Auch Santiago hatte einen Hund
anpassungsfähig - wie ein Pilger übrigens auch.
GEPÄCK: Es gibt Satteltaschen für Hunde, in verschiedenen Größen, sodass sich auch mein Partner, der Hund, am Tragen der Last beteiligen kann. Sein Gepäck sollte allerdings nicht schwerer sein als zehn bis fünfzehn Prozent des Körpergewichts. Abgesehen von Aufbruch
der geringeren Last für mich haben Satteltaschen den Vorteil, dass sie den Hund doch einbremsen, wenn er z. B. einen Zaun überspringen oder sonst eine Dummheit anstellen will. Zudem unterstreichen sie deutlich auch nach außen den partnerschaftlichen Charakter unserer Beziehung - wovon ich bei den Einheimischen oft profitiert habe. Ich bin sicher, dass ich die Freundlichkeit der Menschen mir gegenüber gar nicht selten Ajiz zu verdanken hatte. Zu beachten ist aber, dass das Gewicht der Satteltaschen auf beiden Seiten exakt gleich ist - am besten zu Hause abwiegen -, ansonsten verrutschen sie, mit unangenehmen Konsequenzen für den Hund. Daraus ergibt sich, dass ihr Inhalt für die Dauer der Wanderung von Gewicht und Beschaffenheit her konstant bleibt und aus Teilen der Ausrüstung besteht, die ihr Gewicht nicht verändern (also KEIN Hundefutter!) und robust sind. Und es darf den Gepäckstücken nicht schaden, wenn sie einmal nass oder schmutzig werden, geeignet sind also Kochgeschirr, Besteck, Schneidbrett, Biwaksack oder -zeit, Matte...
HUNDEBEGEGNUNGEN: Bei Begegnungen mit anderen Hunden gelten die gleichen Regeln wie im Alltag. Beide Hunde sollen entweder angeleint oder frei sein, erfahrene Hundebesitzer kommunizieren da rechtzeitig, also noch aus der Entfernung, miteinander. Denn wenn ein nicht angeleinter Hund auf einen angeleinten trifft, kracht es meistens (besonders wenn sie gleichen Geschlechts sind), da der angeleinte glaubt, er müsse seinen Besitzer verteidigen, sicher auch bedingt durch die wegen der Leine nicht veränderbare Nähe zum Besitzer. Im Zweifel ist es immer besser, wenn Hundebegegnungen mit angeleinten, „gesicherten“ Hunden und in einer sicheren Entfernung voneinander stattfinden. Also noch einmal: Gute Kommunikation zwischen den Hundebesitzern ist gefragt.
LÄNDER: Slowenien, Österreich, Deutschland die Schweiz und Frankreich zähle ich zu den hundefreundlichen Ländern, dort ist das Pilgern mit Hund ein Vergnügen. Er darf überall hinein - Beachtung der Regeln vorausgesetzt - und wird zudem von der Bevölkerung gerne gesehen und verwöhnt. Zweimal habe ich in Frankreich erlebt, dass mein Gastgeber seine(n) Hund(e) aus dem Haus verwies, damit Ajiz hereinkonnte! Ausnahmen davon gibt es wie überall, sind aber eher selten (z. B. hundefeindliche oder ängstliche Pilger in der Herberge).
In Italien und Spanien hingegen sind Hunde fast überall verboten, vor allem in öffentlichen Einrichtungen. In Spanien ist die Verbotsliste für Hunde sehr lang: Pilgerherbergen, Restaurants und Cafés, öffentliche Transportmittel (siehe auch „Transport“), Hotels. Wer also mit seinem Hund in Spanien pilgern will, sollte dies in der warmen Jahreszeit tun und sich auf Übernachtungen im Freien einstellen - was angesichts der im Sommer rettungslos überfüllten Pilgerherbergen vielleicht gar keine schlechte Alternative darstellt. Oft verfügen diese ja über einen Garten, wo ich mein Nachtlager aufschlagen und trotzdem Sanitäreinrichtungen und Küche der Herberge benützen kann.
TIERÄRZTE: Gibt es in allen Ländern. Sie sind meistens freundlich, lieben Pilgerhunde und verlangen oft nichts oder nur wenig für die Behandlung eines solchen - vor allem in Spanien, wo Jakobspilger - und eben auch ihre Hunde - bei Ärzten grundsätzlich einen Sonderstatus genießen. Impfungen sind an sich nicht notwendig, eventuell würde ich eine vorbeugende Impfung des Hundes gegen die Babesiose ins Auge fassen. Der von Zecken übertragene Parasit kommt in den warmen Mittelmeerländern immer häufiger vor, ist sehr aggressiv (er attackiert die roten Blutkörperchen) und kann bei Nichtbehandlung oder zu spätem Entdecken zum Tod des Hundes führen. Aber auch hier: Der Haus-Tierarzt kann da sicher besser beraten als ich.
RANSPORT IN DIE HEIMAT: Im Mittelalter stellte sich diese Frage nicht, man ging zu Fuß wieder nach Hause zurück. Die Pilger hatten ja auch keine andere Wahl, es sei denn, sie ließen sich am Weg für immer (oder ewig, im gar nicht so selten eintretenden Todesfall) nieder, was übrigens von den spanischen Königen massiv gefördert wurde. Heute kehren die
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