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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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der Schweiß rann ihm in Strömen über die Stirn, und er atmete in kurzen, schmerzhaften Stößen. Endlich war er angezogen. Er küsste jede seiner Frauen keusch auf die Stirn und übergab seine Söhne und Töchter ihrer Obhut. Dann ging er, auf seinen alten Vater gestützt, nach draußen.
    Seine Mutter weinte und war untröstlich, sie versuchte, sich an ihn zu klammern, doch wäre er dann wohl wie ein neugeborenes Fohlen zusammengebrochen. Schließlich sank sie auf die Erde und presste das Gesicht in den Staub, ihr Schluchzen war schrecklich mit anzuhören. Zwei von Aladars Frauen brachten Schalen mit roter und schwarzer Farbe, strichen ihm das Haar aus der Stirn und bemalten sein Gesicht mit Kriegssymbolen.
    Ein Aufsitzblock wurde herbeigeschafft, und seine Kameraden, Orestes und Noyan, halfen ihm in den Sattel. Er ritt auf dem besten Pferd der gesamten östlichen Steppe. Mit der Linken hielt er die Zügel, und sie reichten ihm einen Speer, den er mit der Rechten ergriff. Sein Vater bestieg ein anderes Pferd und lenkte es neben seines. Aladar sank der Kopf vornüber, er saß zusammengesackt im Sattel.
    «Mein Sohn», sagte Chanat leise, seine Augen schimmerten voller Tränen.
    Aladar gab sich einen Ruck und sagte seiner Mutter, seinen Ehefrauen und seinen Kameraden
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, Lebewohl. Er hob den Kopf und richtete sich auf, den Blick zum Ewigen blauen Himmel gewandt, den Speer emporgereckt. «Es war schön, all die Jahre mit Attila zu reiten!», rief er aus. «Sei gesegnet, Großer Tanjou! Im Namen Asturs und Sawaschs und Itugens und aller Götter, heute ist ein guter Tag, um zu sterben.»
    Er ließ den Speer wieder sinken, sein Arm zitterte vor Anstrengung. Vater und Sohn ritten weg vom Lager, die Frauen und Konkubinen knieten auf dem Erdboden, sie wehklagten und bewarfen sich mit Erde. Attila selbst kam nicht aus seinem Zelt, doch die Menschen reihten sich entlang des Wegs auf, denn so viel Ehrfurcht hat ein edles Volk vor dem Tod.
    Es hatte aufgehört zu regnen, und die beiden Pferde schritten, die Schwänze nach links und rechts ausschwingend, durch flache, im Schein der untergehenden Sonne golden schimmernde Pfützen. Vor ihnen ragten die Mauern der Stadt auf, davor lagen Bruchstücke von Mauerteilen, Belagerungsgeräte und Berge noch unbestatteter Leichen.
    Als sie sich den Mauern näherten, sahen die beiden Männer, wie sich hinter den Zinnen etwas regte. Chanat hob den rechten Arm, Aladar den linken, sie fassten sich an der erhobenen Hand und stießen den Schlachtruf aus. Dann gaben sie ihren Pferden die Sporen, worauf die Tiere wieherten und auf die Hinterläufe gingen, um zunächst in einen leichten, dann in einen schnellen Galopp zu verfallen.
    * * *
    Aëtius beobachtete das Ganze von den Zinnen aus.
    «Den Krieger zur Rechten», sagte Arapovian, «den kenne ich. Es ist der alte General, der uns unterwegs begegnete und den wir in Azimuntium gefangen nahmen.»
    Aëtius nickte. «Und der zur Linken?»
    «Den kenne ich nicht. Er ist jünger. Er scheint verwundet zu sein oder krank.»
    «Aha.»
    Die beiden Hunnen waren nicht mehr weit vom überfluteten Graben entfernt, ihre Pferde wurden langsamer und trotteten nun über die halb zerstörte Behelfsbrücke.
    Jormunreik und Valamir kamen näher.
    «Macht euch bereit», sagte Aëtius. «Wenn ihr ihn sauber treffen könnt, tötet den Linken, den krank aussehenden.»
    Die Wolfskrieger machten ein empörtes Gesicht.
    «Vertraut mir», sagte Aëtius. «Genau das wollen sie.»
    Die Reiter hatten den Graben überquert und gaben ihren Pferden die Sporen, worauf diese über die zerstörte Terrasse unterhalb der Wallanlagen galoppierten. Sie heulten ihren Schlachtruf, schwenkten die Speere, forderten die Verteidiger direkt heraus. Aladar gelangte bis zum Fundament der Mauern und streckte die zitternde Hand nach den Resten eines Netzes aus, das nicht einmal sein Gewicht ausgehalten hätte, als ihn drei Pfeile trafen. Zwei staken ihm in der Schulter, einer direkt im Herzen. Er ließ die Hand vom Netz gleiten, sein Speer rutschte ihm aus der anderen Hand, und er fiel vornüber auf sein Pferd und blieb liegen. Das Pferd trat verunsichert von einem Bein aufs andere, rührte sich aber nicht vom Fleck.
    «Das reicht», rief Aëtius. «Runter mit den Bogen!»
    Der alte Mann ritt hinüber zu dem toten Mann im Sattel, legte den Arm um ihn und zog ihn, mit dem Gesicht nach unten, auf sein eigenes Pferd hinüber. Lass ihn schlafen, das Gesicht von der Sonne abgewandt. Stieg denn

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