Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
hatte einen winselnden Klang angenommen. »Nur zehn Minuten im Haus? Fünf? Niemand außer Ihnen und mir müsste davon erfahren.«
Diese Unterstellung – dass sie bei einem heimlichen Plan mitmachen würde, der dem Trust unbekannt bliebe – brach den Bann. »Das kommt nicht in Frage. Ich wundere mich, dass Sie ein solches Angebot machen.«
»Und das ist Ihr letztes Wort?«
Miss Pembroke nickte knapp.
»Verstehe.« Die Haltung des Mannes änderte sich. Seine verzweifelte Miene, das leichte Beben in seiner Stimme verschwanden. Er setzte sich im Stuhl zurück und betrachtete sie mit einem völlig anderen Gesichtsausdruck als zuvor. Plötzlich lag da etwas in seinem Blick – etwas, worauf Miss Pembroke nicht genau den Finger legen konnte –, das sie ein ganz klein wenig beunruhigend fand.
»Die Angelegenheit ist mir so wichtig«, sagte der Mann, »dass ich alles Erdenkliche, auch Unvernünftige tun werde, um mein Ziel zu erreichen.«
»Ich bin mir nicht sicher, was das heißt, aber meine Entscheidung steht fest«, sagte sie, absolut entschlossen.
»Ich fürchte sehr, dass Ihre Widerspenstigkeit mir keine Wahl lässt.« Und dann zog der FBI -Agent einen Stapel Papiere aus seiner Tasche und hielt sie hoch.
»Was ist das?«, fragte sie streng.
»Ich habe hier Informationen, die Sie interessieren könnten.« Auch sein Tonfall hatte sich gewandelt. »Ihre Familie hat doch früher einmal in Chiddingham Place gewohnt, oder?«
»Nicht, dass Sie das interessieren sollte, aber ja, sie wohnt noch immer dort.«
»Ja. Im zweiten Stock. Das Material, das Sie wohl besonders interessieren dürfte, betrifft Ihren Großvater.« Mit einer höflichen Geste legte er die Dokumente auf ihren Schreibtisch. »Ich habe hier Informationen –
unbestreitbare
Informationen –, dass er in den letzten Monaten seiner Geschäftstätigkeit, unmittelbar bevor er bankrottging, gegen den Kurs der Aktien seiner Anteilseigner spekuliert hat, in dem verzweifelten Versuch, die Firma am Leben zu erhalten. Er beging damit nicht nur einen gravierenden Finanzbetrug, sondern log auch der Bank gegenüber, indem er behauptete, es handele sich um seine eigenen Sicherheiten.« Er hielt inne. »Durch sein kriminelles Handeln sind viele seiner Anteilseigner mittellos zurückgeblieben, unter denen sich auch eine ganze Reihe von Witwen und Pensionären befanden, die, als Folge davon, in bitterer Armut starben. Ich fürchte, die Geschichte ist eine äußerst unerfreuliche Lektüre.« Er hielt inne. »Ich bin mir sicher, Miss Pembroke, Sie möchten nicht, dass der gute Name Ihres Großvaters – und damit auch der Familie Pembroke – beschmutzt wird.« Der Mann zeigte seine strahlend weißen Zähne. »Wäre es also nicht in Ihrem wohlverstandenen Interesse, mir vorübergehend Zutritt zu Covington Grange zu gewähren? Ein kleiner Gefallen. Ich denke, damit wäre allen Beteiligten am besten gedient, finden Sie nicht?«
Dieses letzte, kalte Lächeln – diese kleinen, ebenmäßigen, perfekten Zähne –, das war einfach zu viel. Miss Dorothea Pembroke erstarrte. Dann erhob sie sich langsam von ihrem Stuhl. Ebenso langsam griff sie nach den Papieren, die dieser Pendergast auf ihrem Schreibtisch liegengelassen hatte. Ebenso langsam warf sie sie ihm mit einer verächtlichen Geste vor die Füße.
»Sie besitzen die Stirn, in mein Büro zu kommen und zu versuchen, mich zu erpressen?« Ihre Stimme blieb ruhig – was sie selbst erstaunte. »Noch nie in meinem Leben bin ich einem so fürchterlichen Benehmen begegnet. Sie, Sir, sind nichts anderes als ein Ganove. Es würde mich nicht wundern, wenn die Geschichte, die Sie mir da aufgetischt haben, genauso falsch ist wie vermutlich Ihr Dienstausweis.«
»Richtig oder falsch, die Informationen, die ich über Ihren Großvater habe, sind grundsolide. Geben Sie mir, was ich haben möchte, oder ich übergebe sie der Polizei. Denken Sie an Ihre Familie.«
»Ich bin meiner Arbeit und der Wahrheit verpflichtet. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn Sie den Namen meiner Familie zerstören, wenn Sie uns in den Schmutz ziehen, wenn Sie diese kleine finanzielle Sicherheit, die wir besitzen, stehlen wollen – dann soll es so sein. Ich werde damit leben. Womit ich
nicht
leben werde, ist ein Bruch meiner Verantwortlichkeit. Und deshalb sage ich Ihnen, Mr. Pendergast –«, sie streckte den Arm aus, wies mit dem Finger zur Tür und sagte mit leiser, aber eiserner Stimme, »– verlassen Sie sofort dieses Gebäude, oder
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