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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Gottkönige oder auch Götter schacherten, bekam die Prinzessin heftiges Fieber, und schon bald darauf hieß es, ihr Blut sei infolge der Entzündung giftig geworden. Sie starb am folgenden Tag, ihre Mutter hielt die eine, der Vater die andere Hand. Sie bat ihre Eltern, sich nicht zu sorgen, segnete sie und ihre Brüder und alle Untertanen ihres Vaters.
    Niemand war so grausam, sich einzugestehen, dass es vielleicht sogar besser für sie war. Die Königin war stumm vor Schmerz, doch die Stimme des Königs dröhnte durch den ganzen Palast. Er machte sich fürchterliche Selbstvorwürfe. Seine Rache würde schrecklich sein.
    Als er den Leichnam seiner Tochter in Empfang nahm und an sich presste, rief er in altem Gotisch:
«Me jarta, o me jarta!»
Mein Herz, oh, mein Herz! Alle, die es hörten, schlossen die Augen und wandten sich ab.
    Dabei zersprang beinahe sein eigenes Herz vor Gewissensbissen. «Möge Gott mir vergeben. Sie war mein Ein und Alles, meine Seele, meine Morgenröte, meine Abendsonne, meine Laterne, meine Stütze, mein Stab, die Tochter ihrer Mutter, mein einziger Trost. Wie liebte ich sie! Meine Zunge ist zu schwach, um es auszusprechen.»
    Dann legte er sie endlich nieder, und die Eltern des Mädchens umschlangen einander an ihrer stummen Bettstatt und weinten, bis keine Tränen mehr kamen.
    * * *
    Schon bald befand sich ganz Tolosa in Aufruhr; überall waren Hufgetrappel und die Schritte von Menschen zu hören. Aëtius bat um eine letzte Audienz beim König. Er wurde nicht vorgelassen: «Der König ist mit Kriegsvorbereitungen beschäftigt!»
    Aëtius schob den Wachposten beiseite, obwohl dieser sehr kräftig war, und stürmte die Versammlung von Theoderichs Kriegsrat. Zusammen mit ihm standen seine beiden ältesten Söhne, Theoderich und Thorismund, um den runden Tisch, außerdem die beiden Anführer der Wolfskrieger, Jormunreik und Valamir. Alle sahen mit finsterer Miene zu Aëtius herüber, als dieser eintrat, nur Theoderich nicht. Dass Aëtius’ dunkle Warnungen vor Geiserich sich als wahr erwiesen hatten, machte ihn dem König nicht sympathischer, im Gegenteil. Sie verstärkten nur den Widerstreit von Schuld und Ärger in Theoderichs Brust.
    Barsch fuhr er ihn an: «Mein Entschluss steht fest, Römer. Morgen segeln wir nach Karthago.»
    «Das könnt ihr nicht!»
    Theoderich bekam einen Wutanfall, der umso schrecklicher war, als er damit seinen Schmerz kaschierte. Der Tisch erbebte unter seiner Faust, die mächtig herabsauste, und dann kam er in großen Schritten um den Tisch herum auf Aëtius zu und brüllte ihn an: «Stell dich nicht zwischen mich und meinen Zorn, Römer! Lass mich und die Wolfskrieger bei euren kleinlichen Zänkereien mit euren Feinden aus dem Spiel! Für uns geht es um etwas weit Wichtigeres! Wir werden das Africa der Vandalen in Schutt und Asche legen, von Tingis bis Leptis Magna! Niemand soll erraten, weshalb wir so schreckliche Rache an dem verfluchten Geiserich üben, doch es wird eine Rache sein, die ihn und seine Saat und sein Volk tausendfach treffen soll – zehntausendfach. Der Name der Vandalen soll ausgelöscht werden, und ich will all seine Söhne und Töchter vor seinen Augen erschlagen. Ich werde diesem Hundesohn die Eingeweide eigenhändig herausreißen und werde seinen noch atmenden Leib von den Türmen seiner brennenden Hauptstadt herabhängen lassen, damit er die letzten Zuckungen seines Königreiches mit ansehen muss.»
    Aëtius wich keinen Deut zurück, seine Stimme blieb ganz ruhig. «Es bricht mir das Herz wegen des Schicksals, das dich und deine liebliche Tochter ereilt, Freund Theoderich. Zweifle nicht daran! Und ich habe auch nicht vor, dir Vorschriften wegen deines Zorns oder deiner rechtmäßigen Rache zu machen.»
    «Das ist gut, denn ich würde dich eigenhändig niederstrecken und aus dem Weg räumen!»
    «Doch wenn du gegen die Vandalen zu Felde ziehst und wir gegen die Hunnen, sind unsere Kräfte geteilt. Denk an den Wolf, der nur einen Kiefer hat.»
    Theoderich funkelte ihn wütend an, doch der impulsive alte Mann hielt einen Augenblick inne, während seine Brust sich noch heftig hob und senkte.
    «Vor Konstantinopel lagen Schiffe der Vandalen», fuhr Aëtius noch immer ganz ruhig und gelassen fort. «Hunnen und Vandalen sind Verbündete. Sie wollen die Welt zwischen sich aufteilen, und dies ist erst der Anfang. Ich gebe dir mein Wort, wenn wir nach Norden reiten, um gegen die Hunnen zu kämpfen, werden wir auf vandalische Reiter stoßen, die

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