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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Gesicht. «Noch mehr Verluste können wir uns nicht leisten.»
    * * *
    Auf den Ecktürmen gingen die Artillerieeinheiten unermüdlich ihrer Arbeit nach, auf der einen Seite unter dem Schutz des Dachs, auf dem Turm gegenüber unter dessen traurigen, rußig verkohlten Überresten. Dick verzwirbelte Seilbündel wurden zu mächtigen Torsionsfedern gespannt. In Fässern brannte Teer, aufmerksam beaufsichtigt, leise vor sich hin. Die Armbrustgeschütze waren straff gespannt und in Bereitschaft. Ein von diesen Geschützen abgefeuerter Bolzen konnte mit seiner Eisenspitze, wenn er im richtigen Winkel auftraf, selbst gepanzerte Harnische durchschlagen.
    Dann hörte Sabinus aus der Ferne ein dumpfes Poltern: Die Wurfarme der beiden hunnischen Onager schnellten erneut vor und schleuderten ihre Riesengeschosse davon. Mit einem lang gezogenen, leisen Summen flogen die Steine heran und landeten schließlich beide mit einem dumpfen Aufprall im Staub. Drüben in der Ferne wurden die großen Katapulte bereits für den nächsten Wurf vorbereitet. Sie schossen, während ihre eigenen Leute vorrückten? Offenbar waren sie sich ihrer Zielgenauigkeit sehr sicher.
    «Geschickt?», murmelte er vor sich hin. «Oder einfach nur dumm?»
    Arapovian schaltete sich ungefragt ein. «Dumm sind die Hunnen noch nie gewesen. Fragt nur König Chorsabian.»
    «Von dem habe ich noch nie gehört.»
    «Eben», bestätigte Arapovian schmallippig. «Er war einst Herrscher über ein Reich im Zagros-Gebirge. Und dann kamen die Hunnen.»
    Dennoch hatte Sabinus jetzt Hoffnung geschöpft. Im Verhältnis zu den Scharen des Feindes befanden sich seine Männer in lachhafter Unterzahl, doch welche Rolle spielte das schon? Rom hatte immer Feinden in großer Überzahl gegenübergestanden und sich nie davon entmutigen lassen. Bisher befanden sie sich auf der Siegerseite, kein Barbar hatte je ein römisches Kastell bezwungen. Es musste doch wohl mit dem Teufel zugehen, wenn sein Kastell da das erste wäre.
    Was ihre Belagerungstechnik betraf, verfügten sie zwar über entsprechendes Gerät, wussten es aber nur unzulänglich einzusetzen. Vielleicht, spekulierte Tatullus, waren sie ein Bündnis mit alanischen Söldnern eingegangen, mit irgendeinem iranischen oder sarmatischen Nomadenvolk. Oder mit abtrünnigen Vandalen, einem bunten Haufen umherziehender Marodeure. Hie und da wurde sogar gemunkelt, die Hunnen hätten sich insgeheim mit König Geiserich und seinen Leuten in Nordafrika verbündet, die sich von ihren Feinden nicht nur verblüffend schnell die Kunst der Seefahrt angeeignet hatten, sondern auch die Kunst der Belagerungsarbeit.
    Schon möglich. Nun, sollten sie ruhig kommen. Die Siebte Legion, alle fünfhundert Mann – inzwischen vielleicht auch nur noch vierhundertachtzig oder vierhundertsechzig –, war bereit für die nächste Welle. Die Streitmacht eines ganzen Volkes kriegerischer Nomaden belagerte das Kastell. Und das Schicksal, die Götter oder wer auch immer hatte die Siebte dazu bestimmt, sie ganz auf sich allein gestellt zurückzuschlagen.
    Er rief nach einem weiteren Becher Wein, allerdings mit Wasser verdünnt.
    Tatullus trank lieber nichts.
    Der zurechtgehauene Tannenstamm mit seinem ungefügen, aber fraglos brutal zweckmäßigen Bronzekopf – kaum mehr als ein klobiger, matt schimmernder Metallklumpen – erinnerte ihn an Faustriemens Keule. Auf Feinheiten wie kunstvoll gestaltete Nachbildungen von Widderköpfen legte dieses umherziehende Kriegervolk keinen Wert.
    Er ließ eine erste Salve abfeuern. Die römischen Bolzen prallten klappernd und ergebnislos von den Eisenplatten der Schildkröte ab – wie auch sonst, bei diesem Winkel? –, und Sabinus gab mit erhobener Hand Zeichen, den Beschuss einzustellen. Der Rammbock kam unbeirrt näher.
    Die hunnischen Onager arbeiteten wieder. Diesmal wurde der Turm im Südwesten unten an den Grundfesten erwischt. Ein Volltreffer. Der Aufprall war so gewaltig, dass die gesamte Westmauer erzitterte. Verflucht.
    «Decurio! Inspiziere die Schäden und lasse sie so gut wie möglich ausbessern.»
    Auch der zweite Onager hatte diesmal nicht mehr gar zu weit danebengeschossen.
    Zeit, ihnen eine Antwort zu erteilen.
    Auf seinen Befehl hin feuerten die Katapulte ein paar Geschosse in hoher Flugbahn ab, direkt in die Reihen der etwa eine Viertelmeile entfernten hunnischen Reiterei, als Warnung sozusagen. Die Kugeln flogen in hohem, weitem Bogen über die Ebene, die Reiter verfolgten ihre Flugbahn und wichen

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