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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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sich unter seine Krieger gemischt. Schon bald konnten die auf der Brücke eingekeilten Legionäre sehen, wie er mit seinem kleinen Trupp Hauptleute näher kam und schließlich sein Pferd zügelte. Pamphilus musterte ihn aufmerksam, über die Köpfe der zusammengedrängten, verängstigten Menschen hinweg und durch die umherwirbelnden Rauchschwaden. Das schroffe, unbewegte Antlitz des barbarischen Kriegsherrn. Eisengraues, zu einem Knoten auf dem Kopf gebundenes Haar, das Gesicht übersät mit blauen Striemen, der kräftige, rußgeschwärzte Hals geschmückt mit einem goldenen Halsring. Staubige Kniehosen aus Leder, schlichte, schmucklose Hirschlederstiefel. Der nackte Oberkörper bedeckt mit verschnörkelten Tätowierungen, Pfeilköcher, Bogen und Schwertscheide quer über den Rücken geschnallt. Kein großer König also. Einer, der noch immer mit seinen Kriegern zusammen an vorderster Front kämpfte. Neben ihm ein Mann mit hellerer Haut, nahezu kahlem Schädel und blauen Augen. Sehr ruhig, selbstsicher und gelassen.
    Die Menschenmenge verstummte.
    Glitzernde gelbe Augen fixierten ihn.
    «Dein Name?», rief der Kriegsherr.
    Er nannte ihn.
    «Aus Viminacium?»
    Pamphilus nickte.
    Der Kriegsherr strich sich über den spärlichen Bart. «Es waren Soldaten aus Viminacium, die meine Leute ermordet haben. Ihr würdet es wohl eine Strafexpedition nennen.» Er sprach ein fehlerfreies, gewähltes Latein ohne jeden Akzent.
    Pamphilus warf seinem Optio einen hastigen Seitenblick zu. Das hier waren Hunnen. Nach jenem blutigen Überfall auf ihr Lager waren sie also keineswegs, wie von den Spionen gemeldet, verschwunden, sondern hatten den Rückzug bloß zum Schein angetreten. Ein Täuschungsmanöver. Diese abgefeimten Teufel. Plötzlich schwante Pamphilus, dass sie ganz andere Pläne verfolgten, als hier ein wenig zu plündern, zu brandschatzen und Sklaven zu erbeuten: Sie waren auf Rache aus. Auf grausame Rache. Er unterdrückte seine Furcht und aufsteigende Panik, so gut es ging, umklammerte fester den Speer mit seiner jetzt schweißnassen Hand und war krampfhaft bemüht, nicht an all die grässlichen Gerüchte zu denken, die man sich über barbarische Foltern erzählte. Kreuzigung, Häuten bei lebendigem Leib, Pfählen …
    Sein Optio neben ihm schlotterte vor Angst, die Männer drängten sich eng aneinander. Aus der brennenden Stadt hinter ihnen stieg unter der Mittagssonne nun ein dumpfes Tosen auf. Wo blieb nur die Siebte, o Jupiter, o Mithras, o Christus? Inzwischen mussten sie doch die Brände bemerkt haben. Wenn sie nur noch eine Weile länger durchhielten, traf die Kavallerie vielleicht gerade noch rechtzeitig ein. Er betete im Stillen, dass sie bald kämen.
    Der Kriegsherr richtete wieder das Wort an ihn, mit leiser und schroffer Stimme, knirschend wie alter Stahl. Da Pamphilus das Gehörte mit einem Kopfschütteln quittierte, wiederholte der Kriegsherr es noch einmal. «Entweder töten wir all diese Leute da vor Euch», sagte er, «oder wir töten Euch.»
    Er schrie zurück: «Dann wird Euer Volk dafür einen fürchterlichen Preis zu zahlen haben.»
    Der Kriegsherr lächelte, ein grausiges, wölfisches Grinsen, und seine Männer hoben ihre Schwerter.
    «Sie werden gute Sklaven abgeben!», stieß sein Optio verzweifelt hervor.
    «Und Ihr werdet gute Leichen abgeben.»
    Einer der Wilden hieb sein erstes Opfer nieder, einen alten Mann, der vor ihm umhertaumelte, eingepfercht in der Menschenmenge, die Augen in blankem Entsetzen aufgerissen.
    «Lasst sie gehen!», brüllte Pamphilus.
    Ihre Disziplin war bemerkenswert. Ihr Anführer nickte einmal, und die Krieger ließen ihre Schwerter sinken. Auf ein kurzes Kommando hin wich ein jedes der hässlichen kleinen Ponys ein paar abgezirkelte Schritte zurück.
    Die verängstigte Menschenmenge wagte zunächst nicht, sich vom Fleck zu rühren. Erst als der Kriegsherr mit leiser Stimme das Wort an sie richtete, stolperten die Menschen, noch ganz benommen, zurück, machten kehrt und traten eilig die Flucht nach Süden, in die Berge an.
    Der Kriegsherr richtete seinen Blick erneut auf Pamphilus.
    Der Zenturio klemmte sich seinen Speer unter den rechten Arm, stützte das Ende gegen eine der Holzbohlen der Brücke und stemmte sich mit seinem vollen Gewicht dagegen.
    «Nun, Männer», sagte er. «Seht zu, dass ihr eure Haut so teuer wie möglich verkauft.»
    * * *
    Die Stadt brannte den ganzen langen Sommernachmittag hindurch und bis in den Abend hinein. Hilfe kam keine. Das Gemetzel

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