Attila - Die Welt in Flammen
Schwertern nach vorn. Es war Wahnsinn. Obwohl in dem Speerschauer mehr als hundert Hunnen gefallen waren, rückten immer mehr von ihnen nach, und diejenigen, die ihr Pferd verloren hatten und fassungslos gestürzt waren, hatten sich sofort wieder aufgerappelt, mit Dolchen und scharfen
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in der Hand. Im nächsten Moment waren die Alanen umzingelt und wurden nun einzeln niedergemacht.
Sangiban, der von seinem Pferd aus zusah, brüllte wütend: «Erschießt sie! Wo seid ihr, Bogenschützen?»
Doch Aëtius’ Männer konnten nicht schießen, ohne die alanischen Fußsoldaten zu treffen, die vor ihren Augen gemeuchelt wurden. In die Enge getrieben, kämpften die Alanen zwar wie Löwen, doch ohne Formation waren sie verloren.
«Herkulianer, kommt nach vorne. Nehmt die Spießposition ein.»
Es war eine Erleichterung, mit anzusehen, dass diese altgedienten Kräfte die Linie zu halten imstande waren – bis sie selbst dort, wo sie gerade standen, erschlagen wurden.
Die sich vorwärtsschiebenden hunnischen Reiter, deren Ansturm nur durch die gegnerischen Speere und die eigene Blutrünstigkeit gebremst wurde, wenn sie innehielten, um die verwirrten und zu Boden gestürzten Alanen zu erstechen und ihnen den Skalp abzuziehen, stürmten erneut los, doch auch sie ohne Ordnung. Einzelne prahlerische Krieger warfen sich auf die Linie der Spieße und brüllten «Astur ist groß!», nur um gleich darauf aufgespießt und zu Boden geschleudert zu werden. Immer wieder bäumten sich Pferde auf und wieherten, ihre Reiter fielen herab, Hufe wirbelten ins Leere, ein Morgenstern hatte sich tief in ihre Brust gegraben. Die Legionäre überlegten nicht lange, zogen die Speere heraus und rammten sie in die Erde. Die nächste Attacke würde nicht lange auf sich warten lassen.
«Achtung, Pfeilhagel!», kam ein Schrei von einem der Flügel. Auf der Stelle erhoben die rückwärtigen Truppen die Schilde über den Kopf und rückten zusammen. Pfeile schlitterten an Bronze entlang und blieben zitternd in Leder oder Holz stecken. Legionäre ließen die Schilde sinken und schlugen die Pfeilschäfte mit dem Schwert ab. Ab und zu ertönte ein Schrei, wenn ein Mann getroffen wurde, weil er zu langsam gewesen war oder einfach Pech gehabt hatte. Vereinzelt, wie die Schreie waren, konnte Aëtius sofort feststellen, dass nur wenig Schaden entstanden war. Nun kam eine neue Taktik zum Einsatz, denn er wusste, wie die Hunnen kämpfen würden.
Die Frontlinie stürmte heran und wurde von den römischen Spießen in Schach gehalten. Inzwischen galoppierten leicht bewaffnete hunnische Schützen hinter ihnen auf und ab, die ihren Pfeilhagel über die Köpfe der Kameraden vor ihnen auf die Römer herabregnen lassen wollten. Das hatten sie zumindest vor. Doch in dem Augenblick, als sie dazu ansetzten, gab Aëtius ein Zeichen, und schon trabte die schwere Kavallerie der Visigoten los, mit herabgelassenem Visier und erhobenen Schilden, die mächtigen Eschenholzlanzen angelegt.
In einem weiten Bogen ritten sie an den Kampflinien vorbei, durch den Rauchschirm hindurch, und stürmten dann von hinten in die Schar der hunnischen Bogenschützen. Viele der Hunnenkrieger hatten nicht einmal Gelegenheit, sich umzudrehen, bevor die glänzende metallische Schlange mit dem diamantförmigen Kopf sie anfiel, sie aufschlitzte und eine Spur der Zerstörung hinterließ. Im nächsten Augenblick waren sie auch schon am Heer der Hunnen vorbei und auf ihren Hügel zurückgeritten und hatten wieder auf dem rechten Flügel der römischen Armee Stellung bezogen. Auf dem Schlachtfeld hatten sie viele Hunderte Tote zurückgelassen.
Während die triumphale Reitereinheit der Visigoten wieder nach Luft rang, drängte die Artillerie auf dem Hügel nach vorn. Sie beschossen jeden Hunnen, der versuchte, das Feld zu überqueren, um die Linie römischer Spieße anzugreifen. Sicherlich fluchte Attila: Der Hügel hatte eine zentrale strategische Bedeutung erhalten als Basis für seitliche Angriffe. Sobald die Schlacht in vollem Gang war, konnte niemand mehr schießen, ohne Gefahr zu laufen, die eigenen Leute zu treffen. Einzig von dem verdammten Hügel aus …
Jeder einzelne taktische Zug, den Aëtius geplant hatte, zahlte sich aus. Der Pfeilregen wurde durch einen Gegenangriff und dank der guten, altmodischen Deckung durch die Schilde geschwächt, wenn nicht sogar neutralisiert. Der Angriff der Kavallerie der Hunnen, deren Pferde schon von Anbeginn an müde waren, sah sich von den Legionären
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