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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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lang auf den Ebenen Skythiens gejagt, ungesehen und lautlos pirschen sie sich heran, sogar ohne dass man sie riecht – und stürzen sich auf Lebewesen, die viel schärfere Sinne haben als wir: Wildpferde, Saigaantilopen, Hirsche. Schon als Kinder beginnen sie, Feldmäuse und Präriehunde zu jagen. Hütet euch vor allen, die große Jäger sind, ihr Stadtbewohner! Euch jagen sie als Nächstes.»
    Faustriemen stellte eine eher unbeschwerte, wenn auch derbe Beobachtung an, indem er hinzufügte, angeblich hätten die Hunnen auch eine allzu intime Beziehung zu ihren Pferden – worauf Tatullus ihm Schläge wegen unflätiger Reden gegenüber einem Vorgesetzten androhte.
    Aëtius brachte sein Pferd mit einem Ruck zum Stehen. Er kniff die Augen zusammen und sah über die Straße nach Norden. «Seht ihr die Staubwolke dort?»
    «Ja, seit etwa einer halben Meile sehe ich, wie sie immer größer wird», sagte Arapovian ruhig.
    Aëtius fuhr herum. «Ja, warum hast du denn nichts gesagt, du erbärmlicher Narr?»
    Arapovian zog seine feinen Brauen in die Höhe. «Ihr habt nicht danach gefragt.»
    Diese beiden … So ein Pärchen hatte er noch nie zu befehligen gehabt, aber sie amüsierten ihn auch immer wieder.
    «Reiht euch wieder ein», brummte er.
    Die Staubwolke über dem Horizont wurde immer größer. Aëtius sandte seine schnellsten Späher aus, damit sie an den Hügeln zu ihrer Rechten entlangritten und ihm so rasch wie möglich Bericht erstatteten. Innerhalb weniger Minuten waren sie wieder da.
    «Lanzenreiter, sagt ihr?»
    Die Späher nickten; ihre Pferde waren triefnass vor Schweiß.
    «Orientalen?»
    Die Späher sahen einander zögerlich an.
    «Ihr seid doch Späher, verdammt noch mal!», brüllte Tatullus sie an. «Wisst ihr eure Augen nicht zu gebrauchen?»
    «Ich glaube, es waren Männer aus dem Osten», sagte einer der Späher nervös. «Sie hatten schwarze Schnauzbärte, viele von ihnen.»
    «Schnauzbärte», brummte Aëtius. «Alles hat mit Schnauzbärten zu tun auf diesem Feldzug.» Er blickte die Späher scharf an. «Zurücktreten! Und stellt euch nächstes Mal klüger an!»
    «Herr!»
    Aëtius blickte seine Mitstreiter an.
    «Es kommt nur eine Antwort in Frage», sagte Germanus.
    «Du hast recht.» Aëtius schaute düster vor sich hin. «Der schnauzbärtige, gelbbäuchige Feigling Sangiban, der aus Aureliana geflüchtet ist. Was bedeutet, dass wir genau wissen, wo der Feind jetzt ist.»
    «Und dass Aureliana völlig schutzlos ist.»
    «Auf dem letzten Meilenstein stand ‹sechzehn Meilen›. In zwei Stunden sind wir dort. Inzwischen müssen wir zunächst Sangiban davon überzeugen, dass er auf einem Irrweg ist. Lasst die Maurischen Reiter kommen!»
    Innerhalb weniger Augenblicke waren fünfhundert prächtige afrikanische Reiter mit ihrem Anführer Victorius zur Stelle, einem Fürsten aus Mauretanien.
    «Seht ihr diese Hügel dort?», sagte Aëtius und deutete auf den Kamm im Nordosten. «Macht euch wegen der Tarnung keine Sorgen. Im Gegenteil, sorgt dafür, dass ihr gesehen werdet. Eine Kolonne alanischer Reiter kommt uns entgegen, und ich möchte nicht, dass sie glauben, sie könnten einfach umdrehen und abhauen. Ich möchte, dass sie glauben, sie seien umzingelt. Verstanden?»
    «Ja, Herr.»
    Die Mauren auf ihren weißen Streitrössern sprengten über das Grasland davon und die flachen grünen Hügel hinauf. Ihre weißen Kamelhaarumhänge flatterten im Wind.
    * * *
    Sangiban fluchte im Namen Ahura Mazdas, als er gewahr wurde, dass da eine Kolonne im Norden auf sie zukam, und er fluchte erneut, als er den Befehl umzudrehen gab und einer seiner Befehlshaber mit dem Finger auf weitere Reiter oben auf dem gesamten Hügelkamm zu ihrer Linken und hinter ihnen wies.
    Sangiban setzte ein starres Lächeln auf und ritt los, um die Neuankömmlinge zu begrüßen.
    Der römische Oberbefehlshaber kam allein in leichtem Galopp auf ihn zugeritten. Es war Heermeister Aëtius. Sangiban kannte ihn von früher. Er fluchte ein drittes Mal, im Stillen, und sein starres Lächeln wurde noch breiter. Sie brachten ihre Pferde zum Stehen. Aëtius musterte den alanischen Kriegsherrn. Seine wie Krummsäbel geschwungenen Brauen, seine blitzenden, hin und her huschenden Augen, die durch ihr tiefes Blau so aus seinem dunkelhäutigen Gesicht hervorstachen, seine dünnen Lippen und die Adlernase. Von seinen Männern hinter ihm hatte ein Gutteil sogar Sommersprossen und helles Haar, das sie mit goldenen Reifen bändigten. Wie manche

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