Attila - Die Welt in Flammen

würden sie blitzschnell wieder zurückkehren. Sollte ein Verteidiger es wagen, sich aufzurichten und auf sie zu schießen, würde er sogleich von einem Dutzend Pfeilen gespickt werden. Eine mehr als düstere Aussicht, immerhin hatte er nur fünfhundert gute Männer zu verlieren. Zudem blieb noch ein weiteres schweres Gerät zu erwarten. Es würde jetzt bald zum Einsatz kommen.
    Sie hatten einen Rammbock.
    Sabinus dankte den Sternen, dass das Westtor bereits gründlich mit einer dicken Barriere aus Sandsäcken und anderem Material abgesichert war. Vorsichtshalber befahl er den
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, auch das Südtor auf diese Weise zu sichern, nur für den Fall, dass die Hunnen auf einmal ihre Angriffsrichtung änderten. Das Osttor wiederum musste freigehalten werden für ihre eigene Kavallerie.
    Während die
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zum Südtor hinüberliefen, kam vor den Mauern eine hunnische Reiterabteilung herangeprescht, ein erneuter Hagel von Pfeilen sauste in die Höhe und ging gleich darauf nahezu senkrecht auf sie nieder. Wie hatten sie diesen Zug ahnen können? Der Boden des Kastells war gespickt mit den gefiederten Pfeilen der Barbaren. Wie auch etliche
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, die tot am Boden lagen oder vor Schmerz brüllten. Zu viele. Sabinus verzog schmerzlich das Gesicht. Die bedauernswerten Läufer zerrten Sandsäcke und sperriges Gerümpel aller Art in den Schatten des Südtors, so gut es eben ging, während es unablässig Pfeile regnete. Schließlich gab er ihnen Befehl, sich wieder in Deckung zurückzuziehen. Von den zwanzig, die er losgeschickt hatte, kehrten acht zurück. Vor ohnmächtigem Zorn mahlte er still mit den Zähnen.
    Die Reiter machten kehrt und zogen sich einem Schwarm von Staren gleich in geschmeidigen Schwüngen zurück, noch ehe sie unter Beschuss genommen werden konnten. Dann wurden sie vom letzten Morgennebel verschluckt, durch den von Osten her das Licht der Sonne drang.

8. DER RAMMBOCK
    U m sich ein vollständiges Bild von der Lage zu machen, unternahm der Legat einen Abstecher auf die nördliche Mauer. Unten auf dem Nebenfluss, nicht weit vom Ufer, lagen die geraubten Schiffe vor Anker. Sie waren voller hunnischer Bogenschützen. In geduckter Haltung hastete er an den Zinnen entlang. Wenigstens die Nordmauer war sicher und brauchte nicht besetzt zu werden. Zwar war ihnen selbst der Weg flussabwärts nach Ratiaria versperrt, aber dafür konnten die Hunnen von dieser Seite auch nicht hereingelangen. Es war richtig gewesen, die Mauer räumen zu lassen. Der Kampf würde sich an den Mauern im Süden und Westen abspielen, sowie draußen auf der offenen Ebene. Wasser war ihnen nicht geheuer. Und mit Krieg in den Bergen, überlegte er, dürften sie auch ihre Schwierigkeiten haben.
    Und nun kam also der Rammbock zum Einsatz, eine ungleich ernstere Bedrohung als die hohen, schwerfälligen Türme. Das Gerät bestand aus einem in niedriger Höhe aufgehängten Balken, gefertigt aus dem Stamm einer Tanne, mit einem klobigen Bronzekopf an der Spitze, und war umhüllt mit einer Schutzverschalung, die von weitem aussah wie ein aus Metallplatten getreulich nachgebildeter Schildkrötenpanzer. Sabinus erkannte mit einem Blick, dass die großen Räder diesmal komplett verkleidet waren. Dann fiel ihm auf, dass es sich gar nicht um Räder handelte, sondern um massive Walzen aus einzelnen Tannenstämmen – sie konnten nicht zerstört werden.
    Ein Begleittrupp war nicht dabei. Vermutlich zogen es die Hunnen vor, zunächst eine Bresche ins Tor zu schlagen, und dann erst würde die Reiterei, die bis dahin in sicherer Entfernung abwartete, blitzschnell in ihrem gewohnten Zickzack herangeprescht kommen.
    Das große Gerät wurde nun gewendet, und der monströse Rammbock setzte sich langsam in Bewegung und kam auf sie zu. Das Westtor war stabil, aber längst nicht unzerstörbar, obwohl es aus einer doppelten Schicht Eichenbalken bestand. So gründlich es auch bereits verbarrikadiert war, der Schutz musste nochmals verstärkt werden. Sabinus sah sich verzweifelt in alle Richtungen um.
    «Alle entbehrlichen Angehörigen der Hilfstruppe runter von den Mauern. Verstärkt die Barrikaden am Westtor, so gut es nur geht. Verstärkt sie in schrägem Winkel. Treibt Säulentrommeln auf, Fässer voll Sand, alles, was ihr finden könnt. Ich will, dass dieses Tor steht wie ein Fels in der Brandung. Na los, Bewegung!»
    Ohne die Soldaten der Hilfstruppe wirkten die auf den Mauern verteilten Legionäre wie ein denkbar spärliches Häuflein.
    Tatullus verzog das