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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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hält den Blick auf ganz andere Könige und Reiche gerichtet. Wir sind unbedeutende Kreaturen für ihn, zirpende Grillen im Gras, wir sind ihm lästig, und all unsere Heldentaten und Kriege findet er lachhaft. Er hat uns hier zurückgelassen, unser aller Vater hat sich von uns abgewandt, nun sind wir nurmehr Waisen der Steppe, Waisen der Welt. Das Gold, die Edelsteine und alle Schätze, die er uns verlieh, gingen an andere über, wir sind einsam und verlassen.
    Ich las all dies in dem Buch der Juden und der Christen. Er hat uns am Tag seines Zorns verstoßen. Er führte uns in die Dunkelheit, nicht ins Licht. Bestimmt hat er sich gegen uns gewendet. Er hat uns Ketten angelegt und uns auf einsame Pfade geschickt. Die Freude ist aus unseren Herzen gewichen, denn er hat den Bogen gegen uns erhoben und uns zur Zielscheibe erkoren. Unser Tanz dient nur noch der Trauer, die Krone der Welt ist uns vom Kopf gefallen.
    Die Geister meines Volkes kamen zu mir wie Skelette, bis auf die Knochen abgemagert, sie klammerten sich an mich wie Hexen mit runzeligen Brüsten und behaupteten, ich hätte meinen Vater getötet – doch nun tötet mein Vater mich. Astur ist gegen mich, der Wind der Welt hat sich gegen mich erhoben, meine Söhne streiten sich vor meinen Augen, und der Traum ist ausgeträumt. Schlussendlich sind wir alle Waisen, oh du, meine Seele.
    Wie alles vergeht und verweht! Und wie sich alles ereignet. Unsere Verbrechen und Ungerechtigkeiten, die wir schon vergeben und vergessen glaubten, als wir unterwegs waren auf der Straße des Ruhms, sie liefen uns in Wirklichkeit nur voraus, des Nachts, während wir schliefen, und warteten auf uns an der Straße, um uns zu grüßen, mit grausigem Lächeln und ausgestreckten Händen.»
    Doch sein Stolz war übermächtig, und anstatt Vergebung zu erflehen, schritt er erhobenen Hauptes auf das Tor der Hölle zu. Eine große Stadt, die stark an Rom erinnerte …
     
    Nur der Wind spielt des Hirten Flöte,
    Nur der Nordwind singt dein traurig Lied,
    oH du mein Volk …
     
    Bei einem Bankett verteilte er sein imaginäres Reich an seine Lieblingssöhne. China an Dengizek, Gallien an Emnedzar, Italien an Uzindar, Hungvaria, das Heimatland, an seinen geliebten Ellak, Persien an Ernak und Africa an Geisen. Sogar während er redete, lachten seine Söhne untereinander. Der alte Narr!
    Sie waren verschlagen und engherzig, Attilas Söhne. Es wohnte ihnen jedoch keine Stärke inne. Sie war zermalmt worden von dem großen Felsen, der ihr Vater war. In seinem Schatten waren sie nichts als bleiches Unkraut, ohne Sonnenlicht, missgünstig. Kleiner Vogel wandte sich ab, weinend, er konnte es nicht mit ansehen. Sie machten sich vor seinen Augen über ihn lustig, diese unwürdigen Söhne.
    Attila verkündete, dies sei ein Hochzeitsbankett, denn er habe eine neue Frau, ein Mädchen aus Burgund. Ihr Name war Ildikó, sie war erst neunzehn oder zwanzig Jahre alt. Die Frauen brachten sie in Attilas Zelt. Sie war wunderschön, und die Söhne Attilas machten lüsterne Kommentare und pfiffen ihr hinterher. Sie scherzten, dass ein alter Eber nicht für eine junge Sau tauge, und riefen laut, ein alter Wallach solle niemals versuchen, Kinder zu zeugen, das sei fruchtlos.
    Orestes hatte schon die Hand an sein Schwert gelegt. Doch Attila starrte nur vor sich hin, umklammerte mit der einst mächtigen Faust den hölzernen Becher und hörte sie nicht.
    Ildikó lächelte.
    * * *
    In jener Nacht träumte Kaiser Marcianus in Konstantinopel von einem großen zerbrochenen Bogen am Himmel, wie eine eigenartige neue Sternenkonstellation. Der Traum verwirrte ihn zutiefst.
    * * *
    Der kühle Morgen enthüllte die zwischen leeren Krügen auf Fellen schlafenden Feiernden inmitten der Hunnenzelte. Die Feuer waren niedergebrannt. Doch Attila war nicht unter ihnen. Nach geraumer Zeit klopfte sein getreuer Diener Orestes an den Türverschlag aus gehärtetem Leder. Keine Antwort. Schließlich schnitt er die Bänder durch und trat ein.
    Auf seinen entsetzten Schrei hin kamen Krieger angerannt.
    Ildikó kauerte in einer Ecke, sie zitterte wie ein verschrecktes Tier. Attila lag rücklings auf dem Ruhebett, nackt. Blut war in Strömen aus seinem Mund gelaufen, hatte sich über die Hälfte seines Leibes ergossen. Seine Augen starrten zum Himmel empor.
    Orestes ging auf das Mädchen zu, mit gezücktem Messer.
    Sie stand auf und streckte den Arm aus, einen anklagenden, zitternden Zeigefinger vorgereckt.
    «Du wirst keine Zeit mehr

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