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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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man einen Bruder liebhat. Und ich hätte dich jetzt auch geküßt, wenn Bill noch am Leben wäre. Das mußt du wissen, Jimmy.«
    »Ich hab’s gewußt«, flüsterte ich und vergrub mein Gesicht in ihrem Haar.
    Ich weiß nicht, wie lange wir so nahe zusammen waren, aber plötzlich stand all das andere wieder vor mir.
    Ich schob Mary-Ann behutsam zurück und stand auf.
    »Liebling, es gäbe jetzt so vieles zu sagen, was ich noch nicht sagen kann. Es gibt Dinge, weißt du, die man allein mit sich ausmachen muß. Ich muß jetzt gehen, aber wenn ich wiederkomme, Liebling, dann werde ich...«
    Sie verschloß meinen Mund mit einem Kuß.
    »Du großer, dummer Bär«, sagte sie, »spar dir doch deine schrecklichen Erklärungen für Paps auf.«
    Als ich sah, wie sie lächelte, zwang ich mich ebenfalls zu einem Lächeln und sagte:
    »Der Colonel wird nicht gerade in helle Begeisterung über mich ausbrechen.«
    »Ach«, lachte sie, »Paps hat gesagt, wenn du in die Hände einer vernünftigen Frau kämst, könnte noch was ganz Brauchbares aus dir werden.«
    Ich zog sie noch einmal an mich, küßte sie, und während ich mich schon zum Gehen wandte, sagte ich:
    »Dein Vater ist ein sehr weiser Mann.«
    Sie kam nicht mit, aber an den Jasminsträuchern drehte ich mich um und winkte ihr zu. Sie winkte zurück. Es war ein Abschied gewesen, und Gott sei Dank hatte sie es nicht gemerkt.

    Ich jagte durch die Stadt, und kurz vor San Fernando hielt ich an. Ich nahm den alten Revolver aus dem Handschuhfach, kontrollierte die Trommel und steckte ihn in die innere Brusttasche meiner Jacke, so daß ich ihn im Notfall rasch in die Hand bekommen konnte. Jetzt wollte ich mein Leben so teuer wie möglich verkaufen!
    Ich bog nicht in den steilen Waldweg ab, sondern fuhr etwa 50 Yards weiter und ließ meinen Wagen neben der Straße zwischen den Bäumen stehen. Dann stieg ich neben dem Weg, auf dem weichen Waldboden, lautlos zu meinem Hause hinauf. Ich schlich, von Bäumen und Gebüsch gedeckt, um das ganze Haus herum, aber ich konnte nichts Verdächtiges entdecken. Mit dem Revolver in der Hand ging ich endlich hin und ließ den Waschbären frei. Ich beobachtete das Tier und kam zu der Überzeugung, daß die Luft rein war. Sancho Pansa hätte mir die Anwesenheit eines Fremden angezeigt.
    Ich schloß die Haustür auf, öffnete die Fenster und rückte den Küchentisch ans Fenster, weil ich von dort aus den Waldweg im Auge behalten konnte. Ich holte meine Schreibmaschine, stellte sie aber wieder weg, weil ihr Geklapper weithin zu hören gewesen wäre. Ich schrieb den Brief an Colonel Lennox mit der Hand.
    Ich schrieb ihm alles, was ich über June Tresker und den Fall Bowler in Erfahrung gebracht hatte, und ich schrieb ihm, daß ich heute abend nicht James Warner sein würde, sondern Bill Nicholas. Ich teilte ihm alles mit, aber ich schrieb kein Wort von Mary-Ann.
    Als ich fertig war, trat ich vor das Haus. Die Sonne fing an zu sinken, aber das jenseitige Ufer des Sees lag noch im vollen Sonnenschein. Sancho Pansa kam angetrippelt, setzte sich vor meine Füße, schaute mich an und brummelte leise vor sich hin. Ich bückte mich, rollte ihn auf den Rücken und kraulte ihn am Bauch.
    »Alter Freund!« sagte ich. »So also kann man sich irren, nicht wahr? Du bist auch auf sie hereingefallen und hast dir von ihr dein hübsches Fell kraulen lassen — wie wir alle! Und diesen armen kleinen Lumpen Oliver Marton, der nichts Böses gegen mich im Schilde führte, den hast du gezwickt! Schäm dich!«
    Ich nahm ihn auf den Arm, trug ihn zu seinem Gehege, versorgte ihn reichlich mit Futter und schloß die Tür ab. Dann schaute ich nach den Rotkehlchen. Auch dort war alles in bester Ordnung. Schließlich ging ich wieder ins Haus und verbrannte einige Papiere, die nicht für fremde Augen bestimmt waren. Dabei fand ich ein Foto von Bill. Ich legte es mitten auf den Tisch in meinem Wohnzimmer.
    Als ich mit allem fertig war, ging ich wieder hinaus und hörte Motorengeräusch den Waldweg heraufkommen.
    Ich schlüpfte in meine Jacke und überzeugte mich, daß der Revolver griffbereit war; dann wartete ich.
    Es war Junes weißer Cadillac!
    Sie hielt, stieg aus und kam auf mich zu. Ich stand an die Hauswand gelehnt und hatte den Revolvergriff umspannt. Als sie kurz vor mir stand, sagte ich:
    »Nicht hier, June. Wir wollen unten auf den Klippen miteinander reden.«
    Ich sah in ihrem Gesicht einen Ausdruck, den ich an ihr noch nicht kannte: Angst und Entsetzen.
    »Du darfst

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