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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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indem er mir die Frage stellte, ob es mir lieber gewesen wäre, wenn Bill ihn auf den elektrischen Stuhl gebracht hätte. Herrgott!« schrie sie plötzlich auf, »hätte ich da vielleicht ja sagen sollen?«
    Ich sah, wie erregt sie war, und fühlte, daß sie die Wahrheit sprach.
    »Weiter«, sagte ich, »und was geschah dann?«
    »Benjamin Rogers wußte genausoviel wie Bill, und nach Bills Tod wußte er noch mehr. Mein Vater zwang mich, ihn in eine Falle zu locken. Er versprach mir, man würde Rogers nur festnehmen und ihn fortschaffen, es würde ihm dabei kein Haar gekrümmt werden. Ich glaubte alles, was mein Vater sagte. Mit Marton zusammen lockte ich ihn hierher. Ich kannte ja dein Haus, und ich hatte mir vorher einen Schlüssel dazu besorgt. Aber plötzlich drehte Rogers den Spieß um: Er hatte die Falle gemerkt und wollte mich festnehmen. Ich war mit ihm allein hier in deinem Zimmer, Marton stand draußen beim Wagen, und als er auf mich zukam und als er mir sagte, daß es der schönste Erfolg seines Lebens sei, mich und meinen Vater in der Gaskammer zappeln zu sehen, da hab’ ich geschossen.«
    »Sehr einfach«, sagte ich. »Und mich hätte das beinahe ins Gefängnis gebracht.«
    »Nein«, sagte sie, »das habe ich genau überlegt. Wer anders als ich konnte dir dein Alibi so gut bestätigen?«
    Sie schwieg erschöpft und sagte lange nichts. Endlich aber fragte ich:
    »Und was wollt ihr nun heute abend spielen?«
    »Mein Vater hat mitgehört, als du anriefst. Er saß nebenan in seinem Büro.«
    »Und? Wie sind die Karten gemischt?«
    »Er wird an den Klippen auf dich warten, und er wird dich töten. Du darfst nicht fahren, Jimmy!«

12

    Ich blickte June zweifelnd an. »Um mir das zu sagen, bist du gekommen?« fragte ich.
    »Ja, auch. Aber ich bin gekommen, weil ich es einem Menschen erzählen mußte. Ich kann nicht mehr, Jimmy, ich kann einfach nicht mehr! Mein Vater bedeutet für mich alles. Aber jetzt kann ich nicht mehr. Es darf kein neues Unglück geben, er darf nicht mehr töten, und du darfst nicht hinfahren, Jimmy!«
    Sie stand auf.
    »Leb wohl, Jimmy.«
    Sie ging zu ihrem Wagen, und ich gab ihr die Handtasche zurück, die viel zu schwer war.
    »Und warum«, fragte ich noch, »warum ist Mary-Ann nichts passiert?«
    »Weil nur ich etwas von ihr wußte«, sagte sie.
    Unsere Blicke kreuzten sich noch einmal.
    »Versprichst du mir, Jimmy, daß du nicht zu den Klippen fahren wirst?«
    »Ich verspreche dir, June, daß ich heute abend auf den Klippen sein werde.«
    Sie ließ den Motor anspringen, wendete und fuhr den Waldweg hinab.
    Als die Sonne untergegangen und die große Abendstille ins Tal eingezogen war, ging ich den Waldweg hinunter zu meinem Wagen und fuhr nach San Fernando.
    Auf der Polizeiwache gab ich einem alten, dicken Sergeanten meinen Brief an Lennox.
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun, Sergeant? Es kann nämlich sein, daß ich heute noch verreise. Wenn ich diesen Brief nicht heute nacht oder morgen früh wieder abhole, dann bringen Sie ihn doch bitte zur Post.«
    »Gemacht, Sir«, nickte er freundlich.
    Ich ließ ein Päckchen Zigaretten auf seinem Tisch liegen und fuhr stadteinwärts.
    Die 22 Meilen auf dem San Fernando Highway brachte ich in einer halben Stunde hinter mich, brauchte dann aber für die 18 Meilen auf der Western Avenue bis Keystone fast eine dreiviertel Stunde. Eine weitere Viertelstunde später hatte ich die letzten Häuser von San Pedro hinter mir. Nun fuhr ich die Pacific Avenue in westlicher Richtung zur Küste entlang. An der Stelle, wo die Pacific Avenue in den südlichen Palos Verdes Drive einmündet, sah ich eine Reihe von Autos stehen. Das rote Blinklicht von zwei Polizeiwagen blitzte durch die Dunkelheit. Scheinwerfer beleuchteten einen auf der Seite liegenden weißen Wagen, der etwa 20 Schritte neben der Straße an einer Felswand lag.
    Ehe noch mein Wagen zum Stehen gekommen war, wußte ich schon, wem dieser weiße Cadillac gehörte.
    Ich rannte zu den Polizisten.
    »Ist sie tot?« fragte ich einen jungen Burschen von der Verkehrspolizei.
    »Sie war’s nicht gleich«, sagte er, »aber — kennen Sie die Dame?«
    »Ja. Wie ist es denn passiert?«
    Er schaute mich beinahe mitleidig an, deutete mit dem Daumen über seine Schulter und sagte:
    »Versuchen Sie doch mal, mit mindestens sechzig Meilen um diese Kurve zu fahren. Ich möcht’ Ihnen ja nicht zu nahe treten, Sir, aber wenn Sie meine Meinung hören wollen: Ein normaler Mensch fährt nicht so.«
    »Wo ist

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