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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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er ein wenig sehen und hören und in begrenztem Maße sprechen. Aber ohne Farben war der Gesichtssinn unvollkommen, und fazzen und riechen konnte er überhaupt nicht. Als Ausgleich erklärten ihm die Lehrer, dass kein Erwachsener auch nur annähernd so gut fazzen und riechen konnte wie die primitiven Vorfahren der Thranx, damals, als die Rasse noch ohne Intelligenz viel tiefer in den Eingeweiden der Erde wohnte, als sie es heute tat, als es noch kein künstliches Licht gab und damit der Fazzsinn und der Geruchssinn notwendigerweise viel wichtiger als der Gesichtssinn waren.
    Er hörte zu und verstand, aber das machte seine Enttäuschung nicht geringer. Dann kroch er auf Wurmart über die Übungsstrecke, weil sie darauf bestanden, dass er sich bewegen musste. Aber dabei war ihm die ganze Zeit bewusst, was für ein blasser Schatten echter Beweglichkeit das doch war. Oh, wie enttäuschend das alles war!
    Larvenjahre waren Lernjahre. Fast außerstande, sich zu bewegen, unfähig zu riechen oder zu fazzen und kaum imstande, sich zu unterhalten, aber mit ausreichendem Gesichts- und Gehörsinn ausgestattet, verfügte eine Larve über genügend Fähigkeit zum Lernen.
    Er war ein besonders wissbegieriger Student, der alles in sich aufnahm und begierig nach mehr verlangte. Seine Lehrer und Pfleger waren zufrieden, ebenso wie die Lehrmaschine, die an seiner Krippe befestigt war. Er meisterte Hoch und Nieder-Thranx, obwohl er keines von beiden richtig sprechen konnte. Er lernte Physik und Chemie und die Grundlagen der Biologie und damit auch, wie gefährlich jede Wasserfläche war, die tiefer als sein Thorax war, wo die Atemlöcher der Erwachsenen saßen. Ein erwachsener Thranx konnte auf dem Wasser treiben, aber nicht lange, und wenn Wasser in den Körper eindrang, dann sank er. Schwimmen war ein Talent, das primitiven Geschöpfen mit Innenskeletten vorbehalten war.
    Man lehrte ihn Astronomie und Geologie, obwohl er den Himmel oder die Erde nie gesehen hatte, weil er doch unter der Oberfläche lebte. Der Pflegehort war elegant gefliest und vertäfelt. Andere Teile von Paszex, seiner Heimatstadt, waren mit Plastik, Keramik, Metallen oder Steinplatten verkleidet. In den antiken Höhlen des Planeten Hivehom, wo die Thranx sich entwickelt hatten, gab es noch Tunnels und Kammern zu sehen, die mit echter ausgewürgter Zellulose und Körperstuck verkleidet waren.
    Man studierte auch Industrie und Ackerbau. Die Geschichte lehrte, wie die geselligen Arthropoden, die man als die Thranx kannte, die Herrschaft über Hivehom angetreten hatten und sich an die Existenz oberhalb und auch unterhalb der Oberfläche angepasst und sich schließlich auf andere Welten ausgebreitet hatten. Schließlich und endlich wurde auch über Theologie diskutiert, und die Larven trafen ihre Wahl.
    Und dann ging es weiter zu komplizierteren Themen, während ihr Geist heranreifte. Sie befassten sich mit Biochemie, Nukleonik, Soziologie und Psychologie und den Künsten, darunter auch Jurisprudenz. Besonderen Spaß machte ihm die Geschichte der Weltraumfahrt, die Berichte über die ersten zögernden Flüge zu den drei Monden Hivehoms in schwerfälligen Raketen, die Entwicklung des Posigravityantriebs, der Schiffe durch den Abgrund zwischen den Sternen trieb. Und schließlich die Errichtung von Kolonien auf Welten wie Dixx und Everon und Calm Nursery. Und er lernte von dem blühenden Handel zwischen Willow-wane, seiner eigenen Koloniewelt, und Hivehom und den anderen Kolonien.
    Wie er sich doch danach sehnte, nach Hivehom zu reisen, als er davon lernte! Die Mutterwelt des Volkes, Hivehom! Was für ein magischer, geheimnisvoller Name. Seine Pfleger lächelten über seine Erregung. Es war ganz natürlich, dass er dorthin reisen wollte. Schließlich wollte das jeder.
    Und doch zeigte sich noch etwas mehr auf seinen Profilkarten: ein Undefiniertes Sehnen, das die Larvenpsychologen verblüffte. Vielleicht hing es mit seinem ungewöhnlichen Ausschlüpfen zusammen. Die normalen vier Eier hatten nicht je ein männliches und ein weibliches Paar hervorgebracht, sondern drei weibliche und ein männliches Wesen.
    Die Sorge der Psychologen war ihm bewusst, aber er selbst kümmerte sich nicht sehr darum. Er konzentrierte sich ganz drauf, soviel wie möglich zu lernen, und stopfte seinen Verstand bis zum Bersten mit den Wundern der Existenz voll. Während diese seltsamen Erwachsenen etwas von ›Unschlüssigkeit‹ murmelten und ›mangelnde Bereitschaft zu tatkräftigem Handeln‹,

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