Auch Santiago hatte einen Hund
Pilger per Flugzeug, Bahn oder Auto heim. Für Hunde stellt der Transport in öffentlichen Verkehrsmitteln in Spanien ein beinahe (es gibt nämlich eine Ausnahme, siehe Variante 3) unüberwindbares Hindernis dar, er ist schlichtweg verboten. In den anderen Ländern kann man Hunde problemlos mitnehmen, zum Preis von 50 Prozent eines Erwachsenen-Tickets. Maulkorb nicht vergessen! Trotzdem ist die Lage auch in Spanien für Pilger mit Hund nicht hoffnungslos, es bleiben immerhin vier Möglichkeiten des Rücktransports zumindest bis zur französischen Grenze, ab dort kann es ja mit der Bahn weitergehen.
1) Zu Fuß zurück. Mit etwa vier Wochen zwar die zeitaufwändigste, dafür aber die authentischste.
2) Mit dem Mietwagen bis zur französischen Grenze. Auch von Santiago aus an einem Tag zu schaffen, der finanzielle Aufwand hält sich also in Grenzen.
3) Bis zur französischen Grenze alle sechs Plätze in einem Zugabteil kaufen, dann darf der Hund mit. Die teuerste Variante, wenn man alleine ist, doch für Freunde, die gemeinsam zurückfahren, eine billige und auch angenehme Möglichkeit.
4) Sich von Freunden mit dem Auto abholen zu lassen ist die einfachste und bequemste Methode, aber solche Freunde muss man erst einmal haben!
VERLOREN ODER VERMISST: Bei aller Vorsicht und Aufmerksamkeit kann es dennoch passieren, dass mein Hund auf der Reise einmal abhanden kommt. Ein Schuss oder ein in der Nähe laut ertönender Knall, ein allzu verlockender Hase, eine läufige Hündin im Dorf (wenn mein Hund ein Rüde ist), meistens geschieht es dann derart schnell und unerwartet, dass keine Zeit bleibt, um rechtzeitig zu reagieren. Für solche Fälle befestige ich am Hund (Halsband oder Satteltasche) eine wasserdichte Kapsel, die auf einem Stück Papier die allernotwendigsten Daten enthält: den Namen des Hundes, meinen Namen, wo ich gestartet bin, was mein Ziel ist (täglich auf den neuesten Stand bringen!), Kontaktadresse bzw. -telefonnummer, heutzutage wahrscheinlich die Handynummer. Ich persönlich bin zwar der Ansicht, dass die freiwillige materielle Reduktion beim Pilgern auch das Handy beinhalten soll, aber für solche Notfälle erweist sich seine Mitnahme doch mehr als sinnvoll und gerechtfertigt. (Für den Rest der Reise kann es ja abgeschaltet am Boden meines Rucksacks liegen.)
Von den kleinen verschraubbaren Metallkapseln, welche man in den Tierhandlungen bekommt, halte ich nichts, da sich durch das viele Gehen des Hundes das Gewinde von selbst öffnet und der Inhalt der Kapsel so verloren geht. Sehr gute Erfahrungen habe ich hingegen mit den ebenfalls wasserdichten, etwas größeren, neun bis zehn Zentimeter langen Plastikkapseln gemacht, die beinahe wie kleine Bojen aussehen und die man gut befestigen kann. Ich glaube, sie sind eigentlich für Wassersportarten gedacht, müssten also in den einschlägigen Fachgeschäften zu finden sein.
WASSER: Für den Hund ebenso wichtig wie für uns. Deshalb fülle ich meine Wasserflasche bei jeder sich bietenden Möglichkeit auf, auch wenn sie noch nicht leer ist. Ein bis eineinhalb Liter sollte ich immer bei mir haben. Also nicht erst Wasser suchen, wenn die Flasche leer ist, das kann schief gehen! Gerade in Spanien und auch im Süden Frankreichs gibt es sehr trockene, wasserarme Regionen, wo nicht alle fünfhundert Meter eine frische Quelle aus dem Boden sprudelt oder ein munteres Bächlein am Wegrand plätschert.
Zum Trinken und auch als Fressnapf für den Hund ideal geeignet sind absolut wasserdichte, zusammenfaltbare Behälter aus Gummi, erhältlich in jeder guten Tierhandlung. Sie sind zudem gerade so groß, dass sie sich gut dafür eignen, die erschöpften Pilgerfüße abends in der Herberge mit einem wohltuenden Fußbad zu verwöhnen.
1. Kapitel
bei der Chapelle du Calvaire von Yvias
L’ Ouverture
Ich werde einen Engel schicken,
der dir vorausgeht.
Er soll dich auf dem Weg schützen
und dich an den Ort bringen,
den ich bestimmt habe.
Achte auf ihn
und höre auf seine Stimme
Buch Exodus
Auch Santiago hatte einen Hund...
Auf den ersten Blick eine Behauptung, die, gelinde gesagt, an mehr als einem Haar herbeigezogen scheint: Denn jener Pilger, der fast immer in Begleitung eines Hundes dargestellt wird, ist nicht der Apostel Jakobus, sondern der hl. Rochus. Als dieser sich, nach der Pflege von Pestkranken ebenfalls von der Krankheit angesteckt, in einen Wald zurückgezogen hatte, soll ihn nämlich laut Legende ein Hund mit Brotresten vom
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