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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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sagte er: «Oft knüpfen die Nornen den Schicksalsfaden auf seltsame Art. Der griechische Junge …»
    «Orestes. Reitet noch immer mit Attila. Die vier Jungen. Heute sind wir wieder alle vereint.»
    «Um wie früher auf einer weiten Grasfläche zu spielen.»
    Aëtius spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Wie ungeheuer traurig das Leben war! Nicht die Kindheit – die war süße Unwissenheit. Doch wie traurig war es, zum Mann zu werden. Er gab sich einen Ruck und versicherte den beiden erneut, wie überaus willkommen sie seien.
    Lucius’ einzige Reaktion war, zu fragen, wo er und seine Soldaten kämpfen sollten. Aëtius erwiderte, sie könnten es sich aussuchen. Er habe Männern ihres Schlags nichts vorzuschreiben.
    «Na schön», sagte Lucius und gab seinem Pferd die Sporen. «Aber erst müssen wir mit Attila reden.»
    «Ihr …?»
    * * *
    Zwischen den erstaunten Linien der gegnerischen Armeen ritten zwei Männer von den Linien der Römer aus über die Trennlinie. Sie hatten keine Eile. Einer von ihnen war ein vornehmer alter Mann mit langem weißem Haar, der ein goldenes Haarband trug, der andere ein gutmütig dreinblickender Mann mittleren Alters, der sich dicht hinter dem ersten hielt.
    Bereit zur Begrüßung, ließen die Hunnen die Bogen sinken.
    Der Alte ließ den Blick über die Reihen der Hunnen schweifen, bis er denjenigen erblickte, den er sprechen wollte. Er ritt direkt auf ihn zu. Die Bogensehnen der Hunnen knarrten. Der Große Tanjou auf seinem Pony kam ein wenig nach vorne. Das Paar blieb stehen. Augen trafen auf andere furchtlose Augen.
    «Ich kenne dich», sagte der König der Hunnen.
    «Du kennst mich, seit du ein kleiner Junge warst», sagte der Alte, und seine Stimme klang kräftig, erbittert und selbstsicher.
    Der Große Tanjou warf einen Blick auf den anderen Mann, dann schaute er wieder den alten Mann an.
    «Einmal rettete ich dir das Leben in den Gassen Roms», sagte Lucius. «Einmal rettete ich dich in einem Weinberg. Einmal auf einer einsamen Ebene in den Bergen Italiens. Meine Männer wären lieber gestorben, als dass sie dich deinen Feinden überantwortet hätten.»
    «Die, wie sich dann herausstellte, auch Römer waren.»
    «Die auch Römer waren», bekräftigte der Kelte beinahe ungeduldig. «Habe ich das Leben eines Jungen gerettet, nur damit all dies», er beschrieb einen weiten Bogen mit dem Arm, «nur damit all diese Zerstörung über die Welt kommt?»
    «Das ist das Werk der Ewigkeit», entgegnete Attila mit schnarrender Stimme. «Jeder Mann hat seine Last zu tragen. Du die deine. Ich die meine.»
    Lucius’ Stimme bebte vor Zorn. «Wenn du je einem Mann etwas schuldetest, dann schuldetest du mir damals dein Leben! Du warst nicht mehr als ein Streuner ohne Zukunft!»
    Der König zuckte zusammen, Sturmwolken zogen über sein wütendes Gesicht.
    Ein weiterer Mann kam näher: der kahlköpfige Grieche. Er betrachtete die beiden eingehend, dann huschte ein Lächeln über sein sonst so ausdrucksloses Gesicht. «Beruhige dich doch», sagte er leise.
    «Diese Schlacht», sagte Lucius barsch, «wie viele Männer werden darin ihr Leben lassen? Wie viele Frauen wirst du zu Witwen machen?»
    «Zehntausende!», schrie Attila. «Und doch weniger, als die Römer während der zwölfhundert Jahre ihrer Tyrannei zu Witwen gemacht haben. Du bist ein Narr, dass du hergekommen bist, Lucius. Der heutige Tag wird an Grausamkeit nicht zu überbieten sein. Doch ich kann mich noch an dich erinnern. Bleib hier, und wenn die Schlacht zu Ende ist, entlohne ich dich mit Gold – obwohl du zweifellos eine viel zu edle Gesinnung hast, als dass dich Gold interessieren könnte.»
    Lucius hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten.
    Attilas Augen flackerten gefährlich auf. «Dann lasst eure Speere sinken und haut ab, du und deine Kelten! Niemand schert sich mehr um euch, weder ich noch Rom. Kehrt zurück auf eure armselige neblige Insel, wenn ihr noch bei Verstand seid. Ihr habt hier nichts verloren. Was hat euer kleines Inselreich mit Rom zu tun, oder Rom mit dir?»
    «Sehr viel», erwiderte Lucius. «Britannien ist zwar eine Insel, eine liebliche, grüne Insel. Aber kein Mensch ist eine Insel.»
    Attila beugte sich vor und spuckte aus. «Für mich selbst, meine Leute und die große Schlacht, die bevorsteht, sind die Würfel gefallen.» Seine Lippen kräuselten sich bei dieser bitteren Anspielung, und er fügte leise hinzu:
     
    Der Herr der Herrlichkeit aus Palästina,
    Er schweißt zwei Reiche

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