Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
die nach Süden starrten und dabei Streifen von Räucherfleisch verzehrten. Diese warteten ungeduldig auf den Beginn der Schlacht. Auf dem Karren direkt vor ihnen saß, wie die
superventores
kichernd bemerkten, eine alte Frau, die die lästige Wartezeit damit zubrachte, eine lederne Jacke zu flicken.
    Entsetzen und Furcht würden sie bald genug wachrütteln. Und dann kam es nur noch darauf an, so rasch wie möglich das Weite zu suchen.
    Mit wirbelnden Schwertern kamen die achtzig Mann schreiend und johlend durchs Schilf gerannt, über und über schlammig und mit Röhricht bedeckt. Die Frauen warfen einen erschrockenen Blick auf diese Flussdämonen, packten ihre Säuglinge und flohen. Im Nu waren die
superventores
bei den Wagen, knieten hinter den großen Wagenrädern nieder und leerten ihre Rucksäcke aus. Dann befestigten sie klebrige, leicht entflammbare Lammwollbäusche, die mit einer speziellen Mischung aus Naphtha, Schwefel und sorgfältig raffiniertem Öl getränkt waren, an den alten Rädern. Direkt hinter der Nachhut der Hunnen standen die Wagen, auf denen sich Beute aus der halben zivilisierten Welt türmte. Die Reihe maß wohl an die hundert, wenn nicht gar dreihundert Wagen – es war unmöglich, sie alle zu zerstören. Doch als die Nachricht von dem Überfall die Hunnen erreichte, waren bereits über dreißig Wagen in Brand gesetzt worden.
    Ein paar hundert Reiter kamen in rasendem Galopp auf sie zugeritten.
    Der Befehlshaber der
superventores
kniete nieder, klappte die Zunderbüchse auf und schlug Funken.
    «Herr, wir sind in Reichweite!»
    Die ersten Pfeile trafen in der Nähe auf der Erde auf. Ein junger Leutnant hielt ihm einen Holzstab hin, der vorne mit Pech verklebt war, und der Befehlshaber zündete ihn an.
    «Lauft!», brüllte er. «Und die anderen – zurück zum Fluss!»
    Die Mehrzahl der Soldaten stürzte zum Wasser, wo sie sich zusammenkauerten, während der Leutnant mit der Fackel an den Wagen entlangrannte. Jedes Mal, wenn er eines der präparierten Räder berührte, ging der ganze Wagen wie ein staubtrockener Heuschober in Flammen auf.
    Die Hunnen waren sichtlich verwirrt und unentschlossen. Einige ritten auf die brennenden Wagen zu, wohl um zu versuchen, das Feuer zu löschen und die Beute zu retten – weiß Gott, wie sie das anstellen wollten. Dieser Augenblick der Verunsicherung war für den Leutnant die letzte Gelegenheit zur Flucht, und er ergriff sie. Er sprintete auf den Fluss zu und duckte sich schützend unter den tief hängenden Ast einer Erle, während rings um ihn Pfeile durchs Laub zischten und ins Wasser schnellten. Reiter tauchten oben am Ufer auf, sie heulten vor Wut auf, ihre Pferde traten hin und her und warfen die plumpen Köpfe zurück, weil sie sich dagegen wehrten, in ein so schnell dahinfließendes Gewässer zu steigen, dessen Grund sie nicht sehen konnten. Die Reiter spannten die Bogensehnen und schossen drauflos, doch die Pfeile gerieten bald aus der Bahn und streiften wie Kieselsteine übers Wasser oder versanken in einem Strudel. Die Bataver waren ohnehin bereits in schlammige Tiefen gekrochen, die Lungen entleert, nur von der Strömung getrieben, die sie in Sicherheit brachte. Wie Tritonen schwammen sie, ein breites Grinsen auf den vom Wasser verzerrten Zügen.
    * * *
    Aëtius wusste nur zu gut, dass derartige Scharmützel keinerlei Auswirkungen auf den eigentlichen Verlauf der Schlacht hatten, wohl aber auf die Moral. Seine Soldaten brachen in Jubel aus, als sie den schwarzen Rauch sahen, der hinter der Armee der Hunnen aufstieg, und beobachteten, wie der gefürchtete Attila wütend zurückritt, um den Schaden zu begutachten.
    «Ein prahlerischer Scherz», murmelte Aëtius. «Immerhin, er kann uns nützen.»
    Tatullus grinste. «Weshalb verschwendet er seine Zeit? Er sollte lieber zusehen, dass wir mal anfangen können.» Er wies mit dem Kopf nach rechts.
    Aëtius nickte. Die Sonne beschrieb bereits einen Bogen. Wenn die Hunnen noch länger zögerten, würden sie kämpfen müssen, indem sie direkt in die Sonne blickten.
    Der Befehlshaber der
superventores
tauchte wieder auf, noch immer im Laufschritt. Nun, von diesen besonderen Einsatztruppen wurde ja auch erwartet, dass sie vierzig Meilen pro Tag hinter sich brachten, mit dreißig Kilo Marschgepäck. Heute wurden sie einmal richtig gefordert.
    Er salutierte. «Auftrag erledigt, Herr.»
    «Verwundete?»
    «Keine, Herr, abgesehen von einem Neuling, der beim Herausklettern aus dem Fluss abrutschte und sich

Weitere Kostenlose Bücher