sein, im Schnee. Ich verfolge den Drecksack zurück, egal aus welchem Schlupfloch er gekrochen ist.«
»Nein,
bitte.
« Es dauerte zehn Minuten, bis Corrie Stacy davon überzeugt hatte, die Finger von der Sache zu lassen. Gerade als sie auflegen wollte, sagte Stacy: »Ich hoffe nur, er schießt auf
meinen
Wagen. Ich hab da nämlich ein paar Hohlspitzgeschosse, die ganz versessen darauf sind, seine innere Psyche zu erkunden.«
Anschließend rief Corrie bei der Mietwagenfirma an. Der Angestellte ließ sich lang und breit darüber aus, dass eben der Polizeichef höchstpersönlich angerufen habe, wie furchtbar es sein müsse, wenn auf einen geschossen wird, ob es ihr gutgehe, ob sie einen Arzt benötige … Und wäre ein Upgrade – ein Ford Explorer – akzeptabel, natürlich ohne Aufpreis?
Lächelnd legte Corrie auf. Wie es schien, zeigte Morris zu guter Letzt doch ein bisschen Rückgrat.
38
R oger Kleefisch lümmelte sich in einem der beiden mit Samt bezogenen Sessel im Wohnzimmer seines Londoner Stadthauses, die Füße auf dem Bärenfell, mit dem ganzen Körper die wohlige Wärme genießend, die das knisternde Kaminfeuer spendete. Agent Pendergast saß still im anderen Sessel und blickte in die Flammen. Kleefisch hatte ihm geöffnet, der FBI -Agent hatte sich im Zimmer umgeschaut und die Brauen gehoben, aber keinen Kommentar abgegeben. Dennoch hatte Kleefisch irgendwie das Gefühl, dass Pendergast seine Zustimmung erteilt hatte.
Er ließ kaum jemanden in sein Wohnzimmer, und er konnte nicht umhin, sich ein wenig wie Sherlock Holmes persönlich zu fühlen, hier zu Hause, mit dem Partner in Sachen Kriminalermittlung an seiner Seite. Mit Mühe hob der Gedanke ein wenig seine Laune. Obwohl: Wenn er ehrlich war, sollte er wohl doch die Rolle von Watson einnehmen. Pendergast war schließlich der Profi-Detektiv.
Schließlich verlagerte Pendergast sein Gewicht und stellte seinen Whisky-Soda auf einem Beistelltisch ab. »Also, Kleefisch, was haben Sie bislang herausgefunden?«
Vor dieser Frage hatte Kleefisch Angst gehabt. Er schluckte, atmete tief durch und sagte: »Nichts, fürchte ich.«
Die blassen Augen musterten ihn genau. »Tatsächlich?«
»Ich habe in den vergangenen vierundzwanzig Stunden alles probiert«, erwiderte Kleefisch. »Habe mich durch alle Korrespondenzen gewühlt, Conan Doyles Tagebuch gelesen und wieder gelesen. Ich habe jedes Buch, jede Abhandlung über Doyles letzte Lebensjahre, die ich finden konnte, gelesen. Ich habe sogar – vorsichtig – mehrere unserer brillantesten Mitglieder angesprochen. Aber ich habe nichts
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