Auch sonntags Sprechstunde
Geld?«
»Mit dem Geld, das wir noch nicht bekommen haben. Ich mache i dir einen Vorschlag: Laß uns nach Paris fahren.«
»Was soll aus den Kindern werden?«
»Die Kinder nehmen wir mit. Eine gute Idee. Wir fahren mit ihnen in den Schulferien nach Paris und feiern dort ihren Geburts-! 28 tag- Sie haben zu Ostern reichlich Ferien. Weißt du eigentlich, daß sie noch nie im Ausland waren?«
»Was meinst du eigentlich, wie viele Leute wir geimpft haben?«
»Millionen.«
»Ich muß dir recht geben: so kommt es mir auch vor. Aber es waren fünfhundertdreiunddreißig. Für Robin und mich zusammen, ganz zu schweigen von der Steuer: Jeder Kratzer eine halbe Krone, du kannst dir also selbst ausrechnen, daß wir damit nicht weiter als bis nach Dover kommen.«
»Ach, lassen wir das Impfen«, sagte Sylvia. »Ich kann schon nichts mehr darüber hören. Die Zwillinge werden jedenfalls entzückt sein.«
»Und was ist mit Robin? Du kannst nicht erwarten, daß er deinen Enthusiasmus teilt.«
»Er soll jetzt bald seine Ferien nehmen. Er muß sich ja nicht nach den Schulferien richten.«
»Und ich fühle mich jetzt schon überarbeitet.«
»Du wirst in einigen Tagen wieder in Ordnung sein. Es normalisiert sich alles wieder.«
Mir war ein Stein vom Herzen gefallen, und Robin ebenfalls. Miss Nisbet sah aus, als ob sie sechs Wochen Ferien auf den Bahamas benötigte. »Keine neuen Pockenfälle«, schrieben die Zeitungen. Wochenlang hatten sie Bilder von Menschenschlangen vor Sprechzimmern und Gesundheitsämtern gezeigt. Der Alptraum schien tatsächlich vorbei zu sein. Niemand wäre es eingefallen, etwa daran zu denken, daß der nächste auf dem Fuß folgen könnte.
Wie die meisten Alpträume begann auch dieser langsam und überraschend während der Nacht. Wir schliefen arglos. Auch die Praxis ruhte. Kein Patient hatte unsere Nachtruhe gestört.
Peter war es, der uns aufhorchen ließ.
»He, Vati«, sagte er, noch im Schlafanzug, um 6.45. »Bist du munter?«
»Ja, ich bin eben aufgewacht.«
Er zog dramatisch die Vorhänge zurück. »Sieh mal!«
Ich schaute hinaus. Der Himmel war grau. »Ich sehe.«
»Nein. Auf die Erde mußt du sehen. Du mußt aus dem Bett aufstehen.«
»Das werde ich ganz gewiß nicht. Sag mir doch, was los ist.«
»Schnee! Sechs Fuß tief.«
»Woher weißt du das so genau?«
»Weil er bis zur Mitte unseres Torpfostens liegt.«
Das waren achtzehn Inches, was schlimm genug war.
»Dürfen wir hinausgehen und spielen?«
»Du kannst draußen erst mal den Weg freischaufeln, damit ich mit dem Wagen hinausfahren kann.«
Sylvia seufzte.
»Was hast du, Liebling?«
»Keine Schaufel«, sagte sie und drehte sich im Bett um.
»Dann nehmt doch den Besen«, sagte ich.
»Eigentlich würden wir lieber einen Schneemann bauen.«
»Nun, erst räumt den Schnee für Vater frei, seid lieb.«
Von draußen ertönten Freudenrufe durch das Schlafzimmerfenster. Ich allerdings stand weniger erfreut auf, um mich über diese neueste Überraschung zu informieren.
Ich hatte noch nie so viel Schnee gesehen. Die ganze Vorstadt schlief unter einer geschlossenen weißen Schneedecke. Zu allererst mußte ich mich darum kümmern, meinen Wagen herauszuholen.
Gebadet und angekleidet stellte ich fest, daß meine Gummistiefel in der Garage lagen.
Ich öffnete die Haustür und wurde empfindlich von einem eiskalten Windstoß getroffen.
»Könntest du mir meine Stiefel aus der Garage holen, Pete? Mit diesen Schuhen hier kann ich nicht hinaus in den Schnee.«
Penny und Peter, mit laufenden Nasen und schwer atmend, sahen sich fragend an. Dann blickten sie mich an. Ich warf daraufhin einen Blick in Richtung Garage. Sie war verschwunden.
Vom Weg aus hatten sie den Schnee gegen das Garagentor geschaufelt. Es war hinter einem neun Fuß hohen Montblanc verschwunden.
»Wir haben eine volle Stunde dafür gebraucht«, sagte Penny. »Nicht wahr, Pete?«
»Es ist wirklich lieb von euch, aber wie stellt ihr euch vor, soll ich zu dem Wagen gelangen oder zu meinen Gummistiefeln? Seid so gut und schaufelt den Schnee irgendwohin in den Garten.«
Peter legte den Besen nieder. »Ich bin jetzt müde. Es ist eine verdammt schwere Arbeit.«
»Ich auch«, sagte Penny. »Und ich habe Hunger.«
Um die Frühstückszeit war ich klitschnaß und erschöpft. Ich hatte meine Stiefel schließlich erreicht, die kalt und klamm waren vom monatelangen Stehen in der Garage, und meinen Wagen, den ich allerdings nicht weiter als bis zu den Rosenbeeten hatte fahren
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