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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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an ihrer Seite kämpfen. Und ich gebe Euch auch mein Wort, dass, wenn erst der Name und die Nachkommen Attilas ausgelöscht sind, Rom Euer Verbündeter bis zum Tod ist und wir gemeinsam gegen die Vandalen nach Africa ziehen werden.» Er wagte es, auf Theoderichs breites, goldbehangenes Handgelenk zu blicken. «Waffenbrüder werden wir sein, die Seit’ an Seite kämpfen, bis die Welt in Stücke geht!»
    Der letzte Satz war eine alte teutonische Wendung. Bei Theoderich fiel sie augenblicklich auf fruchtbaren Boden. Endlich wandte er sich wieder an seinen Kriegsrat.
    «Es tut mir in der Seele weh, dass wir heute nicht auf Rachefeldzug gehen können. Doch in dem, was unser römischer Freund sagt, mag ein Körnchen Wahrheit liegen. Vielleicht kämpfen bereits Vandalen gemeinsam mit den Hunnen. Was meint ihr?»
    Die vier Männer, die um den Tisch standen, sahen einander an.
    * * *
    Sie wurde in einem Sarg aus purem Gold bestattet, im schönsten Mausoleum in der Kathedrale der Jungfrau Maria in Tolosa. Aëtius dachte bei sich, dass er unter dem gemeinen Volk noch nie eine so aufrichtige Trauer um den Tod einer Prinzessin erlebt hatte. Es war, als wäre das sanfte Mädchen die Tochter aller Visigoten gewesen und als erinnerten sich nun alle an das Sonnenlicht, das sie überall dort verströmte, wohin sie ihren Fuß setzte.
    Ihr Mausoleum trug eine Inschrift mit einem Vers sowohl auf Gotisch als auch auf Latein. Sie lautete:
     
    Hic Formosa iacet.
    Veneris sortita figuram
    Egregiumque decus
    Invidiam meruit.
     
    Hier liegt die Allerschönste.
    Sie war schön wie Venus,
    Der Himmel neidete ihr
    Eine so seltene Gabe.
     

7. AURELIANA
    A m nächsten Tag ritten sie nach Norden, ihre Banner flatterten, die Speerspitzen glänzten. Es war keine Zeit zu verlieren, sie hatten schon zu lange gezögert. Bald würden die Hunnen ganz Gallien eingenommen haben.
    Aëtius musste sich unbedingt umdrehen. Es war eine stolze Armee, die er da sah. Doch hatte ein sanftes, unschuldiges Mädchen halb zu Tode gefoltert werden müssen, damit Römer und Visigoten zueinanderfanden? War dies die Art, wie Gott seine Pläne erfüllte?
    Der Entschluss der Wolfskrieger und ihres alternden Königs war unerschütterlich. Theoderich hatte den Befehl gegeben, dass dreitausend seiner besten Krieger in Narbo stationiert wurden und bereitstanden, um einen möglichen Angriff der Vandalen vom Meer aus abzuwehren. Weitere zweitausend sollten auf den Zinnen der dicken Mauern von Tolosa wachen. Der Rest zog nach Norden: ganze fünfzehntausend der besten Barbarenkrieger Westeuropas. Zusammen mit den römischen Legionen waren es vierzigtausend Mann. Sie ritten in schnellstmöglichem Trab, mit Kampfgeschwindigkeit, ohne dass die Pferde dadurch zu sehr ermüdeten.
    Vor ihnen, zwischen den auf und ab wippenden Ohren von Aëtius’ Ross, tauchten die Berge Zentralgalliens auf. Insgeheim hatte er schon immer gewusst, dass die Visigoten eines Tages auf Roms Seite kämpfen würden. Jene edlen Reiter aus fernen Steppengebieten, die schwere Speere aus Eschenholz mit sich führten, Spangenhelme mit fliegenden sandfarbenen Federn aufhatten und deren feines flachsblondes Haar so hell wie die Sonne schimmerte. All dies war seit Urzeiten vorbestimmt.
    * * *
    Damit sie nicht seitlich oder hinterrücks angegriffen werden konnten, mussten Attilas Krieger noch eine letzte Stadt einnehmen, bevor sie nach Süden weiterritten: Marcus Aurelius’ Stadt, die schöne Aureliana an der Loire, unterhalb der Hügel. Denn hier war Sangiban stationiert, der verschlagenste Kriegsherr der Alanen, angeblich ein römischer Verbündeter, und mit ihm etliche tausend Reiter.
    Die Wanderungen der Alanen waren beinahe so ausgedehnt wie die der Hunnen. Die beiden Völker hatten ebenso oft gegeneinander gekämpft, wie sie sich miteinander verbündet hatten; ihre Freundschaft war wie eine Wanderdüne in Khorasan. Wie eine iranische Kriegerschar dazu kam, die Stadt Aureliana für Rom zu beschützen, ist eine zu komplizierte Geschichte, als dass sie hier erzählt werden könnte. Und doch ist sie in den Chroniken verzeichnet.
    Attila hatte erwartet, dass sich die Stadt angesichts der großen Übermacht auf der Stelle ergeben würde. Die Alanen waren eher für ihre Lust am Überleben als für einen heroischen Tod in der Schlacht bekannt. Zu seiner Überraschung kam jedoch von den Spähern die Kunde, dass die Bürger der Stadt und ihre Beschützer die Tore verbarrikadiert hatten und sich auf eine Belagerung

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