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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Haar geknüpft hatte und in einem übelriechenden Kessel über einem Dungfeuer rührte. Mit nackten Reitern, die mit Handäxten Skalpe abschnitten. Geschichte, einfach ausradiert.
    Zuletzt kamen sie in ein Dorf, in dem eine Gruppe nackter Kinder von einem der unteren Zweige einer Kastanie herabhing. Sie waren Rücken an Rücken aneinandergebunden worden, indem man ein dickes Seil um ihre Hälse gelegt hatte, wie bei einem Strauß getrockneter Blumen. Das Seil war dann über den untersten Ast gelegt worden, und nun baumelten sie dort; leise knarrte der Ast, während die lanzettförmigen Blätter über ihren Köpfen im Mondlicht schimmerten. Ihre weißen Körper waren noch so unschuldig, doch ihre schwarzen Köpfe wirkten wie die verdorrten Samenkapseln junger Blumen.
    Selbst so hartgesottene Soldaten wie Tatullus, Germanus und Faustriemen standen einen Augenblick wie erstarrt da und blickten ungläubig nach oben.
    «Holt sie herunter!», befahl Aëtius mit schneidender Stimme.
    Undenkbar, dass er noch vor kurzem davon geträumt hatte, gemeinsam mit edlen Kriegern mit kupferfarbener Haut über die freie, windige Steppe zu reiten. Er riss sein Pferd fort. Was für ein Narr er doch war! Noble Gesinnung und abgrundtiefe Bosheit lagen bei den Hunnen nah beieinander. Wie bei allen Menschen.
    Die kriegserprobten Legionäre legten vorsichtig die Leichen auf den Boden. Es war keine Zeit, sie anständig zu begraben, Grausamkeit um Grausamkeit erwartete sie entlang ihres Wegs. Sie verscharrten sie also notdürftig und pflanzten für jeden Einzelnen von ihnen ein Holzkreuz in die frisch aufgehäufte Erde. Anschließend sah man Faustriemen, wie er in stummer Wut auf den Stamm des Baumes eindrosch.
    Aëtius rief ihn zu sich. Der bullige Rheinländer hielt inne, wischte sich die Stirn und kam dann langsam herüber.
    «Wir werden Attila niemals Pardon geben», sagte Aëtius. «Jetzt verstehst du, weshalb.» Er wandte sich ab und blickte die dunkle Straße entlang. «Und nun wieder in den Sattel, Mann. Wir müssen gegen Hunnen kämpfen, nicht gegen Bäume.» Dann sprach er zu all seinen Männern in Hörweite: «Wir werden sie heute Nacht einholen und ihnen die Hölle heiß machen. Sie kommen nur langsam voran, weil ihre Pferde ausgehungert sind und weil sie … Dinge über sich ergehen lassen müssen, die sie noch mehr erschöpfen. Sie sind entkräftet und haben keine Energie mehr. Jetzt ist es an ihnen, zu leiden!»
    Es gab einen entsetzlichen triumphalen Aufschrei, und dann setzte sich die Kolonne in entschlossenem Galopp in Bewegung. Die Meilen schossen unter den Hufen der Pferde dahin.
    * * *
    Attila, an der Spitze seiner Armee reitend, hörte ein dumpfes Grollen in der Ferne. Es waren die Römer, die über die Gepiden herfielen, die ihm als Nachhut dienten. Auch anderen seiner Anhänger wurde der Garaus gemacht; rasch lösten sich ihre Linien auf. Das riesige Heer wurde von hinten aufgefressen, völlig überrascht sah es sich nach Osten abgedrängt.
    Attila ritt ungerührt weiter.
    Erst im Morgengrauen ließen die Römer ab von ihnen und gönnten ihnen eine kurze Ruhepause.
    Der Tag war ungewöhnlich kalt für die sommerliche Jahreszeit, dichter Nebel lag über der pappelbestandenen Landschaft. Langsam strömten die Flüsse dahin, es waren Nebenflüsse der Matrona. Die Katalaunische Ebene, ein flaches, feuchtes Land, das die Reiter der Steppe bedrückte und bedrohte.
    * * *
    Drei Nächte lang setzten Aëtius’ Streitkräfte den Invasoren zu und ließen sie dann kampieren, erschöpft und zutiefst demoralisiert. Sie schlugen das Lager an einem in ost-westlicher Richtung verlaufenden Fluss auf. Ringsum Bergulmen und Erlen, fettes Ackerland, Waldstücke und wieder dichter Nebel. Kein Mond.
    Auch die Römer kampierten. Am folgenden Morgen würden sie wieder kämpfen.
    In der Nacht waren näher kommende Reiter zu hören, doch es waren nur die zurückkehrenden Maurischen Reiter. Ihre Aufgabe, die Kornspeicher zu zerstören, hatten sie voll und ganz erfüllt.
    * * *
    Endlich standen sich die beiden gegnerischen Armeen auf den Katalaunischen Feldern gegenüber. Es wurde nur zögerlich hell an diesem nebligen Tag, doch als sich das Licht dann Bahn brach, wurde eine Silhouette sichtbar, genau zwischen den Hunnen und den Römern. In der mondlosen Nacht hatte sie keine der beiden Armeen entdeckt, während sie ihre Linien aufstellten und sich auf die Schlacht vorbereiteten. Dies aber änderte womöglich alles. Es war ein Hügel. Ein

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