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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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beobachtet? Sie wissen Bescheid?»
    «Es muss so sein, Herr. Sie waren weg, bevor das Ganze beendet war.»
    Aëtius grinste. «Bring die Nachricht in Umlauf.» Er brach erneut in Gelächter aus, seine Stimme war wieder kräftig, er hatte wieder Energie. «Alle Kirchenglocken sollen achtundzwanzigmal volles Geläut geben! Verbreitet die Nachricht in der Stadt. Eine riesige Seeschlacht wurde vor dem Goldenen Horn gewonnen, unsere Vandalenfeinde wurden vor Gottes feurigen Atem getrieben, unsere furchtlosen Artilleristen und erfindungsreichen Wissenschaftler haben über eine Flotte von Tausenden triumphiert. Herrje, ihr seid doch Läufer und Heralde! Nun lauft schon und erzählt es allen! Die Schlacht von Konstantinopel ist halb gewonnen. Lauft!»
    Unter den Soldaten war der Freudenausbruch mittlerweile in ein mattes Grinsen übergegangen.
    «Wunderbar, Herr», rief Malchus. «Die Schlacht schon halb gewonnen!»
    Aëtius sprach gedehnt, er grinste noch immer, im Widerspruch zu seinen Worten. «Natürlich nicht, du Tölpel! Das ist völliger Schwachsinn. Die Schlacht ist nicht einmal zu einem Hundertstel gewonnen. Aber Moral ist alles. Und nun zurück auf eure Posten.»
    Genagelte Stiefel schlugen aufs Pflaster. «Zu Befehl!»
    * * *
    An jenem Nachmittag folgten keine Hunnenangriffe mehr. Gegen Abend bewölkte sich der Himmel, und es fiel erneut leichter Regen. Im gräulichen Licht stand Aëtius auf dem Turm und blickte übers Land. Eine Stechmücke summte ganz in der Nähe. Er schlug sich mit der flachen Hand auf den Nacken. Dunkle Wolken rollten vom Süden heran, ein Wind erhob sich, und es regnete nun stärker. Er warf einen geölten wollenen Umhang um seine schmerzenden Schultern. Der Regen trommelte auf die Ebenen im Dunst. Heute Nacht würde er wohl sogar ein wenig Schlaf abbekommen.
    Eine Stunde später regnete es immer noch. Draußen, jenseits des Grabens, trommelte der Regen auf die zehntausend Hunnenzelte im Schlamm. Viele Leichen waren verbrannt worden, doch etliche tote Hunnen lagen noch unbedeckt herum. Der Gestank musste unerträglich sein in dem Barbarenlager. War es falsch, zum Gott der Liebe zu beten, er möge die Pest über die Männer bringen? Erinnere dich an die Plagen in Ägypten, ermahnte sich Aëtius sodann.

23. DIE SEUCHE
    A ttila saß brütend in seinem Zelt. Die Nachricht, dass die Vandalenflotte zerstört war, musste erst einmal verdaut werden. Sicher, es war nur ein Nebenschauplatz, dennoch waren es niederschmetternde Nachrichten. Asturs Bestrafung vielleicht, weil er sein geliebtes Volk mit den Teutonen vereint hatte, den Feinden von ehedem? Doch Attila weigerte sich, das zu glauben. Die ganze Welt würde eines Tages von ihm regiert werden. Noch immer breitete Astur seine mächtigen Schwingen über ihnen aus. Sawaschs Schwert blitzte noch immer strahlend hell. Attila vergaß nur zu gern, dass dessen Ursprung im Dunkeln lag, und behandelte es als Heiligtum. Auf diese Weise wächst der Glaube.
    Ein Krieger erschien im Zelteingang und kam in geduckter Haltung herein. In diesen Tagen gab es nur schlechte Nachrichten.
    «Sprich.»
    «Aladar, Großer Tanjou. Das Fieber schüttelt ihn.»
    Auch das noch.
    Binnen weniger Stunden, so schien es, war die Pest durch das Lager gefegt. Sie waren es nicht gewohnt, so dicht beieinander unter so vielen Zelten zu leben, alles Stockende war ihnen fremd, sie kannten nur die mitreißende Einsamkeit der reinen, stürmischen Ebene. In einer übelriechenden Stadt aus Filz und Leinwand zu wohnen, fanden die Hunnen abstoßend. Und ihre Körper wurden darüber ebenso krank wie ihre Seelen.
    Attila hatte ihre Familien vor dem eisigen skythischen Winter aus dem Norden herbeordert, damit sie hier vor den Toren von Byzanz zu ihnen stießen und ihren Sieg bezeugen konnten. Wie die Barbaren seit eh und je lebten hier Krieger, Alte, Frauen und Kinder zusammen; eine Riesenschar aus vielleicht einer halben Million Menschen, die das Umland plünderten, damit sie ihr tägliches Auskommen hatten, und doch reichte es nie. Hunger und Pest tauchten im Lager auf. Die Flüsse schwollen an mit ihren Ausscheidungen. Nun lagen viele, sogar die stärksten Krieger, mit Fieber in ihren Zelten, erbrachen, zitterten heftig. Und innerhalb von Stunden, obwohl es doch so schien, als hätten sie nichts anderes getan, als ein wenig zu viel Kumyss zu trinken oder verdorbenes Fleisch zu essen, waren sie einfach tot. Unfassbar! Witwen klagten, Scheiterhaufen brannten, und die schlechten Nachrichten

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