Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
springende, verrückte kleine Promenadenmischung, die sie begrüßte. Jetzt fing sie an durchzudrehen. Sie ging den kleinen Flur hinunter und rief den Hund mit Namen.
Noch immer nichts.
Sie ging zurück in den Hauptteil des Hauses. Möglicherweise versteckte er sich irgendwo oder hatte sich verirrt.
»Jack?«
Als sie stehen blieb, um zu horchen, hörte sie ein leises Winseln und ein kratzendes Geräusch. Es drang aus dem großen Wohnzimmer – ein Zimmer, das abgeschlossen und das zu betreten ihr strengstens verboten war. Sie ging zu der geschlossenen zweiflügeligen Kassettentür. »Jack?«
Noch einmal Winseln und Bellen, begleitet wieder von Kratzlauten.
Sie spürte ihr Herz pochen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Sie legte die Hand an die Tür, stellte fest, dass sie unverschlossen war, und schob die Türflügel langsam auseinander. Sofort rannte Jack aus der Dunkelheit dahinter hervor, hockte sich vor sie hin, winselte und leckte sie ab, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt.
»Wer hat dich hergebracht, Jack?«
Sie schaute sich in dem dunklen Raum um. Er schien ruhig, leer – und da sah sie den dunklen Umriss einer Gestalt auf dem Sofa.
»Hey!«, rief sie vor Überraschung.
Winselnd kauerte sich Jack hinter sie.
Die Gestalt bewegte sich ein wenig, ganz langsam.
»Wer sind Sie, und was machen Sie hier?«, schnauzte Corrie. Das hier war idiotisch. Sie sollte abhauen, sofort.
»Oh«, erklang eine belegte Stimme aus der Finsternis. »Du bist’s.«
»Stacy?«
Keine Antwort.
»Großer Gott, alles in Ordnung mit dir?«
»Alles gut, kein Problem«, ertönte die verwaschene Stimme noch einmal.
Corrie schaltete das Licht ein. Und da war Stacy, sie lag zusammengesunken auf dem Sofa, mit einer halb leeren 750 -ml-Flasche Jim Beam vor sich. Noch immer trug sie ihre dicke Winterkleidung – Schal, Mütze und alles. Zu ihren Füßen befand sich eine kleine Pfütze, Wasserspuren führten zum Sofa.
»O nein. Stacy!«
Stacy wedelte mit dem Arm, ehe sie ihn aufs Sofa fallen ließ. »Tut mir leid.«
»Was hast du gemacht? Bist du draußen gewesen?«
»Ja, bin spazieren gegangen. Hab nach dem Schwein gesucht, das deinen Wagen zusammengeschossen hat.«
»Aber ich habe dir doch gesagt, dass du das nicht tun sollst. Du hättest da draußen erfrieren können!« Corrie sah, dass Stacy im Holster an der Hüfte ihren 45 er trug. Verdammt, sie musste ihr die Knarre abnehmen.
»Sorg dich nicht um mich.«
»Aber ich mache mir Sorgen. Ich mache mir wahnsinnig große Sorgen!«
»Ach komm, setz dich, trink was. Entspann dich.«
Corrie nahm auf dem Sofa Platz, ignorierte aber das Angebot, etwas zu trinken. »Stacy, was geht hier vor?«
Daraufhin ließ sie den Kopf hängen. »Weiß nich. Nichts. Mein Leben ist beschissen.«
Corrie nahm ihre Hand. Kein Wunder, dass der Hund durchgedreht war. »Entschuldige. Mir geht’s manchmal genauso. Möchtest du darüber reden?«
»Meine militärische Laufbahn – im Eimer. Keine Familie. Keine Freunde. Nichts. In meinem Leben gibt es nichts als eine Kiste mit alten Knochen, die ich nach Kentucky zurückschaffen kann. Und wozu? Was für eine beknackte Idee das war.«
»Aber deine militärische Laufbahn. Du bist Captain. All die Orden und Auszeichnungen – du kannst alles machen …«
»Mein Leben ist im Arsch. Man hat mich aus dem Militärdienst entlassen.«
»Du meinst … du bist nicht freiwillig aus dem Dienst ausgeschieden?«
Stacy schüttelte den Kopf. »Entlassen aus medizinischen Gründen.«
»Verwundet?«
»Posttraumatisches Belastungssyndrom.«
Stille. »O verdammt. Das tut mir wirklich leid.«
Es folgte ein langes Schweigen. Auf einmal sagte Stacy: »Du hast ja keine Ahnung. Ich kriege diese Anfälle – ohne Grund. Schreie dann wie eine beknackte Irre. Oder hyperventiliere, totale Panikattacke. Verdammt, es ist furchtbar. Und kommt ohne jede Vorwarnung. Manchmal bin ich so down, dass ich nicht mal aus dem Bett steigen kann, und schlafe vierzehn Stunden am Tag. Und dann fang ich an, diesen Scheiß zu bauen – zu saufen. Kriege keinen Job. Die Entlassung aus medizinischen Gründen … die sehen das auf meiner Stellenbewerbung, und dann heißt’s: Oh, die können wir nicht einstellen, die ist eine beschissene Geisteskranke. Die tun alle so liberal, arbeitnehmerfreundlich, aber wenn’s darum geht, eine Veteranin mit posttraumatischer Stresserkrankung einzustellen? Raus mir dir, Miststück.«
Sie streckte den Arm aus, um nach der
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