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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Aufregung kopflos zusammengerafft hatte. Ein Feuer wagten sie nicht zu entzünden. Sie hatten von dem namenlosen Grauen gehört, das Margus heimgesucht hatte, und waren am frühen Abend aus Viminacium geflohen. Geflohen, um dem Zorn zu entgehen, der da kommen würde. In Margus, so hieß es, hatten die Barbaren alle Einwohner ohne Ausnahme massakriert und nicht mal vor den Tieren haltgemacht. Hunde und Katzen, Priester und Schafe, Säuglinge und bettlägerige Alte, sie alle waren der blindwütigen Raserei zum Opfer gefallen. In den Rinnsteinen strömte das Blut, der Lehm der unbefestigten Seitenstraßen war zu rostfarbenem Schlamm aufgewühlt.
    Ein Mann mit notdürftig verbundenem, blutigem Arm hatte sich von einem Gehöft nach Viminacium durchgeschlagen und die Schreckensnachricht überbracht. Manche hatten daraufhin angeregt, Zuflucht hinter den Mauern des Kastells zu suchen; der Flüchtling hatte das nur mit einem grässlichen, hohlen Gelächter quittiert. «Das wird gegen diese Wilden nichts nützen», sagte er. «Dort wären wir kaum mehr als ein lebender Köder für einen Wolf.»
    «Mit einer ganzen Legion, die uns Schutz bietet?»
    Der Flüchtling schüttelte den Kopf. «Diese Legion hat keine Zukunft. Ist so gut wie erledigt. Arme Schweine.»
    Also flüchteten sie in die Berge.
    Inzwischen war eine empfindlich kühle Sommernacht hereingebrochen, doch sie zündeten kein Feuer an. Das Feuer in Margus, weit drüben im Westen, brannte noch immer. Als Nächstes würde ihre geliebte Heimatstadt Viminacium an die Reihe kommen, ihre Häuser, ihr ganzes Hab und Gut. Von ihren Familien abgesehen, besaßen sie jetzt nichts mehr außer ein paar Töpfen und Pfannen. Stumm vor Gram und Sorge, hing ein jeder Flüchtling seinen Gedanken nach, ohne den anderen anzusehen. Am Himmel über ihnen leuchteten die hellen Sterne. Es war vollkommen still. Sie hofften und beteten inständig, dass ihnen nichts passierte. Dass die Nacht weiter so still und ruhig blieb. Bitte, lieber Gott.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Von ferne war ein dumpfes Grollen zu vernehmen, ein Rumoren. Reiter. Die heidnischen Reiter.
    Mütter hielten ihren kleinen Kindern bestürzt die Münder zu. Ein Mann stieß das Zicklein grob zu Boden und stülpte ihm einen Sack über den Kopf. Das Rumoren kam näher. Es waren viele Reiter. Sie kamen in einer Frontlinie die Berghänge hinaufgeritten. Starr vor Schreck blickten die Menschen zum dunklen Rand der Mulde hoch, in der sie Zuflucht gesucht hatten. Der Mond war zwar von Wolken verhangen, doch das Licht der Sterne strahlte hell auf sie hernieder.
    Und dann zeichneten sich vor dem sternfunkelnden Himmel schattenhafte Gestalten ab. Pferde mit dampfenden Nüstern, die mit den Vorderhufen aufstampften. Ihre Reiter zogen die Zügel straff und spähten in die Tiefe.
    Immer mehr Umrisse heidnischer Reiter sammelten sich am Rand der Mulde, stachlig bewehrt mit Bogen und Speeren. Diejenigen, die unbewaffnet in der Falle saßen, stöhnten leise. Mütter drückten sich ihre Säuglinge an die Brust, als könnte sie das retten. Einige bargen das Gesicht in ihren Umhängen. Kleinkinder brachen in Tränen aus, weil sie die Furcht ihrer Eltern spürten.
    Nach einer quälenden Ewigkeit teilte sich die Phalanx der Reiter, und eine einzelne Gestalt kam den Abhang zu ihnen hinabgeritten. Die Menschen unterdrückten ihr Stöhnen und warteten. Direkt neben ihnen machte der Reiter halt. Trotz der nächtlichen Kälte saß er mit nacktem Oberkörper im Sattel. Seine Wangen waren tief gefurcht und voll rätselhafter blauer Tätowierungen. Nachdem er sie kurz gemustert hatte, richtete er mit tiefer, heiserer Stimme das Wort an sie.
    «Nun seht, wie eure Armee euch beschützt. Nun seht, wie sehr euch euer Kaiser liebt.» Er schüttelte den Kopf.
    Ein paar mutige Flüchtlinge hoben verstohlen den Blick.
    «Die Armee, die euch nicht beschützt hat, wird vernichtet werden. Auch euer Kaiser, mitsamt seinem Reich, wird vernichtet werden. Alles, was euch lieb und teuer ist, wird – und muss – vernichtet werden. Es steht geschrieben. Aber euch», er schüttelte abermals den Kopf, und jene, die ihn anzublicken wagten, meinten ihn lächeln zu sehen, «euch werde ich nicht vernichten. Nun zieht eurer Wege. Flieht in den Süden. Oder Osten, Westen, Norden, das ist einerlei. Nur merkt euch dies: Ich werde kommen.»
    Er wendete sein Pferd, sprengte den Hang hinauf und über den Rand der Mulde davon. Seine Krieger schlossen sich ihm

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