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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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unheimlich, was er alles wusste.
    Sie konzentrierten ihren Angriff also auf die Ecke. Keine üble Strategie. Die Onagergeschosse schlugen in stetigem Rhythmus in die Mauern des Südwestturms ein, alle paar Minuten ein Geschoss von fünfzig oder sechzig Pfund Gewicht aus etwa vierhundert Meter Entfernung. Je näher der Rammbock herankam, desto deutlicher konnte Sabinus sehen, wie erstklassig er konstruiert war. Sogar der plumpe, grobe Klumpen an der Spitze war durch ein Vordach vor Beschuss geschützt. Ein weit verbreiteter Fehler, diese Vorkehrung zu vergessen. Den Goten etwa war ein solcher Schnitzer früher immer wieder unterlaufen. Man rückt mit einem kunstvoll gestalteten, unter einer mustergültigen Schutzverschalung aufgehängten Rammbock bis an die Mauern der Feinde vor – und vorne ragt unter der Verschalung der Kopf hervor. Der Rammbock rückt noch näher heran, bereit zum ersten Stoß, und in diesem Augenblick wälzen die Feinde von oben einen großen Stein über die Mauerkante, der mit voller Wucht auf den ungeschützten Widderkopf kracht. Der Kopf senkt sich abrupt, der übrige Balken schnappt in die Höhe, wobei vermutlich gleich mehrere Männer im Inneren ihr Leben lassen, schleudert schließlich oben in sein eigenes Schutzdach und schlägt es dabei womöglich halb in Stücke. Oder die Aufhängeseile des Rammbalkens reißen, oder er verheddert sich heillos darin – so etwas kann die schlimmsten Folgen haben. Aber so weit würde es heute nicht kommen. Der Rammbalken war vorbildlich geschützt. Sie schwangen ihn bereits an schön langen Aufhängungen zurück, alles sehr sachkundig. Sabinus hätte die hervorragende Sicht, die er von diesem verflixten Westturm aus hatte, verwünschen mögen.
    Ein dumpfes Pochen, ein fernes Zittern, erschrockene Aufschreie von weiter unten. Vorläufig hielten die Steine noch, aber das würde sich ändern. Er schickte alle
pedites
hinunter, die er entbehren konnte, um die Mauer von hinten zu verstärken – mit Schutt, mit Sandsäcken, egal womit. Da ihnen langsam das Material ausging, wies er sie an, mit Vorschlaghämmern eine der Mannschaftsbaracken in Trümmer zu hauen und diese dann zur Verstärkung der Mauer zu verwenden. Wenn das hier erst ausgestanden war, würde es seinen Leuten bestimmt nichts ausmachen, unter freiem Himmel zu schlafen.
    Schon bald der nächste Stoß. Viel Staub wirbelte auf. Die Steine gaben langsam nach.
    Ein Onagergeschoss zischte knapp über die Mauerbrüstung und schlug mit grässlichem Getöse auf dem Südwestturm ein. Das Geschrei der Getroffenen war entsetzlich anzuhören. Keiner der Armbrustschützen warf auch nur einen Blick nach links. Wenn der Rammbock sein zerstörerisches Werk weiter fortsetzte und der konzentrierte Beschuss durch den Onager noch lange weiterging, würde diese gesamte Ecke des Kastells in Kürze in Trümmer gelegt sein. Und dann wären sie drinnen.
    Zeit für eine Antwort.
    Sabinus seufzte. Hätte er doch nur einen Trupp
superventores
hier gehabt – Spezialkräfte, «Überwinder» –, doch die waren heutzutage alle bei der Feldarmee. Oder auch ein paar Kohorten von Aëtius’ hervorragender, von Grund auf reformierter Palatinischen Legion im Westen. Aber nein. Von den Grenzlegionen wurde erwartet, dass sie allein zurechtkamen. Und sie würden auch allein zurechtkommen.
    Augenblicklich aber war die Lage alles andere als rosig. Der Volltreffer gerade hatte beide Armbrustgeschütze drüben auf dem Südwestturm zerstört. Der Holzboden hing durch. Auch viele der Männer waren zerschmettert worden, es mussten sich dort unbeschreibliche Szenen abspielen. Er wandte den Blick ab. Die Plattform des Nordwestturms war eine schwarz verkohlte Ruine. Den Bogenschützen gelang es zu selten, mit ihren Brandpfeilen einen Treffer zu landen, und der Metallpanzer der Schildkröte schien undurchdringlich.
    Unten galoppierte peitschenschwingend der Kommandeur des Rammbocks umher, ohne sich um vereinzelt heransausende Pfeile zu kümmern. Unbeirrt trieb er die Gefangenen an, mit dem Rammbock auszuholen und ihn immer wieder gegen die Mauer krachen zu lassen.
    Sabinus blieb wohl nichts übrig, als Männer nach unten zu schicken.
    Tatullus schien seine Gedanken zu lesen. «Dieser Grobian mit der Keule kommt dafür nicht in Frage. Hier sind flinke Leute mit Köpfchen gefragt.»
    Sabinus nickte wortlos.
    «Ich gehe», meldete sich eine Stimme hinter ihnen. «Ich habe Erfahrung.»
    Es war wieder der Armenier.
    «Ach ja?»
    Arapovian ließ

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