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Auf Befehl des Koenigs

Auf Befehl des Koenigs

Titel: Auf Befehl des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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sie.
    »Welcher Zeuge?«
    »Wer hat beobachtet, wie Helena in die Tiefe gestürzt ist?«
     
    »Annie.«
    Zwei Stunden später saß Jamie im Bett in der großen Halle. Der Wandschirm war entfernt worden, die Mitglieder des Clans standen in kleinen Gruppen beisammen. Sie hatte Alec erklärt, wie er ihre Wunden verarzten und welche Salbe er benutzen sollte. Den Verband um den Oberarm musste er zweimal anlegen, ehe sie sich damit zufrieden gab.
    Inzwischen war Gavin zu sich gekommen. Heftige Kopfschmerzen peinigten ihn. Jamie verbot seinen Kameraden, ihm Ale einzuschenken. Stattdessen verordnete sie ihm Wasser und kalte Umschläge. Seine Qualen müsse er eben erdulden, befahl sie vom Bett aus, und damit basta.
    Ihr Gesicht verzerrte sich kein einziges Mal, während ihre Wunden versorgt wurden. Nicht Tapferkeit, sondern Eitelkeit war ihr Beweggrund. Vor den Verwandten wollte sie nicht wehleidig erscheinen. Vater Murdock erleichterte ihr die Tortur. Er saß neben ihr auf dem Bett und hielt ihre Hand, als Alec seine Aufgabe so behutsam wie möglich erfüllte. Nachdem das Werk vollbracht war, holte man die kleine Mary Kathleen. Beim Anblick der Verbände am Kopf und am Oberarm ihrer Mutter begann sie zu weinen. Alec besänftigte sie, indem er sie aufforderte, Mama einen Kuss zu geben. Das tat die Kleine sofort und wurde von Jamie mit der Beteuerung belohnt, jetzt gehe es ihr gleich viel besser. Wenig später schlief das Kind an ihrer Seite ein.
    Sie sah, wie Marcus dem Laird zunickte, und rief: »Ihr habt sie also gefunden?«
    Niemand antwortete, und Alec ging zur Tür.
    »Bring Annie zu mir!«, bat sie ihn. »Ich möchte sie fragen, warum …«
    Entschieden schüttelte er den Kopf. »Ich höre mir draußen an, was sie zu sagen hat.«
    »Und danach?«
    »Dann werde ich beschließen, was mit ihr geschehen soll.«
    Der Priester drückte ihr die Hand, als sie zu protestieren versuchte. »Überlassen Sie das ihm, Mädchen. Er ist ein barmherziger Mann.«
    »Ja – obwohl er es nicht eingesteht. Annies Geist ist verwirrt. Sicher wird er das berücksichtigen.«
    Grausiges, unmenschliches Gelächter füllte die Halle, und Jamie klammerte sich bestürzt an Vater Murdock. Annies Worte trafen sie wie Peitschenhiebe und wirkten noch unheimlicher durch den monotonen Singsang ihrer Stimme. »Ich werde deine Frau sein, Kincaid. Ich! Ganz gleich, wie lange es dauert. Es ist mein Recht. Helena nahm dich mir weg. Damals habe ich dich herausgefordert, Alec. Und ich werde es wieder tun.« Abermals erklang ein schauriges Lachen. »Immer wieder werde ich töten – bis du deine Lektion gelernt hast. Es ist mein Recht, den Platz an deiner Seite einzunehmen und …«
    Die plötzliche Stimme erschreckte Jamie. Sie versuchte aus dem Bett zu steigen, aber Gavin, der an dessen Fußende stand, donnerte: »Bleiben Sie, wo Sie sind, Mylady!« Wie ein gebieterischer Racheengel richtete er sich auf, doch die Wirkung dieser Pose wurde sofort beeinträchtigt, als er sich stöhnend an den Kopf griff. »Oh, ich hätte Sie nicht anschreien dürfen – aber Alec will nicht, dass Sie ihm folgen.«
    »Sie hätten nicht schreien sollen, weil es in Ihren Schläfen dröhnt, sobald Sie Ihre Stimme erheben.«
    »Das auch«, gab er zu. Ächzend brach er zusammen, und sie argwöhnte, er hätte das nur getan, um ihr Mitleid zu erregen und ihre Aufmerksamkeit von den Ereignissen vor dem Haus abzulenken.
    »Ich vertraue meinem Mann«, erklärte sie ihm. »Und Sie brauchen mir nichts vorzuspielen, nur um mein ungeteiltes Interesse zu wecken.«
    »Kann ich einen Becher Ale haben?«
    »Nein.«
    »An diesem Bett herrscht zu viel Gedränge«, verkündete Alec vom Eingang her.
    Jamie lächelte und wartete, bis er zu ihr kam und sie küsste. Dann fragte sie: »Hast du alles geregelt?« Er nickte nur, und sie fuhr fort: »Du warst ihr versprochen, nicht wahr?«
    »Edgar wollte die beiden Clans vereinen, um Frieden zu stiften. Und zuerst war ich mit Annie verlobt.«
    »Aber sie ist viel jünger …«
    »Nur ein Jahr jünger als du, Jamie.«
    »Mir kommt sie immer noch wie ein Kind vor. Und nachdem Helenas Mann gestorben war, besann sich der König anders?«
    »Ja. Sie war schwanger, und er wollte ihr zu einem schönen Zuhause verhelfen.«
    Verständnisvoll nickte Jamie. »Auch sie wollte dich nicht verlassen«, bemerkte sie lächelnd. Er begriff ihre Freude erst, als sie sich zu Vater Murdock wandte. »Morgen müssen Sie Helenas Grab segnen. Und wir lassen eine Totenmesse für sie

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