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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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dann rechtzeitig aus. Einige der Geschosse waren mit hellblauer Tünche bemalt, damit sie beim Heranfliegen vor dem Himmel nicht so leicht zu erkennen waren, doch den scharfen Augen der Steppenkrieger entgingen auch sie nicht. Die Schleuderkugeln landeten folgenlos auf der Erde. Er forderte seine Männer auf, abermals zu feuern.
    Welche Wirkung aber hätte ein Sturmangriff der schweren Kavallerie auf diese Reiterkrieger, die keinerlei Rüstung am Leib trugen? Ein Keil aus Eisen, der in vollem Galopp in sie hineinstieß? In Anbetracht der durchschlagenden Wirkung, die der Angriff der Reiterei auf die Antreiber hinter den Belagerungstürme entfaltet hatte …
    Vor sich sah er den Trupp hunnischer Reiter, die den schwer gepanzerten Rammbock vorwärtstrieben. Ihr Anführer war ein langhaariger, wildäugiger junger Bursche auf einem weißen Wallach. Teils singend, teils mit Peitschenhieben trieb er die Gefangenen an. Bei den Unglücklichen, die den Rammbock vor das Kastell befördern mussten, das einst ihr ganzer Schutz gewesen war, handelte es sich auch diesmal um versklavte, entbehrliche Gefangene aus der Stadt Viminacium. Keuchend, mit blutigen Striemen übersät, beugten sie sich über die Stangen, an denen sie das Ungetüm bewegen mussten.
    Arapovian trat an die Seite des Legaten. «Den müsst Ihr ausschalten.»
    «Schon klar.» Sabinus sah ihn prüfend an. «So weit alles in Ordnung bei dir?»
    «Ich atme noch.»
    «Vermagst du auch immer noch einen Bogen zu spannen?»
    «Besser denn je. Es schärft den Geist ganz wunderbar, wenn man Schmerzen hat.»
    Sabinus verzog das Gesicht.
    «Soll ich mir ihren Anführer vornehmen?»
    Sabinus schüttelte den Kopf. «Warte noch. Sie sollen erst näher herankommen. Am Tor machen wir sie fertig. Dort haben sie keine Chance.»
    Auf die versklavten Gefangenen würden sie leider keine Rücksicht nehmen können.
    Doch die Schildkröte änderte gerade ihren Kurs, wurde von innen ein weiteres Mal gewendet. Weg von dem massiv gesicherten Westtor. Diese hinterlistigen Halunken. Einen Moment lang war Sabinus vollkommen perplex.
    «Armbrustschützeneinheit III , hergehört», brüllte er dann. «Schießt ab, was ihr könnt. Nehmt sie unter Beschuss, egal, wo sie sich hinbewegen.»
    Er hatte zwar wenige Männer, aber massenhaft Vorräte an Bolzen. Ganze Lagerhäuser voll.
    «Und euch, Pedites, will ich schwitzen sehen!»
    Die armen Kerle machten schon jetzt einen erschöpften Eindruck. Aber wie viel schlimmer würde es ihnen erst ergehen, sollte dieser Rammbock die Tore zerschmettern; Zehntausende tätowierter Reiterkrieger würden eindringen.
    Die Schildkröte bewegte sich langsam und schwerfällig nach rechts, mitten in die Schusslinie eines der hunnischen Onager, der den Südwestturm beharrlich mit großen Steinen beschoss. Diese hirnlosen Barbaren. Auf diese Weise würden sie am Ende ihren eigenen Rammbock zerschmettern.
    Aber nein. Wie Arapovian warnend angemerkt hatte, waren sie alles andere als dumm.
    Die Schildkröte wendete sich wieder nach links, bis der Rammbock auf die Kastellmauer gerichtet war, nur knapp zwanzig Meter von der Stelle entfernt, die von dem Onager so beharrlich beschossen wurde. Sie hatten tatsächlich vollstes Vertrauen in die Treffsicherheit ihrer Artillerie, und sie wussten, wie wirksam Rammböcke gegen Steinmauern eingesetzt werden konnten.
    Während der Perserkriege gegen diese harte Nuss Schapur hatte die oströmische Armee bald feststellen müssen, dass die Mauern der Festungen am Euphrat, etwa in Nisibis, Rammböcken erstaunlich gut standhielten. Erbaut aus billigen, in der heißen Sonne Mesopotamiens zusammengebackenen Ziegeln aus Lehm und Stroh, stiegen von diesen Mauern lediglich rote Staubwolken auf, ansonsten jedoch konnten ihnen die Stöße nichts anhaben. Während die kunstvoll aus behauenen Steinquadern errichteten Mauern unter den Stößen eines Rammbocks heftig erzitterten und am Ende sogar einstürzten: weitaus kostspieliger, viel ansehnlicher – und doch verwundbar.
    Wie die Mauern Viminaciums. Nach außen hin aus sorgfältig behauenem illyrischem Kalkstein errichtet, verbarg sich dahinter ein Baukern aus Bruchgestein. War die Fassade erst zertrümmert, würde der Kern in sich zusammenfallen und die Steine würden aus dem beschädigten Mauerwerk herausquellen wie graue Eingeweide. Aber woher wussten sie über solche Einzelheiten so genau Bescheid? Dieser verdammte, mit Narben und Tätowierungen übersäte Anführer. Es war geradezu

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